Zehnspurige Autobahn in Los Angeles erhält Übergang für Wildtiere

In den Hügeln von Hollywood leben Pumas und Berglöwen, deren Lebensraum durch die menschliche Besiedlung zunehmend eingeschränkt wird. Um den Bestand der Raubkatzen zu schützen, wird eine große Wildtierbrücke über den Highway 101 gebaut.
Titelbild
Die Kosten für das Projekt werden auf 80 Millionen Dollar (74 Millionen Euro) beziffert. Im kommenden Jahr soll eine erste "Spur" der Wildtierbrücke geöffnet werden.Foto: slowmotiongli/iStock
Epoch Times12. Juli 2024

In den Hügeln rund um Hollywood fühlen sich nicht nur Filmstars wohl – sie sind auch Lebensraum für Pumas. Berühmtheit erlangte etwa einer der Berglöwen mit dem schnöden Namen P-22, der 2013 nachts vor dem angestrahlten berühmten „Hollywood“-Schriftzug fotografiert wurde.

Die zunehmende Besiedlung der Gegend durch den Menschen macht den Pumas rund um Los Angeles jedoch zu schaffen. Um ihren Bestand zu schützen, wird derzeit eine riesige Wildtierbrücke über den zehnspurigen Highway 101 gebaut.

Zehnspurige Autobahn mit Brücke für Wildtiere

„Berglöwen haben schon immer hier gelebt und jetzt bauen wir hier Häuser und Anlagen auf ihrem Land“, beschreibt Andy Blue vom Ramona Wildlife Center das Problem. Es sei daher „unvermeidbar“, dass die Raubtiere und die Menschen gelegentlich aufeinander stießen.

Einer der ehrgeizigsten Versuche, die Pumas rund um Los Angeles zu schützen, nimmt derzeit im Nordwesten der Millionenmetropole Gestalt an: der Wallis Annenberg Wildlife Crossing, ein Übergang, der Wildtiere wie Pumas sicher über den Highway 101 führen soll.

Die Autobahn ist in L.A. zehnspurig und gehört mit mehr als 300.000 Nutzern täglich zu den meistbefahrenen Straßen im südlichen Kalifornien.

Als der Highway 101 vor etwa 60 Jahren gebaut wurde, schnitt er die Santa Monica Mountains von einer anderen Bergkette in der Nähe ab, wie die stellvertretende Leiterin der Umweltorganisation National Wildlife Federation, Lauren Gill, erklärt. Dadurch sei eine „Habitat-Insel, abgeschnitten von allen nordwärts gelegenen Naturgebieten,“ entstanden.

Wildkatze im Ausrottungsstrudel

Die Auswirkungen der Autobahn auf die Natur sind vielfältig. Die genetische Vielfalt einiger heimischer Arten ging in dem abgeschnittenen Gebiet zurück. Außerdem wurde das Jagd- und Fortpflanzungsgebiet der Pumas deutlich verkleinert. Die Wildkatze befinde sich daher in einem „Ausrottungsstrudel“, warnt Gill.

P-22 schaffte es übrigens über zwei riesige Schnellstraßen hinweg in den Griffith Park, einen Dschungel-artigen weitläufigen Stadtpark hinter den Hollywood-Studios. Dort war er allerdings von seinen Artgenossen abgeschnitten. Im Griffith Park konnte er kein Weibchen zur Paarung finden.

Berglöwe in den Hügeln um Hollywood — L.A. Foto: Jason Klassi/iStock

Eine mit heimischen Pflanzen bewachsene Wildwechselbrücke soll nun die Verbindung zwischen den Bergketten rund um Los Angeles wiederherstellen und es Pumas und anderen Wildtieren ermöglichen, sich frei zwischen diesen Lebensräumen hin und her zu bewegen.

Nach Angaben der Organisatoren wird es nach ihrer Fertigstellung die größte Wildtierbrücke der Welt sein. Die Kosten für das Projekt werden auf 80 Millionen Dollar (74 Millionen Euro) beziffert. Im kommenden Jahr soll eine erste „Spur“ der Wildtierbrücke geöffnet werden.

Wie dringend sie gebraucht wird, ist im Ramona Wildlife Center zu sehen. Dort werden von Waschbären bis Bären alle möglichen Tiere aufgepäppelt, die verletzt wurden oder ihre Mutter verloren haben. Auch Pumas werden aus allen möglichen Gründen in das Wildtierzentrum gebracht, nach Blues Angaben meist aber wegen „Konflikten zwischen Menschen und Wildtieren“.

Haupttodesursache: Autos

„Pro Woche werden in Kalifornien ein bis zwei Berglöwen von Autos angefahren und es ist die Haupttodesursache für Berglöwen in dem Bundesstaat“, sagt Blue. Die Öffentlichkeit müsse besser informiert werden, wie sie auf die Wildtiere Rücksicht nehmen könne.

Auch Naturfotografin Johanna Turner fordert ein Umdenken. „Ich wünsche mir, dass die Menschen wissen, was für ein Glück sie haben, diese wilde Natur zu haben“, sagt sie. „Es kann so schnell vorbei sein.“

Dies zeigte auch der Tod des berühmt gewordenen Pumas P-22 im Dezember 2022, der von vielen betrauert wurde. Im bereits fortgeschrittenen Alter musste die Raubkatze eingeschläfert werden wegen diverser Gesundheitsprobleme, zu denen auch die Folgen eines Autounfalls gehörten. Immerhin hatte das Schicksal des Tieres zur Folge, dass Geld für die Wildtierbrücke zusammenkam.

Menschen bei einer Gedenkfeier für den berühmten Berglöwen P-22 im Greek Theatre in Los Angeles, Kalifornien, am 4. Februar 2023. Tierliebhaber von Los Angeles gedachten der berühmtesten Katze der Stadt, die am 18. Dezember 2022 starb. Foto: Robyn Beck/AFP via Getty Images

Viele dächten, dass rund um eine Metropole wie L.A. einfach keine Pumas leben könnten, sagt Naturfotografin Turner. P-22 habe hingegen gezeigt, dass dies durchaus möglich sei. Und nicht nur er: Im vergangenen Monat wurde ein anderer Puma auf den Hügeln von Hollywood fotografiert, bevor er im Griffith Park verschwand. (afp/red)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion