Raus aus dem Hamsterrad: Wie die Arbeit mit Bienen zur Berufung wurde

Heute ist Hilary Kearney erfahrene Imkerin, Unternehmerin und Pädagogin. Mit Leidenschaft vermittelt sie die wunderbare Welt dieser faszinierenden und intelligenten Geschöpfe.
Titelbild
Hilary Kearney, die Gründerin von Girl Next Door Honey in San Diego, Kalifornien.Foto: Tosca Radigonda
Von 1. März 2025

Alles begann mit einer Kleinanzeige: „Wenn Sie ein Bienenvolk loswerden wollen, komme ich es abholen.“

Hilary Kearney hatte gerade einen Bienenkasten aufgebaut, als sie eine Antwort auf ihre Anzeige erhielt. Sie wurde gerufen, um ein Bienenvolk zu retten, das an der Decke einer Außentoilette hing. Bewaffnet nur mit ihrem durch Recherche gewonnenen Wissen und einer Beute (Bienenkasten), den ihr Vater aus Holzresten vom Garten nach Bauplänen aus dem Internet gezimmert hatte, machte sie sich auf den Weg zu ihrem allerersten Bienenvolk.

„Mein Vater kam mit, obwohl er noch weniger wusste als ich“, erinnert sich Kearney. „Wir hatten keine Imkeranzüge, also trugen wir drei Schichten Kleidung, und mein Vater hatte eine Schweißermaske auf und ein Handtuch um den Kopf gewickelt. Als wir an die Tür klopften und das Ehepaar öffnete, mussten wir alle lachen, weil wir so albern aussahen.“

Seitdem hat Hilary Kearney es weit gebracht. Heute, 14 Jahre später, ist sie die Gründerin von Girl Next Door Honey, einem erfolgreichen Imkereibetrieb in San Diego, Kalifornien. Aber ihr Weg, der ihr zur Leidenschaft wurde, war gänzlich ungeplant.

Kearney ist auf die Rettung von Bienen und die Schulung angehender Imker spezialisiert. Foto: Tosca Radigonda

Eine überraschende berufliche Wende

Kearney wuchs in Südkalifornien auf und hatte nie besonders viel über Bienen nachgedacht, bis sie auf dem College ihren zukünftigen Mann kennenlernte. An seiner Wand hing eine Liste mit Zielen wie „Feuerwehrmann werden“, „Fahrradtouren machen“ und „Bienen züchten“. Das machte sie neugierig.

Sie kaufte ihm ein Buch über das „Imkern im Hinterhof”, las es aber erst einmal selbst durch, bevor sie es ihm gab. Der Abschnitt über das Verhalten und die Intelligenz der Honigbienen und die Feinheiten ihrer Bienenstöcke weckten ihr Interesse.

„Sie haben ein hervorragendes Gedächtnis und können Muster erkennen“, sagt Kearney. Bienen fliegen bis zu fünf Kilometer von ihrem Stock entfernt, um Blumen zu finden, und prägen sich deren Formen ein.

„Wenn sie wissen, dass eine Sonnenblume viel Nektar enthält und sie andere Blumen mit einer ähnlichen Form sehen, erkennen sie, dass diese anderen Blumen höchstwahrscheinlich auch eine Nektarquelle sind“, erklärt sie.

Kearney war zunehmend vom Verhalten und der Intelligenz der Honigbienen fasziniert. Foto: Hilary Kearney

Kearney war fasziniert. Sie begann, Bienen in ihre Studienarbeiten einzubeziehen, wann immer sie konnte, sei es für einen Englisch- oder Kunstkurs. Nach dem Studium zog sie wieder zu ihrem Vater nach San Diego.

„Das war 2010, und wegen der Rezession war es schwierig, einen Job zu finden“, schildert sie. “„Ich hatte einen Bürojob, der mir überhaupt nicht gefiel. Ich fing an, immer mehr über Imkerei zu recherchieren, um mich damit abzulenken.“

Sie rettete dieses erste per Kleinanzeige angebotene Volk – wurde dabei nur einmal gestochen – und war Feuer und Flamme. Daraufhin beschloss sie, sich der Imkerei zu widmen.

Kreativität bei den Finanzen

„Es hat sich sofort herumgesprochen“, sagt sie. „Ich habe mich ehrenamtlich in einigen Gartengruppen engagiert und erzählt, dass ich Imkerin bin. Da wurden die Leute neugierig und wollten mehr wissen.“

Die Fragen, die ihr andere stellten, inspirierten sie, neue Einkommensquellen für ihr junges Unternehmen zu erschließen. Als sie gebeten wurde, vor einer Gartengruppe über Bienen zu sprechen, entwickelte sie daraus einen Ausbildungskurs, den sie bis heute anbietet.

