Polizeigewerkschaft: Steigender Bedarf an Seelsorgern

Manchmal können selbst erfahrene Einsatzkräfte Bilder an Unfallorten nur schwer ertragen. Dann können Seelsorger oder Psychologen eine Hilfe sein.
Ein Seelsorger und ein Mitglied der Feuerwehr an einer Unfallstelle auf der Autobahn 9 vor einer Böschung, die mit Trümmerteilen übersäht ist.
Ein Seelsorger und ein Mitglied der Feuerwehr an einer Unfallstelle auf der Autobahn 9 vor einer Böschung, die mit Trümmerteilen übersäht ist.Foto: Bodo Schackow/dpa
Epoch Times8. April 2023

Polizisten in Deutschland rechnen mit einem steigenden Bedarf an Seelsorgern und Psychologen nach schwierigen Einsätzen mit Toten und Verletzten.

„Angesichts der zunehmend herausfordernden Einsatzlagen, selbst im vermeintlich normalen Streifendienst, wird der Bedarf aus Sicht der Gewerkschaft der Polizei weiter zunehmen“, sagte der Vizevorsitzende Michael Mertens der „Deutschen Presse-Agentur“. „Nicht jede Beamtin oder jeder Beamte schüttelt derart traumatische Geschehnisse mit dem Ausziehen der Uniform ab.“

Seelsorger und Psychologen kommen bei Bedarf nach Unfällen oder Verbrechen zum Einsatz, um Einsatzkräfte, Betroffene oder Angehörige zu betreuen. Vor einer Woche kümmerten sie sich in Thüringen nach dem schlimmen Autounfall mit sieben Toten um Polizisten und Rettungskräfte. Sie waren laut Polizei beim Überbringen der Todesnachrichten dabei.

„Kein Zeichen von Schwäche, belastende Dinge mit jemandem zu teilen“

Allein bei der evangelischen Kirche sind bundesweit 50 Hauptamtliche in der Polizeiseelsorge tätig. Neben- und ehrenamtlich seien es noch einmal so viele, sagte der Vorsitzende der Konferenz Evangelischer Polizeipfarrerinnen und Polizeipfarrer, Pastor Uwe Köster. Bei der katholischen Kirche sind es nach eigenen Angaben 87 Frauen und Männer in den Landespolizeien, bei der Bundespolizei 12.

Nach Ansicht der Polizei-Gewerkschaft besteht „die Verpflichtung des Dienstherrn, regelmäßig die Angebotslage zu überprüfen und gegebenenfalls zeitnah auszubauen“. Gleichermaßen wichtig sei, dass Einsatzkräfte Angebote aktiv wahrnehmen. „Es ist kein Zeichen von Schwäche, belastende Dinge mit jemandem zu teilen“, sagte Mertens. Es müsse auch Alltag sein, innerhalb der Dienststellen solche Themen frei und ohne die Sorge anzusprechen.

Mertens zufolge wurden der sogenannte polizeipsychologische Dienst und die seelsorgerischen Angebote bundesweit ausgebaut. „Der Frage, was solche Situationen wie schwere Unfälle, Leichenfunde, Gewalterfahrungen oder auch das Überbringen von Todesnachrichten mit einem machen, haben sich die Polizeien gestellt.“ (dpa)



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