Albert Schweitzer: Im Dienst von Menschlichkeit und Frieden
Am 14. Januar 1875 wird Albert Schweitzer im elsässischen Kaysersberg nahe Colmar geboren. 38 Jahre später, im Jahr 1913 macht er sich nach Afrika auf, um einen Traum Wirklichkeit werden zu lassen, der in ihm über die Jahre immer mehr Gestalt angenommen hat.
Vielfältige Erfahrungen und Studien liegen hinter ihm. Gerade hat er seine dritte Dissertation fertiggestellt. Nun ist er nicht nur Doktor der Philosophie und der Theologie, sondern auch promovierter Mediziner – eine Doktorwürde, die zusammen mit der Zulassung als Arzt den Weg ebnet, den Albert Schweitzer in aller Konsequenz geht.
Begleitet wird er von seiner vier Jahre jüngeren Frau, Helene, die für den wagemutigen Neuanfang des frisch verheirateten Ehepaars nach ihrem Lehrer- und Musikstudium auch eine Krankenschwesterausbildung absolviert hat.
Reise ins Ungewisse
Ziel der weiten Reise der Schweitzers ist das Tal des Flusses Ogooué im zentralafrikanischen Gabun, das in weiten Teilen von tropischem Regenwald bedeckt ist.
In Lambarene, einem Fischerort, dessen Name im heimischen Dialekt der Galoa „Wir wollen es versuchen“ bedeutet, beginnen sie nun, ein Urwaldkrankenhaus für die einheimische Bevölkerung aufzubauen.
Nur ein Jahr später bricht im fernen Europa der Erste Weltkrieg aus. Seine Umwälzungen und Erschütterungen erfassen auch die Kolonialstaaten. Gabuns Kolonialmacht, Frankreich, betrachtet das Ehepaar Schweitzer als unerwünschte, feindliche Ausländer. 1917 werden Albert und Helene verhaftet, nach Frankreich gebracht und interniert.
Ehrfurcht vor dem Leben
Obwohl er nach dem kräftezehrenden Aufbau der Klinik erschöpft und gesundheitlich angeschlagen ist, nutzt Albert Schweitzer den durch den Krieg erzwungenen Stillstand. In der Gefangenschaft entwickelt er den konkreten Impuls, der ihn und seine Frau nach Afrika geführt hatte, zum ethischen Begriff der „Ehrfurcht vor dem Leben“ theoretisch weiter.
Von der Essenz des eigenen Menschseins schließt er auf den innigsten Wunsch der gesamten Menschheitsfamilie, wenn er schreibt: „Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“
Erst 1924 kann Albert Schweitzer wieder nach Lambarene zurückkehren. Durch seine Autobiografie „Zwischen Wasser und Urwald“ aus dem Jahr 1920, durch Konzerte als Bach-Interpret und durch philosophische Vorträge hat er nun auch die finanziellen Mittel gesammelt, um die Urwaldklinik weiter auszubauen.
Begnadet, weitsichtig, standhaft
Auch seine inzwischen erlangte große Bekanntheit hilft ihm bei der Umsetzung seiner Ideen. 1932 wird ihm die Ehre zuteil, in Goethes Geburtsstadt Frankfurt am Main eine Rede zu Goethes 100. Todestag zu halten. Hellsichtig warnt er schon damals vor den totalitären Zügen des Nationalsozialismus.
Auch später liegt ihm kaum etwas ferner, als die nationalsozialistische Propagandamaschinerie zu unterstützen. Sein urchristlich geprägtes Handeln und Denken schützen ihn vor pompösen, verführerischen Worthülsen und der kaltblütigen Menschenverachtung der deutschen Machthaber. Unerschütterliche Klarheit ist es, mit der er international höchste Anerkennung erlangt.
Nach massenhaftem Tod, Leid und Verwüstungen des Zweiten Weltkriegs sind es Anfang der 1950er-Jahre Freunde und bekannte Wissenschaftler wie der Physiker Albert Einstein und der Chemiker Otto Hahn, die Albert Schweitzer bitten, seine Stimme gegen Aufrüstung und Kriegsgefahr zu erheben.
Unermüdlicher Kampf für den Frieden
So benennt Schweitzer – von der deutschen Presse kaum beachtet – in einem Leserbrief im Londoner „Daily Herald“ vom 14. April 1954 drohende Gefahr und Gegenmittel: „Die Folgen der Wasserstoffbombenexplosion bilden ein höchst beängstigendes Problem. […] Erforderlich wäre, dass die Welt auf die Warnrufe der einzelnen Wissenschaftler hörte, die dieses furchtbare Problem verstehen. So könnte die Menschheit beeindruckt werden, Verständnis gewinnen und die Gefahr begreifen, in der sie sich befindet.“
Als Albert Schweitzer im November 1954 den Friedensnobelpreis entgegennehmen kann, wiederholt er die eindringlichen Warnungen und setzt so seinen selbstlosen Einsatz für das Wohl des Nächsten im friedlichen Kampf für den Weltfrieden fort.
Anfängliche Bedenken, er sei als Geisteswissenschaftler und Mediziner nicht kompetent genug, technische Waffensysteme beurteilen zu können, verlieren für ihn immer mehr an Bedeutung. Immer öfter erhebt er seine Stimme.
Appell an die Menschheit – gegen Aufrüstung
An den amerikanischen Präsidenten Dwight D. Eisenhower schreibt er, dass „die Menschheit einen Weg finden muss, um die Waffen zu kontrollieren, die das Leben auf der Welt bedrohen“, und richtet im April 1957 im Sender „Radio Oslo“ einen eindringlichen „Appell an die Menschheit“. Über 140 Radiostationen übernehmen und verbreiten ihn.
Ein Jahr später, im April 1958 folgen drei weitere, viel beachtete Beiträge Schweitzers zum brennenden Problem der Aufrüstung. In ihnen beschwört er sowohl die Politiker als auch die gesamte Menschheitsfamilie, sich dem verhängnisvollen Weg der Aufrüstung entgegenzustellen.
Kurz darauf unterstützt er als einer der prominentesten Unterzeichner einen öffentlichen Aufruf, Kernwaffentests zu ächten.
Sein glühendes Engagement erntet nicht nur Zustimmung. So greift ihn am 10. September 1958 die „Neue Zürcher Zeitung“ unter dem Titel „Seltsamer Albert Schweitzer“ frontal an.
„Der verehrte Name Albert Schweitzers darf nicht davon abhalten, festzustellen“, so die NZZ, „dass dieses Dokument politisch und philosophisch, militärisch und theologisch wertlos ist. Das Wagnis, das er dem Westen zumutet, ist an sich schon ungeheuerlich. Das Urteil über Amerika und die Sowjetunion anderseits macht es vollends unmöglich, Albert Schweitzers Rat ernsthaft in Erwägung zu ziehen.“
1963, zwei Jahre vor seinem Tod in Lambarene, gibt die Geschichte Albert Schweitzer jedoch recht. Nach dem Abschluss eines Abkommens über das Ende von Atomwaffenversuchen beglückwünscht Albert Schweitzer die Präsidenten der Vereinigten Staaten und der Sowjetunion, John F. Kennedy und Nikita Chruschtschow, zu ihrem „Mut und Weitblick, eine Politik des Friedens einzuleiten“.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion