Sind Polizei und Feuerwehr nicht genügend geschützt?
Enis Eisfeld ist Finanzberater für Beamte und Angestellte bei Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst, Gesundheits- oder Bildungswesen. Besonders bei Beschäftigten von Polizei und Feuerwehr ist ein Anstieg der Versicherungen zu beobachten. Woran liegt das? Nimmt die Kriminalität zu? Werden Einsätze heftiger? Oder liegt es an internen Problemen? Der Finanzberater schildert Epoch Times in einem Interview, warum Polizei und Feuerwehr zu ihm kommen.
Herr Eisfeld, warum sichern Sie vor allem Beamte und Angestellte bei der Polizei und der Feuerwehr ab?
Wir haben unsere Firma darauf spezialisiert, weil mein Geschäftspartner und ich früher selbst bei der Polizei waren. Wir haben uns im Studium bei der Polizei kennengelernt und hatten schon im Vorfeld Kenntnisse aus der Betriebswelt. Ich schloss zuvor eine kaufmännische Ausbildung ab und war neben meinem Polizeistudium im Rettungsdienst als Rettungssanitäter tätig.
In unserer Arbeit haben wir festgestellt, dass die Versicherungsgesellschaften nicht genau wissen, wie Polizeibeamte vernünftig versichert werden oder es nicht wissen wollen. So wie es gemacht wurde, stimmte es häufig mit dem Beamtengesetz nicht überein. Beispielsweise bezieht sich das auf Faktoren wie Pensionseintritt, Dienstunfähigkeiten und so weiter.
Den Kollegen kann sehr viel Geld eingespart werden, wenn man sich intensiver mit der Thematik befasst und eine vernünftige Aufstellung der Angebote erstellt. Mein Kollege und ich erkannten schließlich, dass viele nicht richtig abgesichert sind.
Warum sollten sich Beamte zusätzlich versichern? Eigentlich sind sie schon gegen Krankheit, Freizeitunfälle, Dienstbeschädigung, Dienstunfälle und so weiter geschützt beziehungsweise versichert.
Beamte tragen durch ihr Beamtenverhältnis einen größeren Schutz als der klassische Angestellte. Jedoch ist es so, dass das ausgeübte Berufsbild auch viel mehr Gefahren ausgesetzt ist. Ein Polizeibeamter erlebt in nur einem Jahr so viel wie ein Mensch wahrscheinlich sonst in seinem gesamten Leben. Es sind auch schlimme Sachen, die er mitbekommt, Schicksalsschläge. Sein Beruf ist sehr gefährlich. Daher rührt auch die Ausfallquote. Und die Absicherung, die vonseiten des Landes oder des Bundes besteht, ist bei Weitem nicht ausreichend.
Trotz der Absicherung herrscht eine Versorgungslücke. Und die Versorgungslücke bemisst sich am aktuellen Einkommen.
Sie beraten nicht nur Polizei und Feuerwehr finanziell, sondern auch Rettungsdienst und Angestellte aus dem Gesundheits- und Bildungswesen. Aus welchem Berufsfeld haben Sie die meisten Kunden?
In Summe haben wir tatsächlich die meisten Kunden aus der Freiwilligen Feuerwehr und Berufsfeuerwehr. Sie werden gefolgt von Polizisten, dann kommt der Rettungsdienst.
Woran liegt es, dass Ihre meisten Kunden von der Feuerwehr kommen? Sind sie mehr Gefahren ausgesetzt oder ist dort der Schutz vor Krankheiten und Unfällen niedriger?
Erst mal ist die Gesamtsumme von Feuerwehrbeamten in Deutschland höher. Darüber hinaus bekommt ein freiwilliger Feuerwehrmann noch weniger Schutz als ein Beamter. Es gibt eine Unfallkasse für Feuerwehrmänner, die Unfälle in Einsätzen zu kleinen Teilen trägt, dann hört es aber auch auf.
