Nach Hurrikan: Wenn verlorene Erinnerungen wieder den Weg nach Hause finden

Als Hurrikan Helene über die USA hinwegzog, riss er nicht nur Häuser, sondern auch Erinnerungen mit sich – verloren geglaubte Familienfotos, die für viele unschätzbar sind. Doch eine junge Frau machte es sich zur Aufgabe, diese Fragmente der Vergangenheit aus den Trümmern zu bergen und den Menschen zurückzugeben.
Titelbild
Ein Moment der Hoffnung: Gerettete Fotos finden den Weg zurück zu ihren Besitzern.Foto: Illustration von Epoch Times; mit freundlicher Genehmigung von Taylor Schenker und Bailey Page
Von 28. November 2024

Als der verheerende Hurrikan Helene Ende September über North Carolina zog, atmete die 27-jährige Taylor Schenker auf. Ihr Zuhause in Canton blieb verschont. Doch das Glück war nicht allen Menschen in der Region hold. Viele verloren ihr Hab und Gut – und mitunter auch ihre Erinnerungen. Für Schenker wurde daraus eine Mission: Sie hilft den Opfern, verloren gegangene Fotografien wiederzufinden und somit ein Stück ihrer Vergangenheit zurückzugewinnen.

Sorgfältige Rettung von Erinnerungen

Unmittelbar nach dem Sturm entdeckte Schenker in den Trümmern verstreut einige alte Fotografien. Diese zufällige Entdeckung brachte sie auf eine Idee: Sie begann, die Bilder einzusammeln und nach weiteren zu suchen. In den folgenden Tagen durchkämmte sie sogar Flussufer auf der Suche nach Erinnerungsstücken, die der Hurrikan mitgerissen hatte.

Bereits einen Tag später richtete sie unter dem Namen „Photos From Helene“ Social-Media-Accounts auf Instagram und Facebook ein. Dort postet sie die geretteten Bilder, dokumentiert ihre Funde und hofft, dass jemand beim Durchscrollen der Alben eines seiner verlorenen Fotos erkennt. „[Diese Fotos] stehen für so viele Erinnerungen, die die Menschen nicht zurückbekommen können“, erklärte Schenker in einem Interview mit Epoch Times. „Für Menschen, die alles verloren haben, bedeutet es unglaublich viel, wenigstens ein kleines Stück ihrer Vergangenheit zurückzugewinnen.“

Ein Foto eines unbekannten Babys. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Taylor Schenker.

Hochzeitsfoto. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Taylor Schenker.

Weihnachtsgrußkarte. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Taylor Schenker.

Bevor Schenker die Fotos online stellt, reinigt sie jedes Bild. Manche Fotografien sind mit Schlamm oder Dreck bedeckt, den sie mit einem weichen Pinsel oder ihrem Daumen vorsichtig entfernt, um die empfindlichen Bilder nicht zu beschädigen. „Die meisten Fotos haben sich erstaunlich gut erhalten“, berichtet Schenker, die eine Firma für Grafikdesign und Datenvisualisierung führt.

Die Fotos werden sortiert und nach dem Fundort geordnet. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Taylor Schenker.

Die gesammelten und gereinigten Fotos sortiert sie, bevor sie sie online veröffentlicht. Meldet sich ein Besitzer, stellt Schenker sicher, dass das Bild entweder persönlich übergeben oder per Post zugeschickt wird. Jedes Wiedersehen ist emotional: Dankbare Besitzer teilen Tränen und Umarmungen mit der jungen Frau, die ihnen diese wertvollen Erinnerungen zurückgebracht hat.

Bewegende Geschichten

Besonders berührend war der Moment, als eines der von Schenker geteilten Fotos genau am Tag vor der Beerdigung seines ursprünglichen Besitzers entdeckt wurde. Freunde des Verstorbenen meldeten sich und berichteten, dass das Bild eine Welle von Erinnerungen und Emotionen ausgelöst habe. „Die Menschen haben so viel verloren“, sagt Schenker. „Ein Moment, in dem sie sich mit einem kleinen Gegenstand aus der Vergangenheit verbinden können, bedeutet ihnen unglaublich viel.“

Auch eine Mutter, die ihren Sohn vor einigen Jahren verloren hatte, profitierte von Schenkers Einsatz. Durch den Hurrikan hatte sie nicht nur ihr Zuhause, sondern auch viele Erinnerungen an ihren Sohn verloren. Als Schenker ihr die Fotografien zurückgab, spendete dies der Mutter Trost inmitten ihrer Trauer. „Die Familie hatte praktisch jede Spur dieses Kindes verloren“, erklärt Schenker. „Das ist so tragisch. Doch ihr auch Bilder ihrer anderen, noch lebenden Söhne zurückgeben zu können, hatte für sie eine enorme Bedeutung.“

Ein altes Foto eines unbekannten Kindes. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Taylor Schenker.

Dabei arbeitet sie eng mit Such- und Rettungsteams zusammen, darunter Savage Freedoms Relief Operations (SFO). Diese gemeinnützige Organisation, bestehend aus ehrenamtlichen ehemaligen Militärangehörigen, habe bereits eine große Menge an Fotos gesammelt und ihr angeboten, diese abzuholen und bei der Rückgabe zu helfen.

Bis heute habe Schenker über 400 Fotos zusammengetragen, von denen rund die Hälfte gereinigt und online gestellt worden sei, um den Eigentümern die Identifizierung zu erleichtern. Etwa 15 bis 20 Prozent der Bilder hätten bereits zu ihren ursprünglichen Besitzern zurückgefunden.

Trotz ihrer Verpflichtungen als Geschäftsinhaberin widmet sich Schenker diesem Projekt mit großer Hingabe. Sie sehe es als ein Privileg, diese Fotos in Obhut nehmen und sie den Familien zurückgeben zu dürfen.

Ein Foto von einem Haustier. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Taylor Schenker.

Hoffnung und Heilung

Auch der Name ihrer Initiative, „Photos From Helene“, sei bewusst gewählt worden. Schenker habe damit der vorherrschenden Negativität in den Medien etwas entgegensetzen wollen. Oftmals seien in den Nachrichten Fotos und Videos von „Helene“ mit zerstörerischen Szenen gezeigt worden. Durch die Namensgebung habe sie dem Begriff „Fotos von Helene“ eine neue, positivere Bedeutung geben wollen.

Obwohl sie die persönlichen Geschichten hinter den Bildern meist nicht kenne, sei ihr stets bewusst, dass diese für andere einen unschätzbaren Wert darstellten. Die Fotos seien mehr als bloße Gegenstände; sie symbolisierten Erinnerungen, die den Sturm überlebt hätten, genauso wie die Menschen selbst.

Während North Carolina sich langsam von den Zerstörungen des Hurrikans erhole, rechne Schenker damit, dass noch viele weitere Bilder ihren Weg zurück zu ihren Besitzern finden würden. Sie betrachte es als ein besonderes Erlebnis, Menschen mit diesen Erinnerungsstücken zu berühren und die Freude zu sehen, wenn sie ein Stück ihrer Vergangenheit zurückerhielten.

Schenkers Engagement zeige eindrucksvoll, wie Mitgefühl und Tatkraft selbst aus den Trümmern eines Hurrikans Hoffnung entstehen lassen können. Jede Rückgabe eines Fotos sei ein kleiner Schritt zur Heilung für die betroffenen Familien und zeuge davon, wie wichtig solche Gesten in schweren Zeiten sein können.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Woman Reunites Hurricane Helene Victims With Old Family Photos Lost in the Storm: ‘It Means a Lot’“. (deutsche Bearbeitung kr)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion