Papst Benedikt XVI. „sehr krank“ – Franziskus richtet Gebetsaufruf an Gläubige
Mit tiefer Besorgnis blicken katholische Gläubige derzeit in Richtung Vatikan. Wie Papst Franziskus am Mittwoch, dem 28.12.2022, am Ende seiner wöchentlichen öffentlichen Audienz mitteilte, sei sein Amtsvorgänger in einem kritischen Gesundheitszustand. Der amtierende Pontifex bat um ein „besonderes Gebet“ für Benedikt XVI., der „in der Stille die Kirche stützt“.
Vatikan schreibt von Verschlimmerung des Gesundheitszustandes
Wie die „Catholic News Agency“ berichtet, hat Papst Franziskus davon gesprochen, dass Benedikt „sehr krank“ sei. In diesem Zusammenhang äußerte er:
Denkt an ihn […] und bittet den Herrn, ihn zu trösten und ihn in diesem Zeugnis der Liebe für die Kirche bis zum Ende zu unterstützen.“
Wie das Portal „kath.net“ mitteilte, hat der Vatikan im weiteren Verlaufe des Mittwochs eine Pressemitteilung über den Gesundheitszustand des emeritierten Kirchenoberhaupts veröffentlicht. Darin bestätigte der Vatikan, dass es „in den letzten Stunden zu einer Verschlimmerung aufgrund des fortschreitenden Alters gekommen ist“.
Die Situation sei derzeit jedoch noch unter Kontrolle, Benedikt werde „von den Ärzten ständig überwacht“. Im Anschluss an die Generalaudienz habe Papst Franziskus seinen Vorgänger persönlich im Kloster Mater Ecclesiae besucht. Am Mittwochnachmittag hieß es vonseiten der Agentur „Ansa“ unter Berufung auf „qualifizierte Kreise“, Benedikt XVI. habe seit den Tagen vor Weihnachten Atemprobleme.
Kardinal Gerhard Ludwig Müller habe den emeritierten Pontifex am Montag gegenüber der Deutschen Presse-Agentur als „immer noch geistig fit“ bezeichnet. Allerdings fügte auch er hinzu, Benedikt sei „bei wachem Verstand und geistig bereit, jederzeit vor seinen göttlichen Richter zu treten“.
Am Mittwochnachmittag hieß es, der Gesundheitszustand des emeritierten deutschen Papstes Benedikt XVI. verschlechtere sich nach Angaben aus dem Vatikan zusehends. Die lebenswichtigen Körperfunktionen ließen nach, „einschließlich des Herzens“, äußerten Quellen aus dem Vatikan gegenüber der Nachrichtenagentur „AFP“.
Bereits 2016 sprach der Papst über seine Erwartungen bezüglich des Todes
Zum Thema des Sterbens und des Lebens nach dem Tod hatte der Pontifex selbst sich bereits 2016 im Interviewband „Letzte Gespräche“ mit seinem Biografen Peter Seewald geäußert. Erst nach dem Tod, so Benedikt, sei der Gläubige „wirklich zu Hause“. Über seine diesbezüglichen Erwartungen äußerte der emeritierte Papst:
Es gibt verschiedene Dimensionen. Einige sind eher theologisch. Der heilige Augustinus sagt hier etwas, das ein großer Gedanke und ein großer Trost ist. Er interpretiert die Psalmstelle ‚Suchet sein Angesicht allezeit‘ dahingehend, dass dies ‚für immer‘ gilt, für alle Ewigkeit. Gott ist so groß, dass wir mit unserer Suche nie fertig werden. Er ist immer neu. Mit Gott gibt es immerwährende, unendliche Begegnungen, mit neuen Entdeckungen und neuer Freude. Solche Dinge sind eine theologische Frage. Gleichzeitig freue ich mich aus einer ganz menschlichen Perspektive auf das Wiedersehen mit meinen Eltern, meinen Geschwistern, meinen Freunden, und ich stelle mir vor, dass es genauso schön sein wird wie in unserem Familienhaus.“
Benedikt XVI. trat als zweiter Papst der Kirchengeschichte aus dem Amt zurück
Der am 16. April 1927 als Joseph Aloisius Ratzinger in Marktl am Inn geborene Kleriker trat am 19. April 2005 sein Amt als 265. Oberhaupt der Katholischen Kirche an. Er folgte damit dem 1978 ins Amt gekommenen Papst Johannes Paul II. nach. Dieser war am 2. April unter der breiten Anteilnahme hunderttausender Gläubiger in Rom an den Spätfolgen einer Kehlkopfentzündung verstorben.
