Thomas Gottschalk beschreibt 65 Jahre Lebensfreude in „Herbstblond“
Chapeau! Fast 400 Buchseiten persönlich verfasst, Wort für Wort, ohne Lektoratshilfe. Die Autobiographie von Thomas Gottschalk, „Herbstblond“, ist bei Heyne erschienen.
Deutschlands beliebtester Entertainer Thomas Gottschalk wird am 18. Mai 2015 65 Jahre alt und hat sehr unterhaltsam sein bewegtes und erfolgreiches Leben reflektiert. Nach seiner Geburt in Bamberg ist er im fränkischen Kulmbach katholisch aufgewachsen, mit Papa Hans, Mama Rutila, Schwester Raphaela und Bruder Christoph. „Ich kann mich nicht erinnern, dass meine Eltern sich jemals gestritten hätten. Wir pflegten das überkommene Familienbild der Fünfzigerjahre: der Vati ging ins Büro, die 20 Jahre jüngere Mutti war für Kinder und Haushalt zuständig. Sie war immer da, wenn wir sie brauchten, und leider auch, wenn wir sie überhaupt nicht brauchten…“
Der Vater stirbt im Alter von 62 Jahren an Magenkrebs, der älteste Sohn Thomas ist 14 Jahre jung – ein großer Einbruch in das Seelenleben des jungen Gymnasiasten.
Auch wenn 98 Prozent der Deutschen sagen, dass sie Thomas Gottschalk kennen, hat sich doch nur ein winziger Teil seines Lebens im Licht der Scheinwerfer abgespielt, und vieles, was backstage abgelaufen ist, war spannender, lustiger und ehrlicher als das, was die Kameras eingefangen haben.
„Ich habe mit dem Älterwerden eigentlich kein Problem, nur dass man es sieht, finde ich scheiße. Ein bisschen Applaus zwischendurch wäre nicht schlecht. Ich weiß, das ist unbescheiden, aber einer meiner wenigen Albträume ist, dass ich die Showtreppe runterkomme und keiner klatscht… Ich bin manisch darauf aus, mein Gegenüber nicht nur von mir, sondern auch von sich selbst zu überzeugen. Von seinem Wert, von seiner Berechtigung zur Lebensfreude, von seinem Glück. Ich kann, wenn Sie so wollen, kein Elend sehen, ohne nicht alles zu versuchen, es sofort und persönlich aus der Welt zu schaffen…“
Das Ausnahme-Talent
Nach zweimaligem Sitzenbleiben machte Thomas Gottschalk sein Abitur am humanistischen Gymnasium in Kulmbach; ein Stipendium der Katholischen Kirche ermöglichte es ihm, Germanistik und Geschichte für das Grund- und Hauptschullehramt an der Ludwig-Maximilians-Universität München zu studieren. Nebenher arbeitete er seit 1971 als freier Mitarbeiter für das Jugendprogramm beim Bayerischen Rundfunk. 1973 wurde er Sprecher der Abendschau-Nachrichten. 1976 erhielt er nach einem kurzen Abstecher zum Münchner Merkur eine Festanstellung beim BR und steigerte seine Popularität als Moderator der Hörfunksendung Pop nach acht (auf Bayern 3).
Im Jahr 1980 wird Udo Reiter (1944 – 2014) Chef des Familienfunks beim Bayerischen Rundfunk, 1983 Chefredakteur für Politik, 1986 Hörfunkdirektor. Er entdeckt und fördert ein Ausnahme-Talent: Thomas Gottschalk. Den hört er erstmals im Autoradio. Was war denn das? In den üblichen langweiligen Sound mischte sich etwas Unerhörtes. Da machte sich einer einen Jux mit den Verkehrsmeldungen: „Achtung Autofahrer auf der Autobahn Starnberg-Garmisch: Vor Seeshaupt befinden sich Pferde auf der Fahrbahn! Wenn Sie vorbeikommen, halten Sie bitte ein Büschel Heu aus dem Fenster!“
Udo Reiter, der spätere MDR-Intendant und seit einem schweren Verkehrsunfall an den Rollstuhl gefesselt, ist hingerissen: „Er war ein Radiogenie, ein begnadeter Entertainer, das mit Abstand größte Talent auf diesem Sektor. Die Herzlichkeit, die er ausstrahlt, kommt bei ihm von innen. Er war damals so, und er ist immer so geblieben.“ Udo Reiter nahm sich am 9. Oktober 2014 das Leben. Thomas Gottschalk hat ihm sein Buch „Herbstblond“ gewidmet.
Vom Radio zum Fernsehen
Die „B3-Radioshow“, wurde legendär. Nach Gottschalk (14-16 Uhr) quasselte ein anderer – ein damals gewisser Günther Jauch (16 bis 17.30 Uhr). Die beiden machen sich übereinander lustig, darauf freut sich nachmittags halb Bayern. Von 1982 bis 1984 war Gottschalk Moderator der im ZDF-Vorabendprogramm laufenden Musikshow Thommys Pop-Show, in der Videoclips aktueller Hits gezeigt wurden. Neben neun knapp einstündigen Folgen gab es im Dezember 1983 und 1984 im Abendprogramm jeweils unter dem Titel Thommys Pop-Show extra ein großes Pop-Festival in der Dortmunder Westfalenhalle, bei denen viele Musiker und Bands live auftraten.
Von 1982 bis 1987 moderierte Gottschalk im ZDF die Sendung Na sowas!, für die er 1986 die Goldene Kamera bekam. Diese Sendung brachte ihm großen Ruhm und bundesweite Beliebtheit.
Am 26. September 1987 übernahm Gottschalk vom Showerfinder Frank Elstner die Sendung Wetten, dass..?. Mit Ausnahme einer kurzen Unterbrechung moderierte er die Sendung bis zum 3. Dezember 2011. Von 2001 bis 2011 präsentierte er einmal jährlich die Spendengala Ein Herz für Kinder, bei der für die gleichnamige Aktion Geld gesammelt wird. Die meisten Spenden brachte mit 17.859.462 Euro die Sonderspendensendung vom 17. Januar 2010 anlässlich des Erdbebens in Haiti ein. Dazwischen immer wieder Filmproduktionen und diverse Talk-Shows.
In der erstmals am 9. September 2013 auf RTL ausgestrahlten Live-Show „Die 2 – Gottschalk & Jauch gegen alle“, tritt Thomas Gottschalk mit Günther Jauch gegen mehrere Studiokandidaten, das Studiopublikum und die Fernsehzuschauer an.
Thea hatte „Kinder, Haus und Hof im Griff“
Seit fast 40 Jahren ist Thomas Gottschalk mit Thea verheiratet, die er im Olympiajahr 1972 bei einem Medizinerball in München kennengelernt hatte. Ein gemeinsamer Sohn Roman und ein Adoptivsohn Tristan. Keine Skandale in der Öffentlichkeit bis heute. Eine außergewöhnliche Leistung angesichts des oft niederträchtigen Boulevardjournalismus. „Wenn Thea Kinder, Haus und Hof nicht im Griff gehabt hätte, wäre es mir nicht möglich gewesen, fröhlich pfeifend durch die Lande zu ziehen. Sie gönnt mir die Zuneigung des Publikums, auch wenn diese sich manchmal im falschen Moment und in unpassender Form Luft macht…“
Thomas Gottschalk ist ein lebensfroher Mensch, ein Unterhaltungsprofi von einzigartiger Begabung und Qualität. Wie er das lebt, sollte man in seinem Buch selber lesen.
Thomas Gottschalk
Herbstblond
Heyne Verlag
368 Seiten
ISBN-10: 3453200845
Euro 19,99
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