Mit der richtigen Ernährung Krankheiten heilen? Ein Ernährungsmediziner klärt auf
Über die Hälfte der Deutschen sind übergewichtig. Ein Großteil von ihnen leidet an Diabetes Typ 2. Dieser kann durch die richtige Ernährung geheilt werden. Aber auch bei Krankheiten wie Krebs, ADHS und Long COVID sollte die Ernährung oberste Priorität haben.
Der Ernährungswissenschaftler Dr. Matthias Riedl erzählt der Epoch Times in einem Gespräch, wie die Ernährung mit dem Immunsystem zusammenhängt, worauf bei einer gesunden Ernährung geachtet werden sollte und welche wirtschaftlichen Folgen uns erwarten könnten, wenn die Gesellschaft ihr Essverhalten nicht umstellt.
Herr Riedl, das neue Jahr beginnt für viele mit dem Vorsatz, sich gesünder ernähren zu wollen. Was halten Sie von solchen Neujahrsvorsätzen?
Im Prinzip halte ich das für gut. Allerdings sollte die Frage nach einer gesunden Ernährung nicht nur am Anfang des Jahres gestellt werden, sondern ständig. Der Jahresanfang ist nicht unbedingt immer die richtige Zeit. Deshalb bräuchten wir sozusagen mehrmals im Jahr einen Jahresanfang.
Über die Hälfte der Deutschen ist übergewichtig. Es gibt Zahlen, dass 90 Prozent der Deutschen an nicht übertragbaren Krankheiten sterben. Davon sind 70 bis 80 Prozent ernährungsbedingt. Sie sagen zum Beispiel, dass Diabetes und Krebs mit der richtigen Ernährung geheilt werden können. Wie ist das möglich?
Zunächst muss explizit gesagt werden, dass Typ-1-Diabetes nicht heilbar ist. Bei Typ-2-Diabetes zeigen sich mit der richtigen Ernährung deutliche Besserungen. Die Heilungsrate liegt ungefähr bei 80 Prozent. Das hängt davon ab, wie stark die Person abnimmt beziehungsweise wie viele antidiabetische Lebensmittel sie zu sich nimmt.
Krebs kann mit der richtigen Ernährung verhinderbar sein. Krebs entsteht vermehrt durch Übergewicht und wird durch Diabetes befeuert. Das heißt: Wer übergewichtig ist, hat ein deutlich höheres Krebsrisiko. Mit Diabetes – und besonders mit schlecht behandeltem – steigt das Krebsrisiko deutlich noch weiter.
Und: Nach der Krebserkrankung ist vor der Krebserkrankung. Die Rückkehr von Krebs nach einer überstandenen Krebserkrankung kann durch eine gesunde Ernährung beeinflusst werden. Der Körper muss entartete Zellen in dem Körper erkennen und sie entfernen. Das kann nur ein gut ausgestattetes Immunsystem.
Laut Ihrer Aussage kann die richtige Ernährung auch gegen Krankheiten wie ADHS oder Migräne helfen. Können Sie das weiter ausführen?
In Naturvölkern beispielsweise haben ADHS-Betroffene keine wirtschaftlichen und sozialen Nachteile. Studien mit indigenen Völkern stellten fest, dass die sesshaften von ADHS Betroffenen sozial, wirtschaftlich und gesundheitlich schlechter dastehen als der Durchschnitt. Bei den nomadisch, nicht sesshaft Lebenden gibt es diesen Unterschied nicht.
Ein großer Unterschied unserer Ernährung und der Ernährung von Naturvölkern ist die Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren. Die Versorgung von Omega-3-Fettsäuren liegt bei uns 10- bis 30-fach unter dem, was Naturvölker zu sich nehmen. Das kann die Symptome von ADHS-Betroffenen verstärken und sie werden noch auffälliger.
In einem kanadischen Leitfaden für Autoimmunerkrankungen wird eine Indikation von Omega-3-Fettsäuren als eine Option für die Behandlung von ADHS eingestuft. Bei unseren Patienten haben wir damit sehr gute Erfolge.
Bei Migräne gilt: Menschen mit Migräne haben ein Gehirn mit Hochleistungsfunktion. Ich bin immer wieder erstaunt, wie hoch konzentriert und klar Migräniker denken können. Das hat aber auch einen Nachteil: Die Gehirne wollen gut und gleichmäßig versorgt werden – das ist auch der Ansatzpunkt für die Ernährungstherapie bei Migräne. Mit der richtigen Ernährung können die Anfallsschwere und die Anfallshäufigkeit von Migräne deutlich reduziert werden.
