Ein schrilles Sensibelchen: Nina Hagen
Ihre Kritiker schimpften Nina Hagen Bürgerschreck, aber womöglich ist sie tatsächlich die besorgteste Bürgerin von allen: Probleme von Transsexuellen, Zwangsunterbringung in der Psychiatrie, Coronapanik, die Lage in Syrien – ein Streifzug durch ihre Veröffentlichungen von wenigen Tagen bei Facebook zeigt, dass die Multikünstlerin auch mit bald 65 Jahren permanent aufgewühlt wird von den Problemen dieser Welt. All das zeugt von einem schrillen Sensibelchen, das immer für Überraschungen gut ist.
Gerade ziert das Facebook-Profil von Nina Hagen ein süßes Babyfoto, auf dem ihre Mutter Eva-Maria ihr Baby mit einem Kussmund zum Lächeln bringt. „Summertime 1955, Berlin-Prenzlauerberg, Stargarderstraße“, schreibt Nina Hagen dazu mit einem Smiley.
Am 11. März 1955 kam Catharina, so ihr eigentlicher Vorname, dort im Osten Berlins zur Welt, als Tochter der Bertolt-Brecht-Schauspielerin Eva-Maria Hagen und des Drehbuchautors Hans Hagen. Doch so behütet, wie es ihr aktuelles Foto darstellt, wuchs Hagen nicht auf. „Damals war es, dass die Verlassenheit zu mir kam“, schrieb sie in ihrer Autobiografie über die Kinderjahre.
Damals habe die „DDR-Denke“ geherrscht, Kinder halbe Tage und Nächte allein zu lassen – Nächte, die Nina nach ihren Kindheitserinnerungen brüllend und schreiend verbrachte. Es sei eine mal wieder so zugebrüllte Nacht gewesen, „in der meine starke Sängerstimme und meine starke Superlunge geboren wurden“.
DDR will Schauspielschul-Träume verhindern
Nina Hagen war besonders, das zeigte sich schon früh. Doch im Regime der DDR stieß sie auch deshalb früh an Grenzen, weil ihr Ziehvater der später ausgewiesene Liedermacher Wolf Biermann war. „Verhindern!“, lautete die Vorgabe des Staatssicherheitsbeamten auf ihrem Antrag zur Aufnahme in die Schauspielschule Anfang der 70er Jahre.
Das bremste die später etwa durch den Komödienhit „7 Zwerge“ zu Erfolgen gekommene Schauspielkarriere aus, nicht aber die als Sängerin. Mit „Du hast den Farbfilm vergessen“ gelang ihr schnell ein Hit.
Nach Biermanns Ausbürgerung folgte Nina in den Westen. Sie ging zunächst nach London und legte dort den Grundstein für ihre auch internationale Karriere, die ihr später vom britischen „Melody Maker“ das Sonderlob als „Deutschlands bedeutendster Beitrag zur Popkultur seit Brecht“ einbrachte.
Neue Deutsche Welle
Aus London brachte Hagen den Punk mit nach Deutschland, ihre Nina Hagen Band gilt als Wegbereiterin der Neuen Deutschen Welle. Das erste Album holte mit dem Hit „TV Glotzer“ („Ich glotz‘ TV“) direkt Gold.
Doch die egozentrische Sängerin brachte die vier Männer der Band so gegen sich auf, dass die Gruppe scheiterte. Für das wegen geschlossener Verträge nötige zweite Album „Unbehagen“ gingen Musiker und Sängerin getrennt ins Studio. Dennoch schaffte auch „Unbehagen“ Goldstatus. Während die Männer als Band Spliff weiter Erfolge feierten, gelang Hagen dies als Solokünstlerin.
Lange lebte sie in den USA, feierte dort Erfolge und brachte Tochter Cosma Shiva zur Welt. Der Kontakt in die Londoner Szene brach aber nie ab, dort bekam sie den Spitznamen der „Godmother of Punk“ – als Patin des Punks.
In Deutschland wurde sie die größtmögliche Provokateurin. Legendär und gleichzeitig skandalös wurden ihre Talkshowauftritte.
Nina Hagen selbst schien und scheint auf einer permanenten Suche zu sein. In viele politische Debatten stürzt sie sich mit Verve, viele Partner kamen und gingen. Und auch das Spirituelle blieb bei ihr wechselhaft. Mal bewegten sie Ufos, dann der Hinduismus – mittlerweile ist sie bekehrte Christin. (afp)
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