Lernen Sie den Mann kennen, der als erster ohne Flugzeug alle Länder der Welt bereiste

Zehn Jahre dauerte die Reise des Dänen in 199 Länder – sechs Jahre länger als geplant. Unterwegs lernte er, dass „Menschen einfach Menschen sind“ und wenn man einen „Fremden trifft, die Chancen gut stehen, dass dieser Fremde ein Freund wird“.
Titelbild
Ein Blick aus dem Zug und andere Eindrücke.Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Mike Douglas und Thor Pedersen
Von 13. Januar 2024

Der 44-jährige Däne Thor Pedersen ist der erste Mensch auf der Welt, der alle Länder in einer einzigen ununterbrochenen Reise besucht hat, ohne zu fliegen.

Pedersen machte sich vor rund zehn Jahren aus seiner Heimatstadt Kopenhagen in die weite Welt auf. Damals war er 34 Jahre alt und dachte, seine Reise wäre nach vier Jahren abgeschlossen. Doch tatsächlich dauerte sie ein Jahrzehnt.

Pedersen hat eine Erste-Hilfe-Ausbildung und Erfahrung als UN-Blauhelmsoldat. Anlässlich des 150-jährigen Bestehens des Roten Kreuzes machte er sich als Sonderbotschafter auf den Weg. Sein erstes Ziel war Deutschland und am 26. Juli 2023 kehrte er von den Malediven nach Dänemark zurück.

Insgesamt legte er 381.998 Kilometer zurück. „Das entspricht der Strecke, die man neuneinhalbmal um die Erde oder einmal zum Mond zurücklegt“, erklärt Pedersen in einem Interview mit Epoch Times.

Der gebürtige Däne Thor Pedersen. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Thor Pedersen

Vorbereitungen

„Es gab drei Grundregeln“, sagte er, „dass ich zu keinem Zeitpunkt fliegen durfte, dass ich in jedem Land mindestens 24 Stunden verbringen musste und dass ich erst nach Hause zurückkehren durfte, wenn ich das letzte Land erreicht hatte – oder das Projekt abbrach.

Pedersen kam in den späten 70er-Jahren zur Welt und lief als Kind viel im Wald herum. Er spielte oft Robin Hood und Indiana Jones und begann schließlich, über Entdecker zu lesen.

„Im Alter von 20 Jahren wusste ich, dass es nichts mehr zu entdecken gab“, sagte er. „Es gab keine unentdeckten Kontinente. Wir haben Satelliten, die am Himmel herumfliegen und Fotos und Videos von allem machen. “

Anfang 2013 fand er jedoch heraus, dass nur sehr wenige Menschen alle Länder der Welt bereist hatten. Und niemand hatte diese Leistung vollbracht, ohne zu fliegen.

Als er sich schließlich vornahm, das Unmögliche zu schaffen, war sein Vater „sehr besorgt“. Er befürchtete, sein Sohn würde seine Karriere in der Schifffahrtslogistik zerstören, wenn er so lange wegbliebe. Seine Mutter hingegen, die er als „eher träumerisch“ beschreibt, war von Anfang an von dem Plan ihres Sohnes begeistert.

Rund einen Monat nach Reisebeginn änderte auch Pedersens Vater seine Meinung und wurde zu einem seiner größten Befürworter.

Pedersens dänischer Pass. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Thor Pedersen

Pedersen in Äthiopien im Jahr 2017. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Thor Pedersen

Pedersen musste die Logistik einer Reise um die Welt ohne Flugzeuge planen. Er hatte zehn Pässe bei sich. Für seine persönliche Sicherheit arrangierte er immer im Voraus eine Kontaktperson, die ihn an der jeweiligen Landesgrenze empfing, was mehr Vorbereitung bedurfte.

In Ländern, in denen er nur 24 Stunden blieb, reiste er nur mit einer kleinen Tasche und wenigen Dokumenten. Außerdem packte er ein GPS und einen Transponder ein, mit denen er bei Bedarf ein Notsignal aussenden und seinen Standort angeben konnte.

