Smart-TV-Spionage: Die unsichtbaren Datensammler im Wohnzimmer

Smart-TVs sind nicht nur Unterhaltungselektronik – sie sammeln heimlich Daten über unser Sehverhalten. Die automatische Inhaltserkennung (ACR) erstellt detaillierte Profile, die für personalisierte Werbung genutzt werden. Untersuchungen zeigen, dass Geräte von Herstellern wie Samsung und LG mit voreingestellter ACR-Technologie regelmäßig Screenshots und Audiomitschnitte an ihre Server senden. Kann man sich davor schützen?
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Neue Studie zeigt: Viele Smart-TVs spionieren ihre Nutzer aus.Foto: sinseeho/iStock
Von 18. Dezember 2024

Smart-TVs sind nicht nur Unterhaltungselektronik – sie sammeln heimlich Daten über unser Sehverhalten. Die automatische Inhaltserkennung (ACR) erstellt detaillierte Profile, die für personalisierte Werbung genutzt werden. Untersuchungen zeigen, dass Geräte von Herstellern wie Samsung und LG mit voreingestellter ACR-Technologie regelmäßig Screenshots und Audiomitschnitte an ihre Server senden.

Diese Praxis erfolgt unabhängig davon, ob Inhalte über lineares Fernsehen, Streaming-Dienste oder externe Geräte wie über HDMI angeschlossene Geräte wiedergegeben werden. Um sich davor zu schützen, müssen Nutzer aktiv die entsprechenden Datenschutzeinstellungen ändern oder den Smart-TV aus dem Haushalt entfernen.

Die Nutzung von Smarthome-Technologien nimmt in Deutschland weiter zu. Laut einer im August 2024 veröffentlichten Umfrage des Digitalverbands Bitkom geben 46 Prozent der Menschen an, mindestens eine solche Technologie zu verwenden. Im Jahr 2020 waren es noch 37 Prozent gewesen.

Trotz dieser positiven Entwicklung äußern viele Menschen Bedenken hinsichtlich der Sicherheit und des Datenschutzes ihrer Smarthome-Geräte. Mehr als die Hälfte der Befragten fürchtet sich vor Überwachung.

Um diese Bedenken zu adressieren, ist es wichtig, dass Hersteller transparente Informationen über die Datensicherheit ihrer Geräte bereitstellen und den Nutzern die Kontrolle über ihre persönlichen Daten ermöglichen. Zudem sollten Verbraucher sich über die Funktionen und Datenschutzrichtlinien ihrer Smarthome-Geräte informieren und gegebenenfalls die Einstellungen anpassen, um ihre Privatsphäre zu schützen.

Längst zu Hause angekommen: Smarthome-Technologie

Sicherheitsbedenken sind der am häufigsten genannte Grund für die Nichtnutzung von Smarthome-Anwendungen. Neben der Furcht vor Hackerangriffen (54 Prozent) haben 43 Prozent Angst vor dem Missbrauch ihrer persönlichen Daten.

„Das Bewusstsein ist nach wie vor nicht groß für Risiken und Gefahren bei Smarthome und IoT“, erklärt Cybersicherheitsexperte Bastian Heilos, Geschäftsführer der VTRUST GmbH, gegenüber Epoch Times über die Sicherheit im Bereich Smarthome. Das Internet of Things (Internet der Dinge) vernetzt Geräte und Gegenstände, die auf technischem Wege miteinander kommunizieren.

Die größte sicherheitstechnische Gefahr im Zusammenhang mit dem Internet der Dinge (IoT) liegt darin, dass neben den zahlreichen Vorteilen vernetzter Technologien die potenziellen Risiken und „Nebenwirkungen“ oft übersehen oder falsch eingeschätzt werden. Es mangelt sowohl in der breiten Masse an Bewusstsein als auch an Transparenz und technischem Verständnis. Häufig ist nicht direkt ersichtlich, welche Technologien und Akteure an einem Produkt beteiligt sind. Lesen Sie HIER das ganze Epoch-Times-Interview.

Die Smarthome-Technologie hält Einzug in die Wohnungen

Viele Verbraucher akzeptieren, dass beim Einsatz von Smarthome-Technologien wie Staubsaugerrobotern, Smart Metern oder Sprachassistenten persönliche Daten erfasst werden. Diese Daten werden oft als Preis für die Bequemlichkeit betrachtet, die diese Geräte bieten. Einige Nutzer erkennen jedoch erst, dass ihre Daten gesammelt werden, wenn sie personalisierte Werbung erhalten.

Eine aktuelle Studie zeigt, dass Smart-TVs heimlich Screenshots an die Hersteller senden, was die Privatsphäre der Nutzer stark verletzen kann.