Sie spielten auf Unterschiede in der westlichen Ernährung an. Worin liegt der Unterschied? Haben Naturvölker eine bessere Ernährung als wir im Westen?
Ja, ganz klar. Das absolute Gegenteil der westlichen Ernährung ist die Ernährung von Naturvölkern. Als Beispiel nehme ich gerne das Volk der Tsimane Indianer in Bolivien. Bei einer Untersuchung von 700 Personen wurde festgestellt, dass sie kaum Risiken für Arterienverkalkungen haben. Außerdem ist der Blutdruck bei diesem indigenen Volk bis ins hohe Alter normal. Zudem gibt es keine Typ-2-Diabetiker.
Das größte Problem unserer Ernährung ist die hohe Verzehrrate an hoch verarbeiteten Produkten, weil diese dem Körper nicht das liefern, was er braucht und die Bevölkerung krank machen. Das ist statistisch bewiesen, denn: Je mehr Fertigmahlzeiten und Fertigprodukte jemand isst, desto höher ist sein Sterberisiko.
Was genau ist eine gesunde und – wie Sie es in Ihrem Buch „Unser Essen – Killer und Heiler“ nennen – artgerechte Ernährung?
Artgerecht bedeutet zuerst einmal „nicht hoch verarbeitet“. Es gibt vier Klassen der Verarbeitung. Bei der vierten Klasse werden einzelne Bestandteile aus Nahrungsmitteln herausgenommen, zum Beispiel Erbsenprotein, Zucker oder Farbstoffe und mit einem anderen Nahrungsmittel vermengt.
Ein Beispiel dafür ist der Kunstburger Beyond Meat. Dieser besteht aus 18 einzelnen Bestandteilen. Teilweise sind schlechte Fette dabei, zudem sind viel Salz und Geschmacksverstärker drin, damit die Burgerpattys genießbar sind. Außerdem sind Emulgatoren hinzugefügt, die von unserer Darmflora nicht gut vertragen werden. Zusammengehalten wird er von Kleister, der Methylcellullose. So wird ein Produkt geschaffen, das nichts weiter ist als Astronautenkost.
Diese hochverarbeiten Produkte sind aber nahezu frei von drei Omega-3-Fettsäuren und Ballaststoffen, von denen der Großteil der Bevölkerung einen erheblichen Mangel hat. Theoretisch brauchen wir mindestens 30 Gramm Ballaststoffe am Tag. Sie stabilisieren unsere Darmflora. Die Darmflora wiederum schützt den Darm. Und das wirkt sich positiv auf das Immunsystem aus, das zu 80 Prozent im Darm beheimatet ist.
Die Amerikaner kommen auf rund 10 Gramm, Deutsche auf circa 20 Gramm Ballaststoffe am Tag. Naturvölker nehmen aber 40 Gramm oder mehr zu sich.
Die Grundregel der artgerechten Ernährung ist also: Der halbe Teller muss voller Gemüse sein. Diese Ernährung geht dann in Richtung vegetarisch oder vegan. Tierische Produkte wie Milchprodukte und Eier sollten eher die Beikost sein. Rotes Fleisch sollten wir selten verzehren und noch seltener Wurst, weil sie hoch verarbeitet ist.
Sie sagen, dass vor allem vegetarische und vegane Ernährung gesund sind, weil sich die Menschen dann viel von Obst und Gemüse ernähren. Auf der anderen Seite konsumieren Vegetarier und Veganer häufig Fleischersatzprodukte. Sind die nicht auch hoch verarbeitet und somit ungesund?
Die Industrie hat ein Ohr darauf, was von der Ernährung gerade im Trend ist und wofür es Beweise gibt. Wir haben Beweise dafür, dass eine pflanzlich betonte Ernährung unser Leben verlängert, uns länger gesund hält und wir weniger Krebs kriegen. Und daraus wird extrahiert: „Vegan ist gesund!“.
Kartoffelchips sind auch vegan und trotzdem ungesund. Ebenso hoch verarbeitete vegane Produkte wie die Burgerpattys von Beyond Meat. Diese sind ein ganzes Sammelsurium an Chemie – mit dem Aushängeschild „Erbsenprotein“.
