Bedford-Strohm kritisiert radikale Tendenzen im Islam „in aller Schärfe“
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, EKD, Heinrich Bedford-Strohm, kann sich ein Ehrenprimat des Papstes auch für Lutherische Kirchen vorstellen.
„Dass ein Mensch wie Papst Franziskus weltweit große Aufmerksamkeit genießt, kann auch für Christen anderer Konfessionen fruchtbar sein“, sagte er dem Nachrichtenmagazin „Focus“. Zur Flüchtlingskrise sagte der Landesbischof im Interview: „Deutschland war 2015 sehr gefordert. Und es ist natürlich klar, dass nicht 65 Millionen weltweite Flüchtlinge nach Deutschland kommen können.“
Allerdings müssten dann anderswo Orte geschaffen werden, damit sie dort würdig leben könnten. Auf die Frage nach der Gewalt im Islam, meinte Bedford-Strohm, er nehme den Islam sehr unterschiedlich wahr. „Es gibt Verständnisse des Islam, die man in aller Schärfe zurückweisen muss. Aber anstatt den Islam deshalb generell abzuwerten oder gar zu verdammen, müssen wir die Menschen stärken, die ihre eigenen Traditionen kritisch reflektieren.“
Die Diskussion darüber, dass er bei einem Besuch am Tempelberg das Kreuz abnahm, tue ihm „tatsächlich weh“, sagte Bedford-Strohm, weil sie dem widerspreche, was er vertrete, „nämlich dass zum interreligiösen Dialog Erkennbarkeit gehört. Es war eine extreme Ausnahmesituation.“ Er hoffe, er komme nie wieder in so eine Situation.
Dass er sich möglicherweise entgegen Luthers Lehre von den zwei Reichen zu sehr in die Politik einmische, wies der EKD-Ratsvorsitzende zurück: Martin Luther habe den Frühkapitalismus seiner Zeit mit scharfen Worten kritisiert. „Wie bitte soll ein Mensch, der so unverblümt in die Politik und Wirtschaft mit hinein redete wie Luther, als Begründung für eine Ethik herhalten, die sich aus diesen Fragen raushalten soll“, konterte der Theologe. (dts)
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