Mysteriöser Untergang der Luxusjacht vor Sizilien: Ermittlungen wegen Tötungsdelikt aufgenommen

Der dramatische Untergang der Luxusjacht „Bayesian“ vor der Küste Siziliens wirft viele Fragen auf. Die italienische Polizei ermittelt nun wegen eines möglichen Tötungsdelikts, nachdem am Freitag die Leiche der letzten vermissten Person, Hannah Lynch, in 50 Metern Tiefe gefunden wurde.
Ein Boot der italienischen Küstenwache bei den Bergungsarbeiten nach dem Untergang der Luxusjacht «Bayesian» vor Sizilien.
Ein Boot der italienischen Küstenwache bei den Bergungsarbeiten nach dem Untergang der Luxusjacht «Bayesian» vor Sizilien.Foto: Jonathan Brady/PA Wire/dpa
Von 24. August 2024

Italiens Polizei hat Ermittlungen wegen eines möglichen Tötungsdelikts infolge des Sinkens der Luxusjacht „Bayesian“ am Montag vor der Küste Siziliens aufgenommen. Das berichtet das Portal „knewz“. Am Freitag ist mit Hannah Lynch, der 18-jährigen Tochter des ebenfalls ums Leben gekommenen Multimilliardärs Mike Lynch, die letzte vermisste Person aufgefunden worden. Die Leiche habe sich in 50 Metern Tiefe im Wrack des Schiffs befunden.

Die 56 Meter lange Jacht war bisherigen Erkenntnissen zufolge während eines heftigen Sturms am Montag, 19. August, in einen – einem Tornado ähnlichen – sogenannten Windtrichter geraten. Dabei brach unter anderem der mehr als 70 Meter hohe Mast. Das Wasserfahrzeug war innerhalb von nur 16 Minuten gesunken.

Juristischer Erfolg mit Anwälten und Geschäftspartnern gefeiert

Soweit bisher bekannt ist, lag die Jacht mit eingeholtem Segel vor der Küste von Palermo vor Anker, als am Montag gegen 5 Uhr morgens der starke Wind aufkam. Wetterberichte hatten zuvor vor einer Sturmflut gewarnt. Dennoch befanden sich zu diesem Zeitpunkt nach bisherigem Wissensstand 22 Personen an Bord.

Berichten zufolge hatte Lynch einen juristischen Erfolg nach den Unwägbarkeiten um den Verkauf seines KI-Unternehmens Autonomy an Hewlett Packard gefeiert. Für den Verkauf hatte er im Jahr 2011 elf Milliarden US-Dollar eingenommen. Wenig später verlor das Unternehmen jedoch deutlich an Wert.

Das hatte die Erwerber dazu veranlasst, einen Zivilprozess wegen des Vorwurfs künstlicher Aufblähung von Umsätzen zu führen. Der britische Unternehmer wurde in die USA ausgeliefert und stand dort längere Zeit unter Hausarrest.

Partner von Lynch starb wenige Tage davor

Mike Lynch und sein früherer Geschäftspartner Stephen Chamberlain wurden in einem Gerichtsprozess rund um die Angelegenheit freigesprochen. Chamberlain starb nur wenige Tage vor dem Unglück der „Bayesian“, nachdem ihn ein Auto beim Joggen angefahren hatte.

Bei dem Unglück vor der Küste Siziliens konnten Küstenwache und Patrouillenboote 15 Personen, darunter Lynchs Ehefrau Angela Bacares, mithilfe eines Rettungsbootes retten. Die übrigen hatten sich offenbar noch unter Deck befunden.

Unter den Todesopfern befanden sich auch Lynchs Rechtsanwalt Chris Morvillo und dessen Ehefrau, der Banker Jonathan Bloomer und dessen Ehefrau sowie der Koch des Schiffs. Das rasche Sinken der Jacht, die auf Bacares zugelassen ist und etwa 900 Meter vor der Küste gelegen hatte, löste umgehend Spekulationen aus. Das 2008 vom italienischen Schiffsbauunternehmen Perini Navi gebaute Schiff galt als unsinkbar. Ein deutlich kleineres Boot in der Nähe blieb hingegen intakt.

Schiffsbauer geht von Fehlverhalten der Crew aus

Der Kapitän des Schiffs, James Cutfield, erklärte gegenüber italienischen Medien, die Katastrophe sei in dieser Form nicht vorhersehbar gewesen. Es sei zwar mit schlechtem Wetter zu rechnen gewesen, mit so schweren Erschütterungen, dass diese zum Kentern beitragen würden, jedoch nicht.

Perini-Navi-Gründer Giovanni Costantino erhob unterdessen schwere Vorwürfe gegen die Schiffscrew. Es sei nicht vertretbar gewesen, angesichts der Vorhersagen das Schiff mit Menschen in den Kabinen vor Anker gehen zu lassen. Auch sonst stelle sich die Frage, ob nicht wesentliche Sicherheitsvorkehrungen außer Acht gelassen worden wären. Es wäre auch erforderlich gewesen, eine Wache abzustellen.

Die englischsprachige Epoch Times zitiert den Professor für nautisches Design an der Polytechnischen Universität Mailand, Andrea Ratti. Dieser erläuterte, die „Bayesian“ konnte nur dann so schnell sinken, wenn sie zuvor große Mengen an Wasser aufgenommen habe.

Es sei möglich, dass eine Wasserhose ein oder mehreren Bullaugen zerbrochen habe, durch die Wasser eindringen konnte. Ratti zufolge mache der sehr hohe Mast allein das Schiff noch nicht anfällig. Der einziehbare Kiel hätte aber, wenn er teilweise auf knapp vier Meter angehoben gewesen wäre, das Boot destabilisieren und sich „wie ein Pendel“ im starken Wind bewegen können.

Behörden suchen nach Fotos und Videos der „Bayesian“

Mittlerweile sollen lokale Ermittlungsbehörden im Auftrag der Staatsanwaltschaft alle Grundstücke an der Küste aufgesucht haben, deren Kameras zum Zeitpunkt des Unglücks auf das Boot gerichtet gewesen sein konnten. Inzwischen sollen erste Fotos und Filmaufnahmen vorliegen, die die unter britischer Flagge fahrende „Bayesian“ nur wenige Minuten vor ihrem Untergang zeigen.



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