Erbsenprotein hört sich nach einer gesunden Erbse an. Da ist aber nur das Protein enthalten. Alles, was die Erbse noch an Ballaststoffen, sekundären Pflanzenstoffen, Spurenelementen und Vitaminen liefert, ist nicht enthalten.
Also: Es hört sich gesund an, aber es ist nur isoliertes, hydrolysiertes Erbsenprotein – mehr nicht. Es ist sozusagen ein Chemiebaukasten und das Ganze optisch und chemisch so verfeinert, dass es der Kunde als gesund und lecker annimmt.
Außerdem bezweifle ich die Ökobilanz dieser hoch verarbeiteten Produkte. Zusätzlich muss bedacht werden, dass die Produkte durch Maschinen gehen. Immer wieder werden bei vielen hoch verarbeiteten Produkten Verunreinigungen durch Mineralöle gefunden.
Vegetarische und vegane Ernährung ist also an sich gesund, aber sie sollte durch Fleisch oder Fisch unterstützt werden – was dann nicht mehr vegetarisch oder vegan wäre.
Richtig. Ein Problem bei der veganen Ernährung ist die Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren. Ursprünglich werden sie über Fisch oder Meeralgen geliefert. Viele Veganer haben auch einen starken Mangel an Vitamin-B-12, Iod, Zink oder Eisen. Diese Mineralien und Spurenelemente werden vor allem aus tierischen Produkten gewonnen und müssen supplementiert werden.
Aber ich gebe zu bedenken: Eine Ernährung, die auf Supplemente aus ist, kann nicht ganz artgerecht sein.
Einige Sportler nehmen zusätzlich Eiweißprodukte zu sich, um ihren Eiweißbedarf zu decken. Wie stehen Sie zu solchen Produkten?
Ich betrachte sie sehr kritisch. Wir im Medicum Hamburg betreuen auch den Olympia Stützpunkt in Hamburg/Schleswig Holstein und empfehlen solche Produkte nicht. Die Proteine sind dort, wie auch beim Burgerpatty Beyond Meat, hydrolysiert. In den Produkten sind Molkeproteine oder Pflanzenproteine enthalten, die dann mit viel Vitaminen vermengt werden. Häufig ist noch Süßstoff dabei. Für unsere Darmflora ist das nichts Gutes und die Produkte können dadurch sogar Diabetes Typ 2 fördern. Ökotest hat außerdem häufig Mineralrückstände in Eiweißprodukten beanstandet. Es ist also auch ein Astronautenpulver.
Wenn zusätzlich Eiweiß zum Muskelaufbau gebraucht wird, empfehlen wir unseren Athleten eine selbst gemachte Mischung zum Beispiel aus Mandelmus, Haferflocken und Beeren. Wird das noch mit Milch zubereitet und besteht die Mischung dann aus tierischen und pflanzlichen Protein, wird das Eiweiß besonders gut aufgenommen.
Bei der natürlichen Mischung mit Mandeln gibt es eine Menge positiver Effekte. So wirkt eine Mandel antidiabetisch, blutdrucksenkend und blutfettstabilisierend. Wir wissen, dass sie das Krebsrisiko und sogar das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko reduziert. Aus manchen Studien geht sogar hervor, dass Mandeln eine Wirkung gegen Sonnenbrand zeigen. Mandeln sind außerdem reich an Magnesium, das zur Verminderung von Müdigkeit und Erschöpfung beiträgt – ganz abgesehen von 10 Prozent wertvollen Ballaststoffen.
Wir haben also mit der Mandel eines der besten untersuchten Naturheilmittel. Will ich denn darauf verzichten und stattdessen Astronautenpulver kaufen, das nur Vitamine und Eiweiß enthält?
Sich gesund zu ernähren, ist häufig teurer, als Fertigprodukte zu kaufen. Besonders auf Wochenmärkten sind die Preise hoch. In Ihrem Buch schreiben Sie, dass sich jeder fünfte von Armut Betroffene hierzulande nicht einmal jeden zweiten Tag eine vollwertige Mahlzeit leisten kann. Laut Ihren Berechnungen kostet eine artgerechte Ernährung 300 Euro im Monat. Was raten Sie Ihren Patienten, die nicht so viel Geld haben und sich gesund ernähren wollen?
Als Erstes: Hände weg von den vermeintlich preisgünstigen Fertigprodukten. Selber kochen! Und zwar das, was regional und somit günstig ist.
Gleichwohl wird die Gesellschaft mit der Ernährung gespalten. Das heißt: Viele haben nicht das Geld oder Wissen, sich gesund zu ernähren und kaufen Fertigprodukte.