Jedoch kommen sie einem sehr außergewöhnlichen Job nach. Wenn die Sirene nachts um 3 Uhr losgeht, fahren sie zur Feuerwehrwache und begeben sich in eine Gefahrensituation. Das Land hält allerdings die Hand nicht darüber.
Wogegen sichern sich Ihre Kunden insgesamt am meisten ab?
Ganz stark ist bei uns die Arbeitskraftabsicherung, darauf legen unsere Kunden am meisten Wert. Es ist meiner Ansicht nach auch am notwendigsten, denn die Arbeitskraft ist das teuerste Gut, was jeder besitzt. Ein kleines Beispiel: Ein Neuwagen, sagen wir ein Audi A3, kostet 30.000 Euro. Den versichern wir für den Fall der Fälle, dass wir damit aus Versehen einen Totalschaden verursachen, auf Vollkasko.
Für die Arbeitskraft kann man als Beispielrechnung einen 25-jährigen Nichtbeamten nehmen. Er muss insgesamt bis zum Alter von 67 Jahren arbeiten, also hat er noch 42 Jahre Arbeit vor sich. Wenn er beispielsweise 2.500 Euro netto verdient, dann sind das 30.000 Euro netto im Jahr. Das wird mit 42 Jahren multipliziert und wir sind bei einer Schadenssumme von über 1,2 Millionen Euro, wenn er seinem Beruf nicht mehr nachkommen kann.
Es muss natürlich noch einbezogen werden, wie hoch seine Sicherung durch den Beamtenstatus ist und dies gegengerechnet werden. Das ist aber nicht viel. Daher ist die Bereitschaft, die Arbeitskraft abzusichern, das teuerste Gut, was wir in uns tragen, am größten.
Was ist nach den Berichten Ihrer Kunden die größte Gefahr in der Arbeit?
Ganz klar psychische Erkrankungen. Das sind Burnout, Angstzustände, Depressionen. All diese Themen liegen nahe beieinander.
Entstehen diese Krankheiten ausschließlich durch die Arbeit und ihre täglichen Erfahrungen? Oder kommen die psychischen Belastungen auch durch das Arbeitsumfeld?
Ich bin kein Arzt, aber ich denke, dass es vor allem an den extremen Situationen liegt, die Menschen bei der Polizei und Feuerwehr erfahren. In der Regel erleben sie Sachen, die in der Presse sehr spannend, aber für einen normalen Menschen unzugänglich sind. Im Rettungsdienst müssen beispielsweise Kinder reanimiert werden, jeden Tag wird Leid gesehen. Das macht etwas mit den Menschen.
Ist im Gegensatz dazu die Unterstützung im Team und auch von den Teamleitern hoch?
Definitiv. Also ich glaube, sonst wäre das auch gar nicht machbar. Egal, welche Berufsgruppe wir betrachten: Die Hilfskräfte unterstützen sich untereinander sehr und stehen sich zur Seite.
Die Silvesternacht mit den Bildern aus Berlin hat die Gesellschaft deutschlandweit erschüttert. Dabei handelt es sich um ein einmaliges und sehr außergewöhnliches, aber heftiges Ereignis. Oder wie sehen Sie das?
Dass es einmalig ist, würde ich mir sehr wünschen. Definitiv ist das eine Situation, auf die man in Zukunft vorbereitet sein muss und sie dann auch direkt unterbinden können muss. Ich hoffe, dass die Politik daraus lernt und die Einsatzkräfte mit Gesetzen weiter geschützt werden.
Glauben Sie denn, dass insgesamt die Kriminalität zunimmt?
Dazu gibt es statistische Daten. Anhand derer ist zu erkennen, dass die Kriminalität in Deutschland abnimmt. Ich denke aber, dass es eher ins Extremere geht.
Wie meinen Sie das?
