Neue Studie zeigt: Lügen Eltern, lügen auch ihre Kinder
Eine der geläufigsten Lügen, die Eltern ihren verhaltensauffälligen Kindern erzählen, lautet: „Wenn du dich nicht benimmst, rufe ich die Polizei“. – Oft versprechen sich Eltern mit derartigen erzieherischen Notlügen eine positive Verhaltensänderung bei ihren Kindern.
Forscher der Technischen Universität Nanyang in Singapur zeigen jedoch, dass dieser Trick negative Auswirkungen auf den Nachwuchs haben kann. So neigen Kinder, denen solche Lügen erzählt werden, eher dazu, ihre Eltern zu belügen.
„Lügen haben kurze Beine“
Doch die Studie geht noch einen Schritt weiter. So stellten die singapurischen Forscher fest, dass auch elterliche Lügen wie „Das hast du ganz toll gemacht“ – obwohl es nicht der Wahrheit entspricht – einen negativen Effekt auf die Kindererziehung haben kann. Besonders Kinder, die spüren, dass ihre Eltern sie belogen haben, neigen später dazu, ebenfalls nicht die Wahrheit zu sagen.
Die Studienergebnisse werfen somit ein neues Licht auf die Art und Weise, wie der Nachwuchs verschiedene Arten von Lügen in der Kindheit verarbeitet. Für die Forscher um Setoh Peipei, Professorin für Psychologie, ist es daher wichtig, dass Eltern die Konsequenzen ihrer Erziehungsweise erfahren und wissen, wie diese auf ihre Kinder wirken kann.
„Unsere Studie zeigt, dass sowohl erzieherische Lügen als auch elterliche Notlügen dazu führen können, dass Kinder ihre Eltern anlügen. Diese Wirkung haben wir jedoch nur bei Kindern beobachtet, die wussten, dass ihre Eltern sie belogen. Das deutet darauf hin, dass die Entwicklung des Lügenverhaltens bei Kindern davon abhängen könnte, wie sie die verschiedenen Arten von Lügen, die ihnen erzählt werden, verstehen und verarbeiten“, erklärt Setoh.
Eltern sind Erzieher und Vorbilder
Die Professorin rät Eltern deshalb von derartigen Erziehungsmethoden ab. „Da Eltern Vorbilder und Erzieher für ihre Kinder sind, könnte das Lügenverhalten der Eltern die Kinder indirekt dazu ermutigen, zu lügen. Diese Ergebnisse sollten Eltern zu denken geben, wenn es darum geht, ihre Kinder durch Lügen zu erziehen. Selbst dann, wenn die Lügen, die sie ihren Kindern erzählen, als harmlos interpretiert werden könnten.“
Die Folgen dieser Handlung könnten sich später als deutlich weitreichender herausstellen. So könnten Kinder, die diesen Lügen ausgesetzt sind, gelernt haben, dass solche Lügen wirksam sein können, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, so die Forscher. Dies sozialisiere sie schließlich dazu, mehr Unwahrheiten zu verwenden. Außerdem könnten Notlügen, die oft einen Zwangscharakter haben, bei den Kindern negative Gefühle hervorgerufen und so die Eltern-Kind-Beziehung belasten.
An der Studie nahmen insgesamt 564 Eltern-Kind-Paare teil, wobei die Kinder in einem Alter von 11 bis 12 Jahren waren – ein Alter, in dem Kinder ein ausgefeiltes Konzept für Lügen entwickeln, so die Forscher.
Eine Volkskrankheit
Frühere Untersuchungen haben bereits gezeigt, dass erzieherische und elterliche Lügen in verschiedenen Kulturen weltweit häufig vorkommen. Die erzieherischen Lügen können dabei die Form von falschen Drohungen oder falschen Versprechungen annehmen, wie „Wenn du deine Hausaufgaben machst, gehen wir ein Eis essen“ oder „Wir fahren in den Freizeitpark“, obwohl das eigentliche Ziel der Zahnarzt ist. Im Gegensatz dazu sollen elterliche Lügen in Form von falschem Lob positive Emotionen bei den Kindern hervorrufen.
Laut Matthias Gamer, Professor für Experimentelle Klinische Psychologie an der Universität Würzburg, lügt ein Mensch durchschnittlich zweimal am Tag. Häufig geschehe dies entweder aus Höflichkeit, weil ein Mitmensch seelisch nicht verletzt werden soll, aus Angst oder Egoismus.
Früher oder später werden diese Falschaussagen jedoch als Lügen entlarvt und können zu noch größeren seelischen Verletzungen, Misstrauen und der Zerstörung von Beziehungen führen.
Die Studie erschien am 5. Januar 2024 in der Fachzeitschrift „Journal of Experimental Child Psychology“.
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