Laotse: Die Kunst, einen Staat zu regieren
Laotse (ca. 571-470 v. Chr.) dachte, das Dao sei die Wurzel von allem. Er lehrte die Menschen, dass sich die himmlischen und irdischen Gesetze nicht nach den Wünschen und Vorstellungen der Menschen verändern ließen. Das Leben und das Sterben aller Dinge, sowie das alltägliche Leben der Menschen, müsse dem natürlichen Lauf folgen. Von ihm ist überliefert (Quelle):
Der Mensch folgt der Erde.
Die Erde folgt dem Universum.
Das Universum folgt dem Tao.
Das Tao folgt nur sich selbst.
Die Legende erzählt, dass ein Offizier bei seiner Wache an einem Grenzpass eine violette Aura im Osten wahrgenommen habe, die die Ankunft des Heiligen ankündigte.
Die Menschen schauten nach Osten und sahen Laotse auf einem Wasserbüffel daher reiten.
„Bitte hinterlasse deine Weisheiten“
Als Laotse weiterreiten wollte, bat der Offizier ihn, seine Weisheiten niederzuschreiben. Laotse hinterließ sie in 5.000 Worten und dies ist das heute bekannte „Dao De Jing“ (oder auch „Tao Te King“ genannt) – sein Weg und Energie. Das „Buch vom Sinn und Leben“ ist hier in einer deutschen Übersetzung zu finden.
Beim Streben nach Wissen wird täglich etwas hinzugefügt. Bei der Einübung ins Tao wird täglich etwas fallen gelassen. (Laotse)
Laotse weist im Dao De Jing darauf hin, dass das Unglück die Voraussetzung für das Glück sei und dass das Glück auch Elemente des Unglücks beinhalte.
Anders ausgedrückt, gute und schlechte Dinge seien miteinander austauschbar. Unter bestimmten Bedingungen könne sich Glück in Unglück umwandeln und anders herum.
Laotse schrieb:
Pflichtbewusstsein ohne Liebe macht verdrießlich
Verantwortung ohne Liebe macht rücksichtslos
Gerechtigkeit ohne Liebe macht hart
Wahrhaftigkeit ohne Liebe macht kritiksüchtig
Klugheit ohne Liebe macht betrügerisch
Freundlichkeit ohne Liebe macht heuchlerisch
Ordnung ohne Liebe macht kleinlich
Sachkenntnis ohne Liebe macht rechthaberisch
Macht ohne Liebe macht grausam
Ehre ohne Liebe macht hochmütig
Besitz ohne Liebe macht geizig
Glaube ohne Liebe macht fanatisch
Die Kunst, einen Staat zu regieren
Laut Laotses Ansichten liegt die Kunst, einen Staat zu regieren im Nicht-Tun (Wuwei: absichtsloses Handeln, nicht gegen die Natur der Dinge handeln). Wenn alles mit der Natur im Einklang sei, könnten die Ergebnisse einfach dadurch erreicht werden, dass man dem natürlichen Lauf folge.
Willst du regieren lernen, dann vermeide es, schlau oder reich zu sein. (Quelle)
Laotse sagt, die Entwicklung der Gesellschaft führe dazu, dass die Menschen immer mehr nach Ruhm und Reichtum streben und aus diesem Grund verlören die Menschen ihr gutartiges Wesen.
Man könne den Verfall der gesellschaftlichen Moral daran messen, wie häufig noch so etwas wie Güte, Gerechtigkeit, Respekt den Eltern gegenüber und Treue vorkomme.
Damit es Frieden in der Welt gibt, müssen die Völker in Frieden leben.
Damit es Frieden zwischen den Völkern gibt, dürfen sich die Städte nicht gegeneinander erheben.
Damit es Frieden in den Städten gibt, müssen sich die Nachbarn verstehen.
Damit es Frieden zwischen Nachbarn gibt, muß im eigenen Haus Frieden herrschen.
Damit im Haus Frieden herrscht, muß man ihn im eigenen Herzen finden. (Laotse)
Wenn jeder gut zu den anderen wäre, die Beamten redlich und rechtschaffen, dann wäre die gute Moral ein Bestandteil des täglichen Lebens und es wäre nicht nötig sie zu fördern.
Laotse lehrte, weil ringsum das Chaos in der Gesellschaft zunahm
Um den Menschen die Gelegenheit zu geben, zu ihrer ursprünglichen Natur zurückzukehren, verbreitete Laotse das Dao in einer solch chaotischen Zeit.
Das Harte und Starre begleitet den Tod. Das Weiche und Schwache begleitet das Leben. (Laotse)
Mit nur 5.000 Worten lehrte Laotse die Menschen die Bedeutung von Dao, die Beziehung zwischen Dao und der Struktur des Universums und dem Ursprung allen Lebens. Er erklärte auch eine Reihe von Verhaltensweisen, wie man ein guter Mensch sein kann und schließlich zum Ursprung, zum Wahren zurückkehren kann. Seine Ausführungen zu anderen Fragen dienten genau dafür, den Weg für dieses Endziel zu ebnen.
Im Dao De Jing steht im Vers 75:
Daß das Volk hungert, kommt davon her, daß seine Oberen zu viele Steuern fressen; darum hungert es.
Daß das Volk schwer zu leiten ist, kommt davon her, daß seine Oberen zu viel machen; darum ist es schwer zu leiten.
Daß das Volk den Tod zu leicht nimmt, kommt davon her, daß seine Oberen des Lebens Fülle zu reichlich suchen; darum nimmt es den Tod zu leicht.
Wer aber nicht um des Lebens willen handelt, der ist besser als der, dem das Leben teuer ist.
Laotse hieß eigentlich Li Er
Sein richtiger Name war Li Er. Es heißt, er habe schon von Geburt an weißes Haar und weiße Augenbrauen gehabt. So wurde er Laotse genannt, was im Chinesischen so viel bedeutet wie „alter, weiser Mann“. Schon als kleiner Junge war er sehr intelligent und lernte fleißig.
Frei von Begierde, erkennst du klar das Geheimnis.
In Begierde verstrickt, siehst du nur die Erscheinungsformen. (Laotse)
In der Frühlings- und Herbstperiode (770-481 v. Chr.) der Zhou Dynastie arbeitete Laotse als Museumsdirektor in einem Geschichtsmuseum. Er war mit den historischen Hintergründen der Bräuche und Rituale gut vertraut und hatte zudem ein umfangreiches Wissen über die Natur. Als der Krieg (520 v. Chr.) um den Thron ausbrach, wurde Laotse gekündigt, da er zu sehr in den Krieg verwickelt war.
Daraufhin entschied er sich, seine Identität aufzugeben und unerkannt umher zu wandern. Er wurde ein großer Philosoph und gilt als der Begründer des Daoismus (auch „Taoismus“).
Wer dem Himmel gehorcht, besteht; wer dem Himmel widersteht, vergeht. (Laotse)
(David Wu/ks)
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