Um sich vor solchen Datenschutzrisiken zu schützen, ist es wichtig, die Datenschutzeinstellungen der verwendeten Geräte zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. Zudem sollte man sich der potenziellen Risiken bewusst sein und gegebenenfalls auf Geräte verzichten, die persönliche Daten sammeln, wenn dies nicht gewünscht ist.

Schon in 2023 waren in 67 Prozent aller Haushalte Deutschlands das Fernsehgerät ans Internet angeschlossen – entweder direkt über das Smart-TV-Gerät oder über Zusatzgeräte wie Streaming-Boxen und -Sticks. Smart-TVs gelten als Alleskönner – und sie können noch mehr, wie eine neue Studie zeigt: Das Gerät kann den Benutzer auszuspionieren.

Neue Studie: Das Wohnzimmer als Spionageort

Wissenschaftler der Universidad Carlos III de Madrid (UC3M) haben in Zusammenarbeit mit dem University College London und der University of California erstmals untersucht, wie Smart-TVs das Nutzerverhalten überwachen. Die Studie zeigt, dass viele dieser Geräte unbemerkt Daten über das Sehverhalten sammeln und an die Server der Hersteller senden. Diese Informationen werden genutzt, um detaillierte Profile der Nutzer zu erstellen und personalisierte Werbung zu schalten.

Das Ergebnis: Viele Smart-TVs spionieren ihre Nutzer aus. Deren Sehgewohnheiten werden für präzise Profile und damit für personifizierte Werbung genutzt. Nicht nur Apps und sonstige Anwendungen, auch internetfähige Smart-TVs senden unbemerkt – und ungefragt! – Daten über die Sehgewohnheiten ihrer Nutzer an die Server der Hersteller. Dies ermöglicht es, detaillierte Profile der Verbrauchergewohnheiten zu erstellen und für personifizierte Werbung zu benutzen.

Eine aktuelle Studie untersucht erstmals das direkte Tracking durch Smart-TV-Plattformen, insbesondere durch die Technologie der automatischen Inhaltserkennung (ACR). Frühere Forschungen konzentrierten sich hauptsächlich auf das Tracking durch Drittanbieter im Smart-TV-Ökosystem.

Datenübertragung alle 15 Sekunden

Laut der Untersuchung erfasst die Technologie Screenshots oder Audioaufnahmen, um die auf dem Bildschirm angezeigten Inhalte mithilfe der sogenannten „Automatic Content Recognition“ (ACR) zu identifizieren. Die – auf Deutsch – „Automatische Inhaltserkennung“ ist eine Technologie zur Identifizierung von Inhalten, die auf einem Mediengerät abgespielt oder in einer Mediendatei dargestellt werden, erklärt IT-Sicherheitsexperte Günter Born auf seinem Blog „Borncity“.

Die aus der „Automatischen Inhalterkennung“ gewonnene Daten werden regelmäßig an Server gesendet, auch dann, wenn der Fernseher lediglich als externer Bildschirm verwendet wird oder an ein anderes Gerät wie einen Laptop angeschlossen ist.

Smart-TVs sammeln Daten über das Sehverhalten der Nutzer, um personalisierte Werbung zu ermöglichen. Diese Geräte analysieren Bildinhalte, um zu erkennen, welche Programme oder Filme gerade angesehen werden. Diese Informationen werden an die Server der Hersteller gesendet und dienen der Erstellung detaillierter Nutzerprofile.

Um die Privatsphäre zu schützen, sollten Nutzer die Datenschutzeinstellungen ihres Smart-TVs überprüfen und gegebenenfalls anpassen. Einige Hersteller bieten die Möglichkeit, die automatische Inhaltserkennung (ACR) zu deaktivieren, um die Datensammlung zu reduzieren. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Menüführung je nach Hersteller und Modell variieren kann.

Insgesamt zeigt sich, dass Smart-TVs neben ihren Unterhaltungsfunktionen auch erhebliche Datenschutzrisiken bergen können. Eine bewusste Auseinandersetzung mit den eigenen Datenschutzeinstellungen ist daher unerlässlich, um die Kontrolle über persönliche Daten zu behalten.

