Marcus Rosenmüller wird Opern-Regisseur
An diesem Sonntag bringt er mit Nachwuchstalenten des Opernstudios der Bayerischen Staatsoper Gioachino Rossinis komische Oper „Le Comte Ory“ in München auf die Bühne.
Frage: Wie unterscheidet sich die Inszenierung einer Oper von Ihrer bisherigen Arbeit, vom Film oder vom Singspiel?
Antwort: Eine Oper fühlt sich eigentlich so an wie ein Drehtag beim Film. Es sind sehr intensive Tage gewesen. Schließlich kann man beim Film Dinge ausprobieren und später kann man in der Nachbearbeitung noch vieles retten. Bei der Oper gibt es nur die zweieinhalb Stunden auf der Bühne, in denen alles passen muss. Und an das Bauen der Übergänge und Motivwechsel musste ich mich gewöhnen. Das ist schon eine Herausforderung.
Frage: … und dann wird auch noch ständig gesungen…
Antwort: Die Arbeit mit Musik ist schon etwas anderes, weil Musik und das Singen ohnehin schon große Emotionen überträgt, die man im reinen Schauspiel anders verarbeiten müsste.
Frage: Wie sind Sie an die Aufgabe herangegangen?
Antwort: Die Oper ist mit dem konkreten Vorschlag, die Rossini-Oper zu inszenieren, an mich herangetreten. Mit dem Dramaturgen, der Kostümbildnerin und der Bühnenbildnerin haben wir uns seit Herbst vergangenen Jahres immer wieder zusammengehockt und haben die für uns interessanten Kernthemen in die Komödie eingeflochten.
Frage: Sie inszenieren die Geschichte auf einer Bowlingbahn. Wie kam es denn dazu?
Antwort: Der erste Akt der Oper spielt in einem eher tristen Dorf. Und dazu ist uns die Bowlingbahn eingefallen, einen Ort mit dem Glamour von Neon-Reklamen, der seine besten Zeiten allerdings in den 80ern hinter sich gelassen hat und an dem sich Erfolg und Misserfolg sofort einstellen. Das Ganze ist auch ein Filmzitat von „The Big Lebowski“. Wir haben das so mit einem Augenzwinkern verbunden.
Frage: Wie halten Sie es denn privat mit der Oper?
Antwort: Mein Interesse daran ist in den vergangenen Jahren schon ein bisschen gestiegen. Ich gehe – in guten Abständen – inzwischen regelmäßiger. Die Oper hat einen gewissen Code, den man erst einmal begreifen muss. Als ich mir mit Mitte 20 Opern angeschaut habe, habe ich mich schon gefragt: Warum singen sie dreimal hintereinander, dass sie sterben – und stehen dann immer noch? Durch die intensive Arbeit konnte ich nun zum ersten Mal richtig eintauchen und hab‘ das Gefühl, infiziert zu sein.
Frage: Das Münchner Opernpublikum ist ja dafür bekannt, einigermaßen gnadenlos sein zu können, wenn eine Inszenierung Missfallen erregt. Macht Ihnen das Angst?
Antwort: Angst ist vielleicht das falsche Wort. Ich habe natürlich keine große Lust, dass das Publikum mir zu verstehen gibt, dass es ihm nicht gefallen hat. Ich denke, wir haben im Geiste von Rossini gearbeitet und uns wirklich was einfallen lassen. Im Zweifel müssten wir dann vielleicht das Publikum austauschen (lacht).
ZUR PERSON: Marcus H. Rosenmüller wurde in Tegernsee geboren und studierte von 1995 bis 2002 an der Hochschule für Fernsehen und Film München. Seinen Durchbruch schaffte er 2006 mit dem Kinofilm „Wer früher stirbt, ist länger tot“. Von 2006 bis 2014 drehte er insgesamt zehn Kinofilme, darunter „Beste Zeit“ (2007), „Räuber Kneißl“ (2008), „Sommer der Gaukler“ (2011) und „Beste Chance“ (2014). In den vergangenen drei Jahren inszenierte er auch das traditionelle Nockherberg-Singspiel in München.
(dpa)
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