Am 28. Februar 2013 erklärte Benedikt XVI. aus gesundheitlichen Gründen seinen freiwilligen Rücktritt als Papst. Bis dahin hatte es erst einen Fall in der gesamten Kirchengeschichte gegeben, in dem ein Kirchenoberhaupt sein Amt zurücklegte.
Die Karriere Joseph Ratzingers als Theologe begann 1959 mit seiner Berufung auf den Lehrstuhl für Fundamentaltheologie an der Universität Bonn. Es folgten mehrere weitere Berufungen als Professor für katholische Dogmatik und Dogmengeschichte an deutschen Universitäten.
Im Jahr 1977 trat er sein Amt als Erzbischof von München und Freising an, ehe er 1982 als Kurienkardinal zum Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre bestellt wurde. Diese Funktion übte er bis 2005 aus, ebenso wie jene als Dekan des Kardinalskollegiums, die er 2002 übernahm.
Skandalisierte Rede in Regensburg verhinderte Dialog mit dem Islam nicht
Zu den ersten Amtshandlungen als Papst Benedikt XVI. gehörte der Besuch des Weltjugendtages in Köln im August 2005. Ein Jahr später reiste er für mehrere Tage in seine bayerische Heimat. Dabei besuchte er neben seinem Geburtsort Marktl auch München, Altötting, Freising und Regensburg. Dort zelebrierte er eine Messe mit 250.000 Gläubigen auf dem Islinger Feld.
Eine Vorlesung an der Universität in Regensburg am 12. September des Jahres sorgte für Irritationen in der islamischen Welt. Benedikt zitierte darin einen islamfeindlichen Ausspruch des byzantinischen Kaisers Manuel II. Palaiologos. Dass er sich inhaltlich im gleichen Vortrag davon distanzierte, ging in der medialen Aufbereitung der Rede weitgehend unter.
Ende November 2006 reiste Papst Benedikt XVI. dann auch in die Türkei. Dort unterstrich er unter anderem gegenüber dem Präsidenten der Religionsbehörde Diyanet die Notwendigkeit des Dialogs mit dem Islam.
Der Staat als „große Räuberbande“
Auch im Verhältnis zum Judentum und zur Orthodoxie bemühte sich Benedikt um Annäherung. Er legte zu Beginn des Jahres 2006 offiziell den Titel „Patriarch des Abendlandes“ ab, im selben Jahr kam es zu Treffen mit Bartholomäus I. und dem Metropoliten Kyrill I. Im Jahr 2005 hatte Benedikt in Köln als erster Papst überhaupt eine Synagoge in Deutschland besucht. In seiner Rede verurteilte er jede Form von Rassismus und Antisemitismus.
Zu den weiteren Höhepunkten seines Pontifikats aus deutscher Sicht gehörte seine Rede im Deutschen Bundestag im Rahmen seines Deutschlandbesuches im September 2011. Darin wies er ein rein positivistisches und formalen Mehrheiten verpflichtetes Rechtsverständnis zurück. Stattdessen betonte er die Herleitung der Menschenwürde als des obersten Prinzips des Grundgesetzes aus der Schöpfungsordnung.
In diesem Kontext zitierte der Pontifex den Kirchenlehrer Augustinus mit den Worten:
Nimm das Recht weg – was ist dann ein Staat noch anderes als eine große Räuberbande?“
Die massivsten Kampagnen gegen den Papst kamen aus Deutschland
Bezeichnenderweise gehörte Deutschland zu jenen Ländern, in denen der aus Bayern stammende Benedikt den heftigsten Angriffen ausgesetzt war. Diese kamen nicht nur aus den schon damals überwiegend linksgerichteten Medien und politischen Parteien, sondern auch aus der Kirche selbst.