Der ACR-Spion im Wohnzimmer

In der hier abrufbaren Studie wird das Grundprinzip wie folgt beschreiben:

„ACR erfasst in regelmäßigen Abständen Bilder und/oder Audio, erstellt einen Fingerabdruck des Inhalts und überträgt diesen an einen ACR-Server, um ihn mit einer Datenbank bekannter Inhalte (zum Beispiel Filme, Werbung, Live-Feeds) abzugleichen. Bei einer Übereinstimmung kann der ACR-Server genau feststellen, welcher Inhalt gerade auf dem Smart-TV abgespielt wird. Auf diese Weise ermöglichen es Smart-TV-Plattformen wie Samsung und LG, Nutzerprofile in Publikumssegmente zu unterteilen, die anschließend für die gezielte Ausspielung personalisierter Werbung genutzt werden.“

Samsung-Fernseher übermitteln diese Informationen jede Minute, LG-Geräte sogar alle 15 Sekunden. ACR-fähige Geräte können automatisch Informationen über den Konsum von Inhalten auf dem Bildschirm oder über die Lautsprecher erfassen, ohne dass der Benutzer Eingaben oder Suchvorgänge vornehmen muss. Diese Funktion ist werkseitig im Gerät voreingestellt.

Und was ist mit Datenschutz?

„Die automatische Inhaltserkennung funktioniert wie eine Art visuelles Shazam, das anhand von Screenshots oder Audioaufnahmen ein Zuschauerprofil basierend auf den Nutzungsgewohnheiten erstellt. Diese Technologie ermöglicht es den Plattformen der Hersteller, Nutzerprofile zu erstellen, ähnlich wie im Internet. Unabhängig von der Nutzungsart wirft diese Form der Nachverfolgung jedoch ernsthafte Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes auf“, erklärt die UC3M-Forscherin Patricia Callejo.

Teil der Untersuchung war auch, ob es Unterschiede in der ACR-Tracking-Praxis zwischen dem Vereinigten Königreich und den USA gibt. Europa, wo die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) gilt, wurde nicht einbezogen.

Der Spion im Gerät als Standard voreingestellt

Um zu testen, inwieweit Smart-TVs das ACR-Tracking blockieren können, experimentierte das Forschungsteam mit verschiedenen Datenschutzeinstellungen. Die Ergebnisse zeigten, dass Nutzer zwar die Übermittlung dieser Daten an die Server blockieren können, die Fernsehgeräte jedoch standardmäßig weiterhin ACR durchführen.

„Das Problem ist, dass sich nicht alle Nutzer dessen bewusst sind“, führt Callejo weiter aus, die diesen Mangel an Transparenz bei den Grundeinstellungen für bedenklich hält. „Außerdem wissen viele Nutzer nicht, wie sie die Einstellungen ändern können, was bedeutet, dass diese Geräte standardmäßig als Tracking-Mechanismus für ihre Aktivitäten fungieren.“

Daten das Gold des 21. Jahrhunderts: Nutzer müssen aktiv abschalten

Das Computermagazin Chip bietet praktische Hilfe an: „Nutzer können das ACR-Tracking über die Datenschutzeinstellungen der Smart-TVs deaktivieren. Bei Samsung geht dies unter ,Support‘ und ,Nutzungsbedingungen‘ durch das Deaktivieren der ,Viewing Information Services‘. Bei LG muss die Funktion ,Live Plus‘ abgeschaltet werden. Dies erfordert jedoch das Durchgehen von sechs bis elf verschiedenen Optionen in den TV-Einstellungen.“

chip.de resümiert: „Damit verstärken diese Erkenntnisse die Kritik am Datenschutz von Smart-TVs, die bereits 2020 vom Bundeskartellamt wegen schwerwiegender Transparenzmängel geäußert wurde.“

SMART andere interpretiert: Ist „Smart“ wirklich so schlau?

Smart wird üblicherweise mit „intelligent“ oder „schlau“ übersetzt, und Smart-TVs werden oft als intelligente Systeme beschrieben. Laut dem YouTuber und Privatforscher Raik Garve ist SMART jedoch ein Akronym, bei dem Wortgruppen auf ihre Anfangsbuchstaben gekürzt und zusammengefügt werden (YouTube-Video, ab Minute 15:00). Es steht also nicht für „klug“ oder „intelligent“, wie oft angenommen, sondern verbirgt eine ganz andere Bedeutung dahinter.

S steht für Surveillance (Überwachung, Anm. der Redaktion),
M für Monitoring,
R für Assessment Reporting und
T für Technology.

Übersetzt könnte man sagen, so der YouTuber, „es handelt sich um ein Überwachungsmonitoring, also im Sinne von, es wird kontrolliert. Dann werden die erhobenen Daten an irgendjemanden weitergegeben, ausgewertet und das alles auf technologischer Basis. Wir reden hier von Daten. Und wer die Daten kontrolliert, der hat quasi das Gold des 21. Jahrhunderts in seiner Tasche… die Währung des 21. Jahrhunderts sind Daten.“



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