Nach Schuldspruch gegen Cosby: Genugtuung bei Betroffenen und Opfervertretern
Mit Genugtuung haben Betroffene und Opfervertreter auf den Schuldspruch gegen den ehemaligen US-Fernsehstar Bill Cosby wegen sexuellen Missbrauchs reagiert. Als „Warnung an Sexräuber überall“ wertete die Frauenrechtsorganisation National Organization for Women (NOW) den Jury-Spruch vom Donnerstag. Die Jury des Geschworenengerichts in Norristown im Bundesstaat Pennsylvania sah die Schuld des 80-Jährigen in allen Punkten der Anklage als erwiesen an. Cosby könnte nun den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringen.
Der einstige Comedy-Star wird von etwa 60 Frauen des sexuellen Missbrauchs beschuldigt, jedoch sind die meisten Fälle verjährt. Vor Gericht musste er sich wegen eines Falls aus dem Jahr 2004 verantworten. Die ehemalige Universitätsmitarbeiterin Andrea Constand beschuldigte ihn, sie in seinem Haus in Philadelphia mit Tabletten betäubt und sich an ihr vergangen zu haben.
Im Zuge einer außergerichtlichen Einigung hatte ihr Cosby vor zwölf Jahren 3,38 Millionen Dollar gezahlt. Mit der Verkündung des Strafmaßes wird in den kommenden 60 bis 90 Tagen gerechnet. Cosbys Verteidiger Tom Mesereau kündigte Berufung an. Ein erster Prozess gegen Cosby im Fall Constand war im Juni geplatzt, nachdem sich die Geschworenen nach 52-stündigen Beratungen nicht auf ein Urteil einigen konnten.
Die aktuelle Jury hatte an zwei Tagen insgesamt mehr als 14 Stunden lang beraten. Sie befand Cosby in allen drei Anklagepunkten für schuldig: Penetration ohne Einwilligung, bei Bewusstlosigkeit des Opfers und nach der Verabreichung von Medikamenten. Die Höchststrafe dafür sind jeweils zehn Jahre Gefängnis.
Die 45-jährige Kanadierin befand sich bei der Verlesung des Urteils im Gerichtssaal. Cosby hörte sich das Urteil schweigend an und machte dann seinem Ärger in einer Schimpftirade Luft. Sein Anwalt Meserau zeigte sich „sehr, sehr enttäuscht“ und kündigte Berufung an. „Der Kampf ist noch nicht vorbei“, sagte er.
Dagegen zeigte sich der Staatsanwalt Kevin Steele hoch erfreut. „Heute können wir endlich sagen, dass der Gerechtigkeit genüge getan wurde“, sagte er in einer Pressekonferenz an der Seite von Constand. Er hoffe, das Urteil sende eine „starke Botschaft“ an alle Missbrauchsopfer, dass sie solche Verbrechen anzeigen sollten. Cosby sei „zu lange“ straffrei geblieben. „Er nutzte seine Prominenz. Er nutzte seinen Wohlstand, sein Netzwerk aus Unterstützern, um seine Verbrechen zu vertuschen. Jetzt wissen wir, wer der wahre Bill Cosby war.“
„Die Opfer von Bill Cosby können jetzt aufatmen“, schrieb die US-Schauspielerin Rose McGowan beim Kurzbotschaftendienst Twitter. „Danke an die erwachende Gesellschaft.“ McGowan gehört zu den ersten Frauen, die den Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein der Vergewaltigung beschuldigten und damit einen Anstoß für die MeToo-Debatte über sexuellen Missbrauch gaben.
Der neue Prozess gegen Cosby stand im Zeichen der Belästigungs- und Vergewaltigungsvorwürfe gegen Weinstein. Anders als im ersten Verfahren waren zudem fünf weitere mutmaßliche Missbrauchsopfer Cosbys als Zeuginnen zugelassen worden. Beim ersten Prozess war es nur eine Frau.
Cosbys neuer Anwalt Mesereau hatte sich vor diesem Hintergrund entschieden, Constand als „krankhafte Lügnerin“ und geldgierige „Betrügerin“ darzustellen, um ihre Glaubwürdigkeit bei den zwölf Geschworenen – sieben Männer und fünf Frauen – in Frage zu stellen und einen Freispruch für seinen Mandanten zu erreichen.
Die Staatsanwältin Kristen Feden sagte in ihrem Schlussplädoyer, der wahre Betrüger sei Cosby. Er habe seine Berühmtheit genutzt, um sich das Vertrauen seiner Opfer zu erschleichen.
Cosby wurde in den USA jahrzehntelang als „America’s Dad“ verehrt. In der Rolle als liebenswürdiger Arzt und gutmütiger Familienvater in seiner „Cosby Show“ war er einer der beliebtesten TV-Stars des Landes. (afp)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion