Mutter Teresa: „Der Himmel bedeutet mir nichts, er sieht aus wie ein leerer Ort“
Ihre Bewunderer sahen sie als „Engel der Armen“ und „Heilige der Gosse“, ihre Kritiker als „Fanatikerin“ und „Betrügerin“: Während Mutter Teresa von vielen verehrt und von manchen gehasst wurde, wurde sie oft vor allem falsch verstanden. Am Dienstag jährt sich ihr Todestag zum 20. Mal.
Ihr Leben führte sie vom Rande des Osmanischen Reiches in die Elendsviertel Indiens und machte sie zu einer der bekanntesten Frauen der Welt. Schon zu Lebzeiten sahen viele Mutter Teresa als Heilige an, tatsächlich sprach Papst Franziskus sie aber erst 2016 heilig, knapp zwei Jahrzehnte nach ihrem Tod im damaligen Kalkutta.
Freiwillige: Der Orden verherrliche Schmerzen und verweigere trotz Spenden eine medizinische Grundversorgung
Die Ordensfrau war nicht unumstritten. Ihr wurde etwa vorgeworfen, versucht zu haben, sterbenden Menschen den Katholizismus aufzuzwingen und mit ihrer strikten Ablehnung von Empfängnisverhütung und Abtreibung zum Elend der Armen beigetragen zu haben. Fragen warfen auch die Finanzen ihres Ordens sowie die Bedingungen in den Ordenshospizen auf, wo die Einführung moderner Hygienestandards abgelehnt wurde.
Ihr heftigster Kritiker, der Brite Christopher Hitchens, bezeichnete Mutter Teresa als „Fanatikerin“. In einem provokativen Film von 1994, in dem die Nonne als „Hell’s Angel“ bezeichnet wurde, heißt es, sie habe ihren Patienten eine medizinische Grundversorgung verweigert – aus dem Glauben heraus, dass das Leid sie Gott näher bringe.
„Jedes Mal, wenn sie einen Armen leiden sah, sah sie in diesem Menschen Jesus leiden“, erinnert sich Mary Johnson, die 20 Jahre lang als Missionarin arbeitete.
Ehemalige Freiwillige berichteten, der Orden verherrliche Schmerzen und Armut und verweigere trotz Millionenspenden eine medizinische Grundversorgung. Der Journalist S. Bedford, der zwei Monate in dem Haus in Kolkata verbrachte, berichtete von grauenvollen sanitären Bedingungen.
„Der Himmel bedeutet mir nichts, er sieht aus wie ein leerer Ort“
Doch die private Mutter Teresa war eine komplexere Persönlichkeit als die, die in der Öffentlichkeit sichtbar war. Hinter ihrem eingefallenen, runzligen Antlitz lag eine unruhige Seele.
Über lange Phasen wurde sie von Zweifeln an ihrem Glauben geplagt. „Da ist so viel Widerspruch in meiner Seele“, schrieb sie 1957 in einem posthum veröffentlichten Brief an den Bischof von Kalkutta. „Der Himmel bedeutet mir nichts, er sieht aus wie ein leerer Ort.“
1950 gründete sie ihren Orden in Kalkutta
1910 als Agnes Gonxha Bojaxhiu als Kind albanischer Eltern in Skopje im damaligen Osmanischen Reich geboren, wusste sie nach Angaben von Biografen schon im Alter von zwölf Jahren, dass sie ihr Leben der Missionarsarbeit widmen wollte. Mit 18 Jahren trat sie in einen irischen Nonnenorden ein und lebte zunächst kurze Zeit in Irland, wo sie Englisch lernte.
1929 trat sie ihre Reise nach Indien an, wo sie Zeit ihres Lebens blieb. Zwei Jahrzehnte unterrichtete sie zunächst die Töchter wohlhabender Familien in Geografie, bevor sie 1950 ihren Orden der Missionarinnen der Nächstenliebe gründete.
Im indischen Kalkutta – heute Kolkata – kämpfte sie seither gegen das Leid der Ärmsten der Armen. 1952 war es die Begegnung mit einer sterbenden Frau, die auf der Straße mit dem Tod rang, welche Mutter Teresa dazu brachte, die Behörden zu überzeugen, ihr ein altes Bauwerk zu überlassen. Dort nahm sie die Kranken und Sterbenden auf, welche die Krankenhäuser nicht mehr wollten.
Es folgten Heime für die Waisen, die Leprakranken, die geistig Kranken, die alleinstehenden Mütter, die Aidskranken – erst in Indien, ab den 60er Jahren auch im Rest der Welt. Heute gehören dem Orden rund 5000 Nonnen in aller Welt an.
1979 erhielt Mutter Teresa den Friedensnobelpreis. Die Ordensfrau genoss weltweit ein hohes Ansehen nicht nur unter Katholiken. Ihr Tod am 5. September 1997 löste große Anteilnahme aus. (afp)
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