Kolumne vom Freischwimmer: Waren Sie bis jetzt stark genug?

Na, wie ist es denn bei Ihnen bisher so gelaufen? Konnten Sie Ihre Vorsätze für das neue Jahr verwirklichen? Konnten Sie es durchhalten?
Titelbild
Den inneren Schweinehund sollte man nicht so gut füttern ...Foto: iStock
Von 18. Januar 2021

Naja, ich will ja nicht prahlen … aber ich konnte alle Vorhaben bis jetzt konsequent umsetzen. Ich hatte mir nämlich für 2021 fest vorgenommen auf keinen Fall reich und schön zu werden. Und das habe ich bis jetzt geschafft. Stabil! Da bin ich eisern. Das ziehe ich gnadenlos durch.

Aber wie kann man denn – ganz allgemein gesprochen – seine Ziele umsetzen? Warum schaffen wir es manchmal nicht Dinge zu erreichen, die wir uns vorgenommen haben? Es könnte möglicherweise am inneren Schweinehund liegen. Manche sagen auch „Glaubenssätze“ oder „Anschauungen“ dazu. Und wenn es gerade mal wieder etwas schwerer wird flüstern sie uns heuchlerisch ins Ohr: „Ach, lass es. Mach lieber Schluss“. Oder: „Das schaffst du doch nicht. Ist viel zu anstrengend“.

Dieser innere Saboteur führt Krieg gegen uns und eine Taktik im Krieg ist nunmal die Täuschung. Deshalb wird er sich bei seiner Sabotage ganz freundlich zeigen. Weil er all unsere Schwächen kennt, weiß er auch ganz genau, wie er mit uns reden muss. „Ach, diese Anstrengung muss nun wirklich nicht auch noch sein. Gönn dir  mal eine Auszeit“ oder: „Du hattest es die vergangenen Tage schon so schwer – entspann dich mal.“

Tja, und dann geschieht es eben, dass wir manche Dinge einfach nicht umsetzen können. Einige kriegen wegen ihrem inneren Schweinehund sogar ihr ganzes Leben nicht in den Griff. Deshalb wäre es ratsam, nicht immer wieder auf ihn zu hören und stattdessen seinen Willen durchzusetzen. Dazu stellen wir uns einfach die Frage, was wir erreichen wollen und setzen es dann um. Ohne uns von irgend etwas oder irgendwem stören zu lassen. Den inneren Terroristen besiegen.

Die wichtigste Sache im Leben ist, ein großes Ziel zu haben und die Eignung und das Durchhaltevermögen zu besitzen, es zu erreichen.“ (Johann Wolfgang von Goethe)

Denn eins ist Fakt: die Sachen, die am unbequemsten sind oder die uns am meisten nerven – um die sollten wir uns als erstes kümmern, denn dann hat man sie erledigt. Das wiederum macht Freude. Man kann vieles schaffen und es liegt meistens an der inneren Einstellung. Auch ist es nicht hilfreich, bei einer Sache oder einem Projekt ganz schnell machen zu wollen.

Es geht nicht um ein schnelles Tempo, denn die meisten Dinge (wie auch das Leben) sind keine Sache von ein paar Minuten. Es nützt nichts, wenn man am Start losrennt wie ein Irrer und dann nach der Hälfte des Weges feststellen muss, dass man keine Kraft mehr hat. Viel wichtiger ist es, seinen eigenen Rhythmus zu finden, in dem man dann beständig weiter arbeiten kann. Stück für Stück; ein Teilerfolg nach dem anderen. Wie bei einem Marathon.

Marathon: die Anstrengung, der täglichen Trägheit davonzulaufen.“ (Hugo Ernst Käufer)

Dabei geht es auch nicht darum, unbedingt bis an die Spitze eines Großkonzerns aufzusteigen. Viel mehr geht es darum, jeden Tag ein zuverlässiges Mitglied in einem Team zu sein. Sei es auf der Arbeit oder in der Familie.

Jemandem zu helfen, wenn er es am nötigsten braucht, oder ein freundliches Wort für Menschen, die gerade in Schwierigkeiten stecken, kann manchmal Wunder bewirken. Wenn sich jeder auf den anderen verlassen kann, dann läuft der Laden. Falls jedoch ein Zahnrad im großen Getriebe (absichtlich oder unabsichtlich) blockiert, steckt bald die ganze Chose fest.

Wenn ein freundlicher Mensch auch noch zuverlässig ist, dann haben wir es schon mit einem halben Engel zu tun.“ (Ernst R. Hauschka)

Natürlich kann es vorkommen, dass es bei einem Projekt (oder im Leben) einmal hakt. Aber auch da ist noch nicht alles zu spät. Wenn Sie tatsächlich einmal nicht mehr weiter wissen, dann fragen Sie doch einfach mal jemanden, der sich damit auskennt. Wenn man freundlich um Auskunft bittet, sind die meisten Mitmenschen hilfsbereit. So ist es mir ergangen, als ich mein zweites Buch schrieb. Ich brauchte noch ein paar Aussagen von Fachleuten, aber kam nicht weiter.

Deshalb bat ich einen Journalisten von einem Konkurrenz-Medium um einen Rat. Und was dann geschah, war eigentlich unfassbar: er suchte in seinem Telefon und gab mir vier (!!!) Nummern von potenziellen Interview-Partnern. Einfach so. Ich war leicht verdattert und fragte ihn, ob er keine Angst hätte, dass er dann keine Geschichten mehr haben würde, wenn er anderen seine eigenen Kontakte und Informanten überlässt. „Nö“, erwiderte er, „ich habe die Erfahrung gemacht, dass mir auch geholfen wird, wenn ich anderen helfe.“

Stark!

Hilfsbereitschaft ist für jede intakte Gesellschaft eine unabdingbare Tugend.“ (Horst-Joachim Rahn)

Um sich weiter zu entwickeln oder ein Projekt weiter voran zu treiben, muss man jedoch gelegentlich auch einmal seine Komfortzone verlassen. Denn Gewohnheiten, die nach und nach bequem geworden sind, können unter Umständen auch hinderlich sein. Denn dann werden sie zu einem unreflektierten Automatismus. Das wiederum führt zur Stagnation.

Die Komfortzone ist der Wellness-Bereich des Selbstbetruges.“ (Andre Mira Meneghin)

Sehen Sie, es ist ein bisschen wie bei meinen Vorsätzen für das neue Jahr. Als ich nämlich eines Morgens im Spiegel die ersten leichten Anzeichen für Schönheit in meinem Gesicht bemerkte, rannte ich gleich auf die Straße und dort mit voller Wucht gegen einen Laternenpfahl.

Das war zwar schmerzlich – aber „raus aus der Komfortzone“ ist gelegentlich auch mal etwas bitter. Aber ich war erfolgreich. Durch mein beherztes Handeln konnte ich die Schönheit gerade nochmal von mir abwenden und somit meine Vorsätze fürs neue Jahr weiterhin konsequent umsetzen.

Und Reichtum konnte ich bis jetzt auch wirksam von mir fern halten.

Es wird nie rote Rosen regnen. Wenn wir mehr Rosen wollen, müssen wir mehr Rosen pflanzen.“ (George Eliot)

UND:

Wer Wein verlangt, der keltre reife Trauben. Wer Wunder hofft, der stärke seinen Glauben.“ (Johann Wolfgang von Goethe)

Ahoi

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