Corona-Krise: Islamwissenschaftler an deutscher Universität verlangt Verschiebung des Ramadan
Der Islamwissenschaftler Abdel-Hakim Ourghi warnt vor dem Fasten während der Corona-Krise und fordert eine Verschiebung des Ramadan. „Es sollte während der Corona-Pandemie keinen Ramadan geben. Das Fasten kann später nachgeholt werden“, sagte Ourghi, der den Fachbereich Islamische Theologie an der Pädagogischen Hochschule Freiburg leitet, der „Welt“ (Mittwochsausgabe).
Der Ramadan könne „jetzt sehr gefährlich werden“. Die Corona-Pandemie könne einen Einfluss auf die Gesundheit der Fastenden haben und sie schwächen. Der Islamwissenschaftler begründete den Vorschlag theologisch mit einem religiösen Grundsatz, der in allen muslimischen Rechtsschulen gelte: „Der Schutz vor dem gesundheitlichen Schaden ist eine kollektive Pflicht, bevor der Schaden passiert“, sagte er.
Fastengebot gilt nur für Gesunde
Führende Funktionäre der islamischen Dachverbände widersprechen Ourghis Überlegungen zum Fasten im Ramadan. „Warum die Coronakrise eine Verschiebung des Fastens von gesunden Menschen begründen soll, ist unverständlich“, sagte der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, der Zeitung. Das Fasten gelte nur für gesunde Menschen. „Die Unversehrtheit des Körpers ist auch hier eine religiöse Verpflichtung und steht über dem Gebot des Fastens“, so der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime weiter.
„Sofern die Menschen gesund sind, spricht nichts dagegen, dass sie im Ramadan fasten“, sagte Burhan Kesici, Vorsitzender des Islamrats für die Bundesrepublik Deutschland. Das Fasten sei für gesunde Menschen nicht schädlich. „Es gibt keine theologische Rechtfertigung für eine Verschiebung des Fastens“, so der Islamratsvorsitzende weiter.
Verband rechnet mit längeren Kontaktbeschränkungen
Die Islamverbände gehen davon aus, dass die Kontaktbeschränkungen über den Beginn des Ramadan am 23. April hinaus verlängert werden. „Die Muslime werden auch während des Ramadan die Kontaktbeschränkungen einhalten und sich an die Regeln der Corona-Verordnungen halten“, sagte Kesici. Der Verband plant, Koranlesungen und Predigten zum Ramadan auf Youtube zu veröffentlichen, und will alle Veranstaltungen zu Beginn des Fastenmonats online durchführen. (dts)
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