Standardisierte Körperverletzungsdelikte sind es wahrscheinlich eher weniger. Als Beispiel: Dass es in Diskotheken zu Raufereien kommt. Wenn aber etwas passiert, dann geht es ins Extreme. Es ist eine Waffe im Spiel oder es wird ein gefährliches Werkzeug eingesetzt.
Die Berufe bei der Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst sinken durch verschiedene Gründe im Ansehen. Wie können die Berufe in ihrem Ansehen wieder steigen?
Indem bessere Gesetze formuliert werden und die Zielgruppe mehr geschützt wird. Es sollten Konsequenzen folgen, wenn beispielsweise ein Rettungswagen mit der Besatzung angegriffen wird. Über solche Vorgänge sollte nicht als normale Delikte, sondern verschärfte Delikte gesprochen werden. Die Gesetze sollten mit einer vernünftigen und angebrachten Sprache versehen werden. Es ist traurig, dass man so etwas sagen muss, aber das wäre vielleicht der richtige Weg.
Außerhalb der Arbeit müssen sich Beamte und Angestellte immer mal wieder gegen Rassismusvorwürfe wehren. Diese folgten zum Beispiel auf einem Einsatz, in dem ein Polizist zu einem Mann sagte: „Du bist hier in Deutschland, du musst dich an die deutschen Gesetze halten.“ Gibt es häufig Anschuldigungen von Rassismus?
Es ist schnell gesagt, dass ein Rassismus-Hintergrund vorliegt, wenn ganz normale Sachverhalte im Raum stehen. Es ist meiner Meinung nach zu verneinen, dass es bei der Polizei rassistisch zugeht – zumal auch in allen Bereichen viele Kollegen mit Migrationshintergrund eingestellt werden.
Sehen Sie einen Unterschied, wie häufig sich Frauen oder Männer zusätzlich absichern?
Gewisse Berufsfelder werden immer noch von Männern dominiert. Bei uns macht die Verteilung von Männern und Frauen in der Statistik allerdings keinen Unterschied, die Quote liegt sehr ausgewogen.
Gibt es einen Unterschied, wie viele Angestellte und Beamte sich auf dem Land, in Kleinstädten oder in Großstädten versichern?
Da gibt es auch keinen Unterschied. Ein Polizeibeamter, der auf dem Land im Einsatz ist, ist sich seiner Gefahr genauso bewusst wie ein Beamter in einer Stadt. Die Einsatzhäufigkeit von Übergriffen und Verletzungen ist auf dem Land sogar geringer als in der Stadt.
Es gibt keinen Unterschied, auch wenn allgemein der Eindruck besteht, dass es in Großstädten heißer einhergeht und mehr passiert?
Das ist definitiv der Fall. Auch Statistiken zeigen, dass in Ballungsgebieten eine höhere Kriminalitätsrate herrscht. Und es ist nicht außer Acht zu lassen, dass die Einsatzkräfte auf dem platten Land auf extreme Einsätze nicht vorbereitet sind.
Wie meinen Sie das?
Wenn man beispielsweise in Hamburg oder Berlin im Nachtdienst diverse körperliche Einsätze hat, ist man auf ganz andere Situationen eingestellt als auf dem Land, wo die Einsatzhäufigkeit nicht so hoch ist. Kommt es dort zu heftigen Einsätzen, ist der Überraschungsmoment größer.
Trotzdem, sagen Sie, soll das nichts daran ändern, dass sie sich zusätzlich absichern.
Definitiv. Am Ende geht es darum, dass man nicht in eine finanziell schlechte Situation gerät, wenn ein extremes Ereignis passiert und dann die Psyche oder die Körperfunktionen beeinträchtigt sind.
Enis Eisfeld erkannte in seinem Studium bei der Polizei Lücken in den Absicherungen für Beamte und spezialisierte sich in diesem Bereich. Heute arbeitet er als unabhängiger Versicherungsmakler bei Kees Finanzberater. In seiner Arbeit hat er sich vor allem auf die Beratung von Angestellten und Beamten bei der Feuerwehr und Polizei spezialisiert.
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