Finanzierung

Eine wichtige Sache war die Finanzierung von Pedersens Unterfangen. Aufgrund seiner Erfahrungen in der Schifffahrtslogistik hatte er die Idee, eine Partnerschaft mit dem geothermischen Energieversorger Ross Energy einzugehen. Dieser erklärte sich bereit, ihn mit 20 US-Dollar pro Tag zu unterstützen. Das war ausreichend, um die Kosten für Transport, Unterkunft, Verpflegung und Visa in einigen Ländern zu decken. Obwohl die Kosten für ein Visum manchmal über seinem Budget lagen, konnte der dänische Abenteurer in anderen Bereichen sparen.

Pedersen an der Grenze zwischen Afghanistan und Turkmenistan im Jahr 2018. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Thor Pedersen

„Wenn die Temperatur angenehm warm war und die Umgebung sicher genug, spannte ich einfach meine Hängematte auf“, sagt er. „In einem teuren Land kann man auf einem lokalen Markt Brot kaufen und vielleicht ein paar Erbsen, Gurken oder etwas anderes. Dann setzte ich mich unter einen Baum und aß mein eigenes kleines Sandwich.“

Bei den Verkehrsmitteln hatte er zwei Möglichkeiten. Er konnte einen Luxusbus nehmen, mit einem schönen Sitzplatz mit WLAN, Fensterblick, Klimaanlage und Verpflegung.

Pedersen in der Mongolei im Jahr 2018. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Thor Pedersen

Oder er wählte die günstigere Alternative, einen meist überfüllten Bus, in dem es kaum frische Luft gab und der häufig anhielt. Da er nur über ein knappes Budget verfügte, entschied er sich in der Regel für Letzteres.

Während seiner zehnjährigen Reise fuhr Pedersen mit verschiedenen Transportmitteln, um seine Ziele zu erreichen, darunter 351 Busse, 158 Züge, 219 Taxis, 87 Sammeltaxis, 128 U-Bahnen, 46 Motorradtaxis, 40 Containerschiffe, 33 Boote verschiedener Art, 43 Autorikschas, 32 Fähren, 28 Allradfahrzeuge, 19 Straßenbahnen, neun Lastwagen, vier Motorradsammeltaxis, zwei Kreuzfahrtschiffe, eine Kutsche, ein Polizeiauto und eine Megajacht.

Seine längste Busfahrt dauerte über 40 Stunden, seine längste Zugfahrt fünf Tage.

Pedersen in Bangladesch. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Thor Pedersen

Die Unterbringung war oftmals einfach, mitunter aber auch luxuriös. Manchmal schlief er in einem Schlafsaal mit 20 Betten, ein anderes Mal im Ritz-Carlton in Hongkong, als er eine Kooperation mit der dortigen Tourismusbehörde einging. Oft schlief er einfach in öffentlichen Verkehrsmitteln. Manche Menschen luden ihn zu sich nach Hause ein, nachdem sie seine Geschichte gehört hatten.

„Manchmal hatten diese Menschen sehr viel Geld“, sagte Pedersen. „Manchmal waren es Familien, die selbst nicht viel hatten. Sie boten mir ihr Bett an und schliefen dann selbst auf dem Boden.“

Nach zwei Jahren, als Pedersen gerade in Zentralafrika war, kürzte ihm Ross Energy die Mittel. Sein Sponsor hatten die Ölpreisschwankungen hart getroffen. So war der Däne gezwungen, sein Konto zu plündern und einen Kredit aufzunehmen. Dann startete er eine Crowdfunding-Kampagne, um seine Reise fortsetzen zu können. Glücklicherweise konnte Ross Energy gegen Ende der Reise die Unterstützung erneuern.

