Palästinensische Anti-Siedler-Organisation erhält Alternativen Nobelpreis
Inmitten der Eskalation im Nahen Osten ist die palästinensische Organisation „Jugend gegen Siedlungen“ (YAS) mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet worden.
Die Organisation und ihr Gründer Issa Amro wurden am Donnerstag „für ihren unerschütterlichen gewaltlosen Widerstand gegen die illegale israelische Besatzung“ sowie die „Förderung palästinensischer Bürgerinitiativen mit friedlichen Mitteln“ ausgezeichnet, wie die in Stockholm ansässige Right-Livelihood-Stiftung mitteilte. Preise erhielten zudem Aktivisten aus Mosambik, den Philippinen und Großbritannien.
Amros strenge Verpflichtung zur Gewaltlosigkeit stehe in „starkem Kontrast“ zur „gewaltsamen Realität der israelischen Besatzung“, hieß es in der Begründung. YAS spiele eine wichtige Rolle bei der Dokumentation von Menschenrechtsverletzungen, der Organisation von Protesten und der Unterstützung örtlicher Gemeinschaften in Hebron.
Im seit 1967 besetzten Westjordanland leben neben 2,8 Millionen Palästinensern rund 475.000 Israelis in Siedlungen, die von der UNO als völkerrechtswidrig eingestuft werden. Neben offiziellen Siedlungen gibt auch sogenannte „wilde“ Siedlungen, die ohne Genehmigung der israelischen Regierung errichtet wurden.
Zuweilen werden diese aber von der Regierung nachträglich legalisiert. Die israelische Besiedlung der besetzten Gebiete gilt als Hindernis für eine Zwei-Staaten-Lösung, also die Schaffung eines unabhängigen Palästinenserstaates neben dem Staat Israel.
Bei ihrer Arbeit sähen sich YAS und Amro dauerhaft Druck durch israelische Siedler, dem israelischen Militär und der palästinensischen Autonomiebehörde ausgesetzt, erklärte die Right-Livelihood-Stiftung. Dennoch halte die Organisation an ihrem gewaltfreien Widerstand fest.
Auch philippinische Aktivistin für Rechte indigener Völker geehrt
Einen Alternativen Nobelpreis erhielt auch die philippinische Aktivistin Joan Carling, die sich seit mehr als 30 Jahren für die Rechte indigener Völker einsetzt – oft unter größter Gefahr, wie die Stiftung betonte. Carling sei in der Vergangenheit zu Unrecht verhaftet, als Terroristin bezeichnet und fälschlicherweise verschiedener Verbrechen beschuldigt worden. Zudem habe sie für ihre Arbeit Morddrohungen erhalten.
Für ihren Einsatz gegen ausbeuterische Megaprojekte und für Umweltgerechtigkeit wurde überdies die mosambikanische Klimaaktivistin Anabela Lemos mit dem Preis bedacht. Als Leiterin der Organisation Justica Ambiental (JA) unterstütze sie seit mehr als 20 Jahren von Megaprojekten betroffenen Gemeinschaften dabei, für ihre Rechte einzustehen.
Ihre Führungsrolle bei der Kampagne „Sag nein zu Gas“ habe die internationale Aufmerksamkeit auf die Umwelt- und Menschenrechtsverletzungen gelenkt, die durch Projekte zur Förderung von Flüssigerdgas (LNG) im Norden Mosambiks verursacht werden.
Auch Internetrecherche-Agentur in Großbritannien ausgezeichnet
Weiter bekam die britische Recherche-Agentur Forensic Architecture eine Auszeichnung für „bahnbrechende digitale forensische Methoden, um Gerechtigkeit und Rechenschaftspflicht für Opfer und Überlebende von Menschenrechts- und Umweltrechtsverletzungen zu gewährleisten“.
Seit seiner Gründung im Jahr 2010 habe Forensic Architecture die Entwicklung neuer Methoden vorangetrieben, die Technologie mit Menschenrechtsarbeit verbinden, erläuterte die Stiftung. Die Organisation verbinde dabei Zeugenaussagen oder historische Überlieferungen mit moderner Technologie, um visuelle Rekonstruktionen zu erstellen.
Der Alternative Nobelpreis würdigt den Einsatz für Frieden, Nachhaltigkeit oder Gerechtigkeit. Im vergangenen Jahr waren die europäische Hilfsorganisation SOS Méditerranée, die Frauenrechtsaktivistin Eunice Brookman-Amissah aus Ghana, die kenianische Umweltschützerin Phyllis Omido und die kambodschanische Umweltaktivistengruppe Mother Nature Cambodia mit dem Preis ausgezeichnet worden.
Zu den bisherigen Preisträgern zählen der frühere US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden, die Umweltaktivistin Greta Thunberg und die Hilfsorganisation SOS Méditerranée. (afp/dpa/red)
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