Oxfam-Studie: Reiche werden reicher, Arme ärmer
„Du wirst nichts besitzen und glücklich sein“, das ist der Einstiegssatz eines Werbevideos des World Economic Forum (WEF) von 2017, das seitdem vielfach zitiert wurde. In dem Video werden acht Vorhersagen für die Welt im Jahr 2030 gemacht. Die erste: „You’ll own nothing, and you’ll be happy.“ – zu Deutsch: Du wirst nichts besitzen und glücklich sein.
Der erste Teil dieser Vision des WEF scheint für einige Menschen in immer greifbarere Nähe zu rücken. Das, was man vormals besaß, ist dann nicht einfach weg, es ist nur einfach woanders – so könnte man die Ergebnisse einer aktuellen Oxfam-Studie zusammengefasst verstehen.
Die weltweite Ungleichheit nimmt zu
Die Organisation Oxfam hat ihre Untersuchung „Inequality Inc.“ auf dem in dieser Woche stattfindenden jährlichen Elitetreffen des WEF im schweizerischen Davos vorgestellt. Demnach nimmt die weltweite Vermögensumverteilung von unten nach oben weiter zu: „Seit 2020 haben die reichsten fünf Männer der Welt ihr Vermögen verdoppelt. Im gleichen Zeitraum sind weltweit fast fünf Milliarden Menschen ärmer geworden“, so wird das Ergebnis der Oxfam-Studie auf der Website der Organisation zusammenfassend beschrieben.
Die enorme Konzentration von globaler Unternehmens- und Monopolmacht verschärfe die Ungleichheit in der Wirtschaft. Sieben von zehn der weltweit größten Unternehmen haben entweder einen milliardenschweren CEO oder einen Milliardär als Hauptaktionär, heißt es in der Oxfam-Zusammenfassung und weiter: „Indem sie Arbeitnehmer auspressen, Steuern hinterziehen, den Staat privatisieren und den Klimazusammenbruch vorantreiben, treiben die Unternehmen die Ungleichheit voran und handeln im Dienste eines immer größeren Reichtums für ihre reichen Eigentümer.“
Aus der Studie geht hervor, dass die fünf vermögendsten Männer der Welt im Jahr 2020 ein Vermögen von 405 Milliarden US-Dollar besaßen, das inzwischen auf 869 Milliarden US-Dollar angewachsen ist. Alle Milliardäre konnten ihr Vermögen seit 2020 um 3,3 Billionen US-Dollar steigern, während die ärmsten fünf Milliarden Menschen der Welt 20 Milliarden US-Dollar an Vermögen verloren.
Die Daten der Studie basieren auf verschiedenen Quellen, darunter Forbes-Schätzungen und Bewertungen der Bank Credit Suisse zu weltweiten Vermögen.
Forderungen an die Weltelite, die sich in Davos trifft
Daraus schlussfolgert Oxfam: „Um der extremen Ungleichheit ein Ende zu setzen, müssen die Regierungen die Macht der Milliardäre und Konzerne radikal an die einfachen Menschen zurück verteilen. Eine gerechtere Welt ist möglich, wenn die Regierungen den privaten Sektor wirksam regulieren und neu gestalten“, fordert Oxfam und appelliert in dem Zusammenhang an die Notwendigkeit einer gerechten Besteuerung von hohen Vermögen, um einen angemessenen Beitrag der Superreichen zum Gemeinwohl zu gewährleisten.
Seit Beginn der Corona-Pandemie sei das Vermögen von Milliardären um 42 Prozent gewachsen. Gleichzeitig sei weltweit mehr als eine Viertelmilliarde Menschen gefährdet, in diesem Jahr in extreme Armut abzurutschen.
Die geschäftsführende Vorstandsvorsitzende von Oxfam Deutschland, Serap Altinisik, fordert konkret eine Zwei-Prozent-Steuer auf Vermögen über fünf Millionen US-Dollar, drei Prozent auf Vermögen über 50 Millionen US-Dollar und fünf Prozent für Vermögen, die eine Milliarde US-Dollar übersteigen.
Deutschland: Ungleichheit nimmt zu, Reiche werden reicher
Auch in Deutschland spiegelt sich der Trend wider: Das Gesamtvermögen der fünf reichsten Deutschen ist inflationsbereinigt seit 2020 um etwa drei Viertel auf rund 155 Milliarden US-Dollar gestiegen, so „tagesschau.de“.