Es lassen sich zahlreiche Gründe finden, warum diese ungesund sind. Zum Beispiel werden hoch verarbeitete Kohlenhydrate verwendet, die den Blutzucker sofort ansteigen lassen. Es ist viel Chemie drin. Zudem verwendet die Nahrungsmittelindustrie jodarmes Salz. Dadurch haben 60 Prozent der Jugendlichen einen Jodmangel, insbesondere in sozial schwachen Familien. Dasselbe gilt für Omega-3-Fettsäuren. Ein solcher Mangel ist für ein sich entwickelndes Gehirn fatal und erschwert eine geistreiche Gehirnentwicklung.
Das heißt: Menschen haben durch weniger Geld und vielleicht auch weniger Wissen eine hohe Affinität zu Fertigprodukten und einen schlechteren Start ins Leben – mit der hohen Wahrscheinlichkeit krank zu werden oder durch Übergewicht nicht am Sozialleben teilnehmen zu können. Das ist ein sehr großes Problem. Daher braucht es preisgünstigere Lebensmittel.
Gesundes muss von der Mehrwertsteuer befreit werden. Und ich gehe noch weiter: Gemüse, Nüsse, Pilze und Hülsenfrüchte müssen subventioniert werden. Das sind die Grundnahrungsmittel, von denen sich die Bevölkerung ernähren sollte. Wer das Geld aber nicht hat, isst das Falsche.
Eine hohe Zahl an Übergewichtigen macht Deutschland am Ende auch nicht mehr wettbewerbsfähig. Mehr kranke Menschen bedeuten weniger gesunde Mitarbeiter. Als Beispiel: Von den Jugendlichen sind derzeit circa 20 Prozent zu dick. Von diesen Jugendlichen sind 60 Prozent gesund, 40 Prozent haben Ansätze von Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte und Diabetes. Manche haben sogar schon Typ-2-Diabetes.
Bei diesen Jugendlichen ist schon der Start ins Leben voller Hürden. Zudem werden diese jungen Menschen Zivilisationskrankheiten 20-30 Jahre früher bekommen als der Rest der Gesellschaft. Das können wir uns nicht leisten. Dieser Umstand ist ein privates, gesundheitliches und volkswirtschaftliches Drama. Irgendwann können wir das nicht mehr bezahlen. Und: Es fehlen gesunde Mitarbeiter.
Auch in der Politik gibt es Pläne, pflanzliche Lebensmittel von der Mehrwertsteuer zu befreien. Die Effekte davon sind aber sehr marginal und dürften sich im Monat nur auf wenige Centbeträge berufen. Glauben Sie wirklich, dass die Bevölkerung dazu anregt wird, mehr Gemüse, Obst und Hülsenfrüchte zu kaufen?
Nein, das denke ich nicht. Wir haben dagegenstehend nämlich eine starke Werbungsbranche, die insbesondere Kinder beeinflusst und zum Dauerkonsum von Fertigprodukten anregt. Wenn Familien ihr Kind gesund ernähren und zeigen, was alles gegessen werden sollte, ist in der Familie alles super. Soweit das Kind Fernsehwerbung guckt, wollen sie zu den Schnellrestaurants und Burger oder Süßigkeiten essen. Die Industrie übernimmt sozusagen die Erziehung in den Familien.
Es darf also keine Kinderwerbung für ungesunde Lebensmittel geben. Zudem sollte in der Schule Kochen gefördert werden. Und zu guter Letzt sollten die Lebensmittel anders gekennzeichnet werden.
Die Ampelkennzeichnung hat große Defizite: Matjes, Mandeln und Käse sind mit „D“ gekennzeichnet und gelten somit als ungesund. Gemüse wird überhaupt nicht gekennzeichnet. Die Lebensmittelindustrie nutzt die Ampel lediglich, um deren Produkte zu verfeinern. Ein Produkt erhält ein „B“, weil beispielsweise noch ein wenig Ballaststoffe in das Produkt gemischt werden. Eiweiß wird hinzugefügt oder Zucker wird ein wenig reduziert – und das Produkt rückt in der Bewertung nach oben.
Statt der Ampel sollten hochverarbeitete Lebensmittel mit einem roten Punkt gekennzeichnet werden. Als Warnhinweis quasi. Wir haben Hinweise aus Studien, dass Kekse, Wurst und Imbissessen Darmentzündungen fördern können.