Benedikt führte sowohl als Kardinal als auch als Papst strenge Regeln im Umgang mit pädophilen Priestern ein und versetzte mehr als 500 verdächtige Priester in den Laienstand. Dennoch versuchten seine Gegner, ihm eine Mitschuld an Missbrauchsskandalen in deutschen kirchlichen Einrichtungen anzuhängen.
Unter anderem warf man ihm vor, bezüglich einer Sitzung im Jahr 1980 „gelogen“ zu haben, in der es um den Umgang mit einem geistlichen Missbrauchstäter H. aus Essen ging. Dieser wollte in die Diözese München wechseln. Benedikt erklärte Anfang 2022, sich nicht an Details der mehr als 40 Jahre zurückliegenden Sitzung erinnern zu können.
Allerdings war die vermeintliche Enthüllung der Teilnahme des damaligen Erzbischofs keine. Vielmehr hatte bereits Peter Seewald in seiner Biografie „Benedikt XVI. – Ein Leben“ von 2020 darüber geschrieben. Ratzinger hatte demnach dem Ansinnen zugestimmt, H. in München eine Therapie zu ermöglichen.
Die Rolle des späteren Papstes Benedikt XVI. während des Konzils
Die Biografie illustriert vor allem aber die Rolle Ratzingers im Zusammenhang mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Als Theologieprofessor in Bonn hatte dieser im Vorfeld und im Rahmen der Zusammenkunft eine bedeutsame Rolle gespielt.
Wie auch andere Theologen beklagte Ratzinger damals ein weit verbreitetes „Heidentum mit Taufschein“ und die zunehmende Säkularisierung des katholischen Milieus. Eine Wende versprach man sich von einem Reformprozess, der die Gläubigen zurück zu gelebter Tradition führen sollte. Dazu solle sich die zu „prunkvolle“ Kirche „entweltlichen“.
Ratzinger war zu Beginn nur inoffizieller Berater, bald danach wurde er jedoch vom Kölner Kardinal Josef Frings als persönlicher Berater in Konzil-Angelegenheiten verpflichtet. Gemeinsam mit anderen deutschen Teilnehmern soll Ratzinger erfolgreich an einer Strategie gearbeitet haben, um deren Anliegen gegenüber skeptischen Kräften zu behaupten.
Der spätere Papst räumte in den Jahren danach ein, das Ergebnis habe längerfristig nicht seinen Vorstellungen vom „neuen Weg positiven Denkens und Sprechens“ entsprochen, wie ihn das Konzil ebnen sollte. Was als Streben nach Erneuerung hin zu mehr Authentizität gedacht war, endete vielfach als offenes Tor zur Beliebigkeit. Der deutsche Klerus hatte daran einen entscheidenden Anteil.
„Synodaler“ deutscher Sexualrevolutionär als Glaubenspräfekt verhindert?
Bezeichnenderweise hatten erst vor wenigen Tagen Gerüchte die Runde gemacht, wonach Papst Franziskus eine potenziell folgenschwere Besetzung ins Auge gefasst habe. Katholische US-Medien berichteten unter Berufung auf Insider, der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer sei als Präfekt der Glaubenskongregation vorgesehen.
Diesen Posten hatte Kardinal Ratzinger von 1982 an inne – und diesen genutzt, um der Lehre der Kirche seinen Stempel aufzudrücken. Bei Wilmer handelt es sich hingegen um einen glühenden Anhänger des deutschen „Synodalen Weges“. Dieser will neben sexualrevolutionären Vorstellungen und einer 180-Grad-Wende gegenüber bisherigen Lehren auch einen faktischen Bruch mit hierarchischen Strukturen der Kirche herbeiführen.
Ebenfalls unbestätigten Meldungen zufolge soll Kardinal Gerhard Ludwig Müller über die Mehrheit im Kardinalskollegium ein Veto gegen die von Papst Franziskus selbst geplante Benennung durchgesetzt haben.
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