Die von der Organisation vorgeschlagenen Besteuerungen könnten hierzulande zusätzliche Steuereinnahmen in Höhe von rund 93,6 Milliarden US-Dollar bedeuten. Betroffen von der Umsetzung dieser Forderung wären nur 0,24 Prozent der Bevölkerung.
Nach der aktuellen Liste des „Manager Magazins“ der 500 reichsten Deutschen gibt es hierzulande mehr Milliardäre denn je. Zudem verzeichneten in den letzten zwölf Monaten zahlreiche Großvermögen ein Wachstum. Seit 2022, also innerhalb des letzten Jahres, stiegen die Buchwerte der Top 500 um insgesamt 82 Milliarden Euro auf knapp 1,1 Billionen Euro an.
Gemäß Schätzungen des „Manager Magazins“ gibt es mittlerweile 226 Milliardäre in Deutschland, was einem Anstieg von 14 im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Dies stellt einen Rekord dar. Seit der erstmaligen Veröffentlichung der Liste der reichsten Deutschen im Jahr 2001 durch das Magazin wurden noch nie so viele Milliardäre im Land gezählt. Diese Zahl umfasst sowohl Individuen als auch Großfamilien, die gemeinsam über entsprechende Vermögen verfügen.
Mehr heimliche Milliardäre in Deutschland als verzeichnet
Diese Liste hat aber laut „ZDF“-Recherchen massive Lücken. Man könnte auch sagen, ein 500-Milliarden-Loch. Denn Deutschlands Superreiche sind demnach noch reicher als ausgewiesen, sie besitzen mindestens 500 Milliarden Euro mehr als bisher angenommen.
Auch gebe es nicht 226 Milliardäre, sondern elf mehr als auf der Manager-Magazin-Liste, heißt es beim „ZDF“. Ganze 237 Milliardäre zählt das Land, beruft sich der Sender aufgrund von Daten des Netzwerks Steuergerechtigkeit.
Am Ende bestätigte auch das „Manager Magazin“, „dass in der Tat einige reiche Familien vor Jahren juristisch gegen die Liste vorgegangen seien und man sich verpflichtet habe, diese nicht zu nennen“. Beispiel: Das Vermögen der Familie hinter dem Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim wird auf mindestens 50 Milliarden Euro geschätzt. Das wäre auf der aktuellen Reichenliste Platz Nummer 1.
Die zehn offiziellen Reichsten aus Deutschland
Beim „Manager Magazin“ erschien die Liste ohne Boehringer Ingelheim und die zehn mutmaßlichen weiteren Milliardäre. Susanne Klatten und Stefan Quandt sind nach der Auflistung auf Platz 1 im Ranking der reichsten Deutschen. Mit einem geschätzten Vermögen von 40,5 Milliarden Euro haben die BMW-Geschwister in diesem Jahr Lidl-Gründer Dieter Schwarz erneut von der Spitzenposition dieses Rankings verdrängt.
Hier die List der zehn reichsten Deutschen 2023:
Platz 1. Susanne Klatten und Stefan Quandt, BMW, Beteiligungen 40,5 Milliarden Euro
Platz 2. Dieter Schwarz, Lidl + Kaufland, 39,5 Milliarden Euro
Platz 3. Familie Merck, Pharma, 32 Milliarden Euro
Platz 4. Familie Reimann, JAB Holding + Keurig Dr Pepper, 30,5 Milliarden Euro
Platz 5. Klaus-Michael Kühne, Kühne + Nagel +Hapag-Lloyd +Lufthansa, 28,5 Milliarden Euro
Platz 6. Familie Albrecht und Heister, Aldi Süd, 26,5 Milliarden Euro
Platz 7. Familie Porsche, Porsche + Volkswagen, 23,8 Milliarden Euro
Platz 8. Familie Theo Albrecht Junior und Familie Babette Albrecht, Aldi Nord, 18,4 Milliarden Euro
Platz 9. Familie Henkel, Henkel,15,2 Milliarden Euro
Platz 10. Familie Otto, Otto-Versand+ECE Group+About You, 13,7 Milliarden Euro“
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion