Großprojekt «China 8» trifft auf Skepsis
Neun Museen in acht Städten an Rhein und Ruhr werden chinesische Gegenwartskunst ab Mitte Mai präsentieren. Drei Millionen Euro hat die Brost-Stiftung, deren Vorsitzender der ehemalige Verlagsmanager Bodo Hombach ist, für „China 8“ gegeben.
Es soll eine museale Übersicht werden, die es „in dieser Form noch nie gegeben“ habe, sagt Smerling, Direktor des Museums Küppersmühle in Duisburg. Präsentiert wird Kunst von Kalligraphie über Malerei bis zu Video und Installationen, und jeder Künstler ist mit mehreren Werken vertreten. Zur Eröffnung spricht Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD), den Smerling vor einem Jahr in Peking getroffen hatte.
Doch welche Künstler sind dabei? Der weltweit bekannte chinesische Regimekritiker Ai Weiwei jedenfalls nicht. Es habe „viele Gespräche und Begegnungen“ mit ihm gegeben, aber er habe abgelehnt, sagt Smerling.
Die Auswahl der Künstler wird von China-Experten misstrauisch beäugt. „Ich gehe nicht davon aus, dass es im Moment 120 qualitativ so gute künstlerische Positionen in China gibt, die wirklich sehenswert sind“, sagt der ehemalige Berliner Galerist Alexander Ochs, der seit über 20 Jahren im deutsch-chinesischen Kunstaustausch aktiv ist. Eingeladen seien zudem auch Künstler, die lange schon in Deutschland lebten. Künstler, „die Ärger machen“, seien erst gar nicht eingeladen worden.
Smerling weist Spekulationen über Zensur entschieden zurück. Vorgaben der Politik habe es nicht gegeben. Die Zollbehörde habe – wenn auch nach einiger Diskussion – alles durchgelassen. Ochs meint dagegen, das Problem sei gar nicht der chinesische Zoll, sondern vielmehr, dass die Ausfuhren in China politisch genehmigt werden müssten. In diesem Zusammenhang sieht Ochs die Rolle des chinesischen Kurators von „China 8“, Fan Di’an, skeptisch. Fan war bis vor kurzem noch Direktor des Chinesischen Nationalmuseums in Peking und ist jetzt Präsident der Zentralen Akademie der Künste. Man könne nicht von einer „freien Kuratur“ sprechen, meint Ochs.
Smerling antwortet auf die Frage, ob Fan Di’an eine Art Oberkontrolleur gewesen sei: „Das wäre ein völlig falscher Eindruck.“ Die deutschen Kuratoren hätten eine Auswahl in den Ateliers getroffen. Mit Fan Di’an habe man über die Liste gesprochen. „Wir waren nicht immer einer Meinung.“ Smerling betont: „Wir machen diese Ausstellung weder im Auftrag des chinesischen noch des deutschen Staates.“ Auch Smerling kennt die Kunstszene Chinas von zahlreichen Reisen der vergangenen Jahrzehnte. Und er sagt: „Natürlich ist der Künstler in seinem Atelier frei, aber nur in seinem Atelier.“
Für die Museen in den von Geldnot gebeutelten Ruhrgebietsstädten ist „China 8“ eine Chance, überregional Aufmerksamkeit zu erlangen. Umso verwunderlicher ist es, dass renommierte Museen wie das Bochumer Kunstmuseum oder das Josef Albers Museum in Bottrop nicht mitmachen.
„Es ist kein Projekt der Ruhrkunstmuseen“, betont der Bochumer Museumsdirektor Hans Günter Golinski. Dieses noch junge Netzwerk aus 20 Museen wolle andere Ausstellungen aus der Region und den eigenen Sammlungen heraus entwickeln. China aber sei schon an vielen anderen Orten zu sehen gewesen. Er hoffe dennoch, „dass China 8 ein gutes Projekt wird“. Denn eine Ausstellung in einer solchen Dimension werfe ein Licht auf die gesamte Region. „Ich lasse mich überraschen, ob da etwas entwickelt wird, was wir im Westen noch nicht gesehen haben.“
(dpa)
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