Überall neue Freunde

Während der gesamten Zeit hielt Pedersen den Kontakt zu seiner Familie, seinen Freunden und Unterstützern über seinen persönlichen Blog aufrecht. Unterwegs lernte er neue Freunde kennen.

„Es gab nur wenige Länder, in denen ich mich nicht verständigen konnte“, so Pedersen, der neben seiner Muttersprache Dänisch auch Englisch, Deutsch, etwas Französisch und Spanisch spricht. Wenn die Kommunikation mittels Sprache gar nicht klappte, stellte er fest, dass er seine Bedürfnisse über Gesten vermitteln konnte.

Pedersen in Hongkong im Jahr 2020. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Maxime Champigneulle via Thor Pedersen

Alles in allem habe er in den verschiedenen Ländern hauptsächlich angenehme Begegnungen gehabt.

„Ich war immer auf der Suche nach dem Guten oder Interessanten. In diesem Sinne hat jedes Land einen sehr guten Eindruck bei mir hinterlassen“, sagte er. „Die allermeisten Menschen, die man auf diesem Planeten trifft, sind ganz normale Menschen wie du und ich. Sie gehen zur Schule oder zur Arbeit oder essen mit ihrer Familie zu Abend.“ Es seien Menschen, die gern tanzen, Spiele spielen, Sport treiben und Musik hören.

„Natürlich gibt es da draußen auch ein paar eiskalte Typen. Die Wahrscheinlichkeit, dass man auf solche Leute trifft, lässt sich mit ein wenig Planung einfach verringern: nicht in der Nacht in dunkle Straßen gehen, bestimmte Gegenden vermeiden, nicht direkt in Kriegsregionen reisen und so weiter und so fort.“

Eine seiner unangenehmsten Begegnungen war, als er in Zentralafrika mit einer Waffe bedroht wurde. „Ich dachte, ich würde sterben“, erinnert sich Pedersen. Aber schließlich habe er in demselben Land auch „viele sehr, sehr nette Menschen“ getroffen, die ihr Essen mit ihm teilten oder ihn nach Hause einluden.

Pedersen auf seiner Reise. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Thor Pedersen

Pedersen hatte für einige Etappen seiner Reise eine ganz besondere Reisebegleitung: seine Frau. Sie besuchte ihn 27 Mal in sieben Ländern. Das Paar lernte sich ein Jahr vor seiner Reise kennen und verlobte sich bei ihrem ersten Besuch auf dem Gipfel des Mount Kenya.

„Ich dachte damals, es würde sehr romantisch werden, mit einem wunderschönen Ausblick und Sonnenaufgang auf dem Berggipfel“, so Pedersen. „Tatsächlich tobte aber ein unglaublicher Schneesturm. Es war kalt und windig und man hatte keine Sicht.“

„Wir wollten einfach nur so schnell wie möglich runter vom Berg. Aber ich habe es geschafft, auf die Knie zu gehen und ihr einen Ring zu überreichen, und sie hat ‚Ja‘ gesagt! Es war ein unvergessliches Erlebnis.“

Pedersen heiratete seine Frau während der Pandemie über das Internet. Anschließend traf er sie in Hongkong wieder, wo er zwei Jahre lang gestrandet war.

Bereit, nach Hause zu gehen

Während seiner Reise gab es Phasen, in denen es ihn nach Hause zog. „Nach den ersten zwei Jahren, im Jahr 2015, wollte ich fast nach Hause zurückkehren. Ich konnte es kaum noch aushalten. Ich hatte körperliche Schmerzen und mir ging es psychisch auch nicht gut. Ich hatte enorm zu kämpfen – es lagen noch etwa 100 Länder vor mir, die ich bereisen musste.“

Pedersen und seine Frau. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Thor Pedersen

„Am besten kann ich es so beschreiben: Als ich von zu Hause wegging, war es 99 Prozent Abenteuer und Spaß und ein Prozent Arbeit“, sagte er. „Nach vielleicht zwei Jahren in Bussen und Zügen, dem Beantragen von Visa, dem Passieren von Kontrollpunkten, dem Schreiben von Blogeinträgen, dem Geben von Interviews, der Suche nach einem Schlafplatz und all diesen Dingen, bemerkte ich, dass es 99 Prozent Arbeit und ein Prozent Abenteuer war.“