Auch die Verbraucherorganisation Foodwatch fordert ein Werbungsverbot für ungesunde Lebensmittel für Kinder. Letztendlich frage ich mich, was solch ein Verbot bringen würde. Kinder werden im Supermarkt oder unterwegs mit Freunden mit Süßigkeiten konfrontiert. Wie viel Effekt hat am Ende ein Werbungsverbot?
Die Werbung verwendet unlautere Mittel, weil sie das kindliche Gemüt ausnutzt. Comicfiguren werden missbraucht und glückliche Kinder gezeigt, welche die „coolen“ Produkte essen. Wenn sie dann im Supermarkt stehen, wollen sie diese haben und es wird den Eltern noch schwerer gemacht, diese nicht zu kaufen.
Natürlich werden sie auch in den Läden mit den Produkten konfrontiert, aber die Prägung auf solche Lebensmittel beginnt schon früher. Auch gibt es Studien, die beweisen, dass die Werbung die Neigung von Kindern zu solchen Lebensmitteln fördert.
Es müssen aber auch die Eltern in den Blick genommen werden: Ihnen muss früh erklärt werden, dass eine gesunde Ernährung im Mutterleib beginnt und das gesamte Kindesalter anhält.
Wenn die Mutter Lebensmittel mit vielen beigesetzten Aromen isst, schmeckt das Kind diese und die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Fast Food neigen wird, ist stark erhöht. Viele Eltern wissen auch nicht, dass sie für ihre Kinder das Risiko von Diabetes und Brustkrebs fördern, wenn sie selber übergewichtig sind. Ein übergewichtiger Vater fördert bei seiner Tochter sogar das Risiko für Brustkrebs im späteren Erwachsenenalter.
Es hört sich hypertroph an, aber es braucht eine Art Führerschein für gesunde Ernährung für werdende Eltern.
Sie schreiben in Ihrem Buch, dass Sie an einem Forschungsprojekt an Long COVID teilnehmen wollten und sagen, dass mit der richtigen Ernährung Long COVID entgegengewirkt, die Krankheit vielleicht sogar geheilt werden kann. Was hat die Ernährung mit Long COVID zu tun?
Long COVID ist eine mögliche Persistenz, also ein Weiterleben von Erregern, genauer von Viren im Körper. Diese nutzen die Schwäche des Körpers nach der Infektion aus. Es ist aber auch gekennzeichnet von einer erhöhten Produktion von Antikörpern, also von einem Immungeschehen, das sich gegen den Körper richtet. Und dieses Immungeschehen, diese Autoaggression gegen den Körper, kann über die Ernährung beeinflusst werden.
Es gibt eine antientzündliche Ernährung, die bei der Therapie eingesetzt wird. Außerdem scheint es so zu sein, dass der Körper durch die intensive Auseinandersetzung mit der Infektion einen Mangel an bestimmten Vitaminen oder Mineralien hat. Diesen Mangel gleichen wir aus.
Die Therapie haben wir schon mehrfach erfolgreich eingesetzt. An Hochschulen gibt es allerdings kaum Lehrstühle für Ernährungsmediziner, wodurch die meisten Forschungsprojekte ohne die Ernährungsmedizin durchgeführt werden. Daher gibt es auch keine richtige Forschung in diesem Bereich. Es ist doch aber sehr naheliegend, dass die Selbstheilungskräfte, die während und nach einer Infektion eine große Rolle spielen, gefördert und maximal unterstützt werden müssen.
Es ist schade, dass die Ernährung noch nicht als effektives Mittel zur Bekämpfung von Krankheiten gesehen wird – und es nimmt uns Chancen. Die Ernährung ist sozusagen eine First-Line-Maßnahme, das steht auch in vielen Leitlinien. Die Ernährungstherapie wird nur leider kaum durchgeführt.
Dr. Matthias Riedl ist Gründer sowohl des Medicum Hamburg, Europas größtem Zentrum für Ernährungsmedizin und Diabetologie, als auch der ersten volldigitalen Ernährungstherapie-App myFoodDoctor. Vielen ist er aus seinen Fernseh- und Radioformaten beim NDR, unter anderem den Ernährungsdocs, bekannt. Sein Podcast rangiert seit Wochen auf Platz eins im Chart Gesundheit. Daneben ist Riedl auch Bestsellerautor, Hochschuldozent und Chefredakteur des Magazins Iss dich GESUND mit Dr. Riedl.
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