Inzwischen bietet sie sowohl online als auch persönlich Kurse für Kinder und Erwachsene an, in denen es um die Anfänge und Grundlagen der Imkerei, die Pflege von Bienenstöcken, die Honigernte und die Rettung von Bienen geht. Sie gibt sogar Kurse über Bienen in Schulen.

Die Menschen fragten sie, ob sie auch in ihren Gärten Bienenstöcke aufstellen könne. Andere hatten einen wilden Bienenschwarm in ihrem Haus und fragten, ob sie ihn entfernen könne.

„Am Ende des Sommers hatte ich sieben Bienenstöcke statt nur einem, und der Platz in meinem Garten wurde knapp“, sagt Kearney. „Also begann ich, Bienenstöcke in den Gärten anderer Leute aufzustellen.“

Aus ihren Fehlern lernen

Im Rahmen ihrer Tätigkeit führt Kearney Inspektionen der Bienenstöcke und Honigernten durch, betreut aber auch Menschen, die sich selbst um Bienenstöcke kümmern möchten.

„Es dauert lange, bis man lernt, Selbstvertrauen in die eigene Imkerei zu entwickeln“, sagt sie. „Viele Menschen denken, es sei so einfach wie ein Vogelhäuschen aufzustellen, aber in Wirklichkeit muss man viel lernen und viel tun.“ Kearney lernte durch eigene Erfahrungen und durch Fehler.

Einer ihrer größten Fehler im ersten Jahr war, dass sie nicht bemerkte, dass ihr erster Bienenstock seine Königin verloren hatte.

„Ich weiß nicht, wann genau sie starb“, so die Imkerin, „aber nach ein oder zwei Monaten bemerkte ich, dass das Volk zu schrumpfen begann.” Doch da war es schon zu spät. Eine Bienenkönigin legt fortlaufend Eier, um die Bienen zu ersetzen, die eines natürlichen Todes sterben. Die meisten Bienen in einem Bienenstock sind Arbeitsbienen, die sechs Wochen lang leben. Wenn sie sterben und nicht ersetzt werden, nimmt die Population des Bienenstocks ab.

Mentor bei Bienenzucht ist sehr wichtig

„Es gibt viele kleine Anzeichen, die man verstehen können muss, um zu wissen, was in seinem Bienenvolk vor sich geht“, sagt Kearney. Rückblickend glaubt sie, dass sie von einem Mentor sehr profitiert hätte. Jetzt versucht sie, neue Bienenhalter vor den gleichen Fehlern zu bewahren.

Ein weiterer Fehler, vor dem sie warnt, sei nicht im Voraus zu investieren. „Ich wollte kein Geld ausgeben, also kaufte ich mir keinen Imkeranzug“, erzählt sie. Heute weiß sie, dass ein Anzug oder zumindest ein Kopfschutz mit Schutzschleier gute Dienste leistet.

„Ich wurde oft gestochen und habe mich wahrscheinlich selbst in Gefahr gebracht, ohne es zu merken“, erklärt sie. „Den Anfängern sage ich immer, dass man wirklich einen Anzug tragen sollte, bevor man weiß, was man tut.“ Auch heute noch trägt sie den kompletten Anzug.

„Ich sehe es wie einen Sicherheitsgurt“, sagt sie. „Man braucht ihn erst, wenn das Unglück passiert ist, und dann ist es praktisch zu spät.“

Kearney trägt bei der Arbeit immer noch einen kompletten Imkeranzug. Foto: Tosca Radigonda

Rettungseinsätze an den ungewöhnlichsten Orten

Kearneys Lieblingsaufgabe im Rahmen ihrer Tätigkeit sind Rettungsaktionen für Bienen. „Ich bin immer wieder überrascht und beeindruckt von den Orten, an denen sie leben wollen“, berichtet sie. 

Von einem ausgemusterten Flugzeugträger, der jetzt als Museum dient, über die Koala-Ausstellung im Zoo von San Diego bis hin zur Kulisse für eine Shakespeare-Aufführung im Freien – Kearney geht an die ungewöhnlichsten Orte, um die Bienen zu holen.

„Wenn es sich um einen Schwarm handelt, ist es im wahrsten Sinne des Wortes nur ein Bienenknäuel“, sagt sie. „Wenn ich sie früh genug erwische, kann ich sie einfach mit der Hand aufheben und in einen kleinen Bienenstock setzen, wo ich sie dann lasse. Später setze ich sie in einen größeren Bienenstock um.“

Wenn die Bienen schon eine Weile irgendwo herumschwirren, zum Beispiel in einem Kompostbehälter, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie bereits mit dem Bau ihrer Waben begonnen haben. In solchen Situationen überlegt sich Kearney, wie sie an die Bienen herankommen kann, ohne das zu zerstören, was sie gebaut haben. Sie entfernt die Waben dann Stück für Stück.