Doch Pedersen fand die Motivation zum Weitermachen, indem er Spenden für das Rote Kreuz sammelte, und durch seinen Wunsch, „ein möglichst positives Bild von jedem Land der Welt zu zeichnen“. Doch manchmal plagten ihn Zweifel: „Warum bin ich immer noch unterwegs?“

Pedersen an der Grenze zu Indien in Wagah, einem Grenzdorf in Pakistan. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Thor Pedersen

Je näher er seinem Ziel kam, desto mehr stand auf dem Spiel. Er wollte nicht, dass sein Projekt scheiterte. Aber schließlich schaffte er die weite Überfahrt auf die Malediven.

Pedersen auf den Malediven, dem letzten Land auf seiner Reise. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Thor Pedersen

Als er am 26. Juli in die Heimat zurückkehrte, beschrieb er das Gefühl als „wunderbar“.

Nach einer großen Feier im Kreise seiner Lieben wurde Pedersen mit „wahnsinnig vielen Interviews“ bombardiert, vielleicht zehn bis zwölf pro Tag. Als er bereits mehr als einen Monat wieder zu Hause war, litt er unter entzündeten Augen, hatte Ohren-, Knie- und Kopfschmerzen. Langsam holte ihn der Alltag wieder ein.

Pedersen zurück zu Hause in Dänemark im Juli 2023. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Thor Pedersen

„Der Körper ist zwar wieder zu Hause, aber es dauert länger, bis man gedanklich wieder ankommt“, sagte er. „Es gibt keine Länder mehr, die ich bereisen muss. Wenn ich fliegen will, kann ich fliegen.“

Was ihm seine Weltreise gebracht hat: „Ich habe jetzt mehr Kontrolle und bin mehr Herr meines eigenen Lebens – das ist schön. Auch prägt einen das, was man fast zehn Jahre lang gemacht hat. Es wird Teil von einem selbst.“

Pedersen in Sri Lanka im Jahr 2023. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Mike Douglas über Thor Pedersen

Die größte Lektion

Als dieser Bericht verfasst wurde, lernten Pedersen und seine Frau zum ersten Mal, wie man zusammenlebt. Auch muss er sich daran gewöhnen, dass sein Name nun weltweit bekannt ist. Derzeit schreibt Pedersen ein Buch über seine Erfahrungen, das dieses Jahr erscheinen soll. Er plant auch einen Dokumentarfilm und eine Vortragsreise durch Dänemark.

Er ist immer noch dabei, seine Reise und die Fülle seiner Erfahrungen zu verarbeiten. Aber die vielleicht wichtigste Lektion, die er gelernt hat, ist, dass, egal wo man hinkommt, „Menschen einfach Menschen sind“.

Pedersen auf seiner Reise. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Thor Pedersen

„Medien konzentrieren sich auf das Negative. Wenn man das von morgens bis abends, sieben Tage die Woche und das ganze Jahr über hört, ist das fast wie Gehirnwäsche. Es ist wirklich nicht die Wahrheit“, sagte Pedersen. „Die meisten Menschen geben einfach ihr Bestes.“

Überall auf der Welt verlieben sich Menschen, heiraten, und manche lassen sich wieder scheiden.

„Die Menschen auf der ganzen Welt schauen Netflix und machen TikTok-Tänze. Die meisten haben überhaupt keinen Grund, jemanden anderes schaden zu wollen“, sagte er. „Wenn du irgendwo auf der Welt einen Fremden triffst, stehen die Chancen gut, dass dieser Fremde ein Freund wird.“

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: Meet the First Person to Travel to Every Country in the World Without Flying“. (deutsche Bearbeitung nh)



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