Rostocker Bürgerschaft: Latchinian soll Intendant bleiben
Rostock (dpa) – Sewan Latchinian soll nach dem Willen der Rostocker Bürgerschaft Intendant des Volkstheaters bleiben. Sie wies am Montagabend mit deutlicher Mehrheit Oberbürgermeister Roland Methling (parteilos) an, diesen Beschluss umzusetzen.
Der Hauptausschuss der Bürgerschaft hatte Latchinian Ende März nach einem umstrittenen Vergleich der Theaterpolitik des Landes mit Kulturzerstörungen der Terrormiliz Islamischer Staat gekündigt. Methling hat nun zwei Wochen Zeit, den Beschluss umzusetzen oder in Widerspruch zu gehen.
Latchinian bedankte sich bei seinen Unterstützern, die sich für das Volkstheater mit seiner Kunst und den rund 300 Arbeitsplätzen eingesetzt haben. „Theater ist eine kollektive Kunst, und am besten ist es, wenn man sich gemeinsam dafür einsetzt“, rief Latchinian.
Methling sagte, er werde den Beschluss genau prüfen. „Ich gehe davon aus, dass ich die zwei Wochen brauchen werde.“ Sollte er zustimmen, könne Latchinian sofort eingesetzt werden. Im Falle eines Widerspruchs müssten sich die Bürgerschaft, das Innenministerium und Gerichte damit beschäftigen.
Der kaufmännische Geschäftsführer des Volkstheaters, Stefan Rosinski, sprach von einem wichtigen Signal in die nationale Theaterwelt, die sehr starken Anteil genommen habe. „Es ist nun wichtig, dass Rostock in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit als Theaterstandort gut dasteht.“ Die Vorgänge seien als desolat und destruktiv empfunden worden, das könne nun repariert werden. „Ein monatelanger Rechtsstreit darf jetzt aber nicht passieren“, forderte Rosinski. „Wir brauchen Klarheit, und wir brauchen sie schnell.“
Selbst in Berlin sei bemerkt worden, dass sich Latchinian auf den Weg gemacht hat, das Theater wieder auf die Beine zu bringen und Publikum zu gewinnen, sagte der frühere Bundestagspräsident, Wolfgang Thierse (SPD), vor der Sitzung vor mehreren Hundert Demonstranten. „Einen erfolgreichen Intendanten entlässt man doch nicht.“
Er forderte auch die Rücknahme des Beschlusses, zwei der vier Sparten am Volkstheater zu schließen. Auch gegen diesen Beschluss hatte Latchinian immer wieder argumentiert. „Wenn diese Stadt sich kein Vier-Sparten-Theater mehr leisten kann, dann ist das ein Armutszeugnis, das weit über Rostock und das Land hinaus wahrgenommen wird“, betonte Thierse. Ausgaben für Kultur seien Investitionen in Zukunft des Landes. Thierse bezeichnete den IS-Vergleich als dumm. Dafür müsse Latchinian kritisiert, aber nicht entlassen werden.
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