Sicherheit geht vor

„Wenn es sich um friedliche Bienen handelt, sind sie normalerweise ziemlich umgänglich“, so Kearney. Hin und wieder trifft sie jedoch auf abwehrbereite Bienen, die angreifen, sobald sie gestört werden. „Solche Bienenvölker beruhigen sich normalerweise, sobald man sie umquartiert hat, aber wenn sie aggressiv bleiben, ersetze ich ihre Königin“, erklärt sie. „Da sie die Eier legt, ist ihre Aggressivität genetisch bedingt. Wenn man sie also durch eine friedliche Königin ersetzt, legt sie friedliche Eier.“

Imker müssen lernen, die subtilen Verhaltenshinweise der Bienen zu deuten und angemessen zu reagieren. Foto: Tosca Radigonda

Die Imkerin ist zwar durch ihren Imkeranzug geschützt. Sie möchte allerdings auch nicht, dass jemand in der Nähe gestochen wird.

„Ich sorge dafür, dass meine Kunden ihre Nachbarn über die Situation informieren. Wenn die Bienen wirklich aggressiv sind, höre ich auf, denn wenn man versucht, sie zu entfernen, werden sie immer angriffslustiger. Bevor es für alle zu riskant wird, empfehle ich in solchen Fällen den Einsatz eines Kammerjägers.“

Der Wert des Honigs

Honig muss regelmäßig geerntet werden, um zu verhindern, dass ein Bienenstock zu voll wird. Sonst könnte dies dazu führen, dass das Bienenvolk ausschwärmt. Obwohl Kearney Bienenstöcke besitzt, ist der Honigverkauf nicht der Hauptumsatzträger ihres Unternehmens.

„Ich verkaufe ihn nur direkt an Leute, die meine Kurse oder Schulungsveranstaltungen besuchen“, sagt sie. „Ich sage ihnen immer, dass sie sich das Recht verdienen müssen, den Honig zu essen: Sie müssen wissen, wie wertvoll er ist, bevor sie welchen bekommen können.“

Kearney inspiziert einen Rahmen voller Honigwaben. Foto: Hilary Kearney

Honig ist für seine antimikrobiellen Eigenschaften bekannt. Er ist ein wirksames Hustenmittel, lindert Halsschmerzen und beschleunigt den Heilungsprozess bei Schnittwunden und Verbrennungen.

Tatsächlich, so Kearney, „hat praktisch alles, was die Bienen herstellen, irgendeinen gesundheitlichen Vorteil.“ Dazu gehört auch das Bienenwachs, das ebenso verzehrt werden und das schlechte Cholesterin senken kann.

Zudem gibt es Propolis, das klebrige Harz, mit dem die Bienen ihre Bienenstöcke beschichten, Risse abdichten und Schimmel abtöten. „Propolis wird derzeit zur Krebsbekämpfung erforscht“, so Kearney. Auch das Bienengift hat gesundheitliche Vorteile. Es kommt seit langem zum Einsatz, um Arthritis-Schmerzen zu lindern. Derzeit laufen Forschungen zu seiner Wirkung bei verschiedenen Autoimmunerkrankungen.

Den Geheimnissen der Bienen auf der Spur

Kearney ist fasziniert von diesen gestreiften Insekten. Im September 2024 veröffentlichte sie deshalb das Buch „Heart of the Hive“ (Das Herz des Bienenstocks). „Es ist wahrhaftig meine Liebeserklärung an die Bienen“, sagt sie. Sie möchte den Menschen etwas über diese wichtigen Lebewesen beibringen – zum einen, weil sie für die Ökosysteme der Welt so bedeutsam sind, aber auch einfach, weil sie beeindrucken.

Sie versucht immer, die Dinge aus der Sicht der Bienen zu verstehen, und lernt nie aus. Ausgestattet mit ihrem Imkeranzug und ihrer Neugierde versucht sie, den noch ungeklärten Geheimnissen in der Welt der Bienen auf die Schliche zu kommen.

„Heart of the Hive“ von Hilary Kearney, erschienen bei Storey Publishing. Foto: Hilary Kearney und Tosca Radigonda.

Mit Auszügen aus „QueenSpotting“ von Hilary Kearney. Urheberrecht Hilary Kearney. Verwendet mit Genehmigung von Storey Publishing.

Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „From the Rat Race to Beehives: How a San Diego Beekeeper Found Her Calling“. (redaktionelle Bearbeitung ee)



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