Macht Auswandern glücklich?

Auswandern steigert nicht nur das persönliche Wohlbefinden, sondern soll sogar glücklicher machen als Kinder zu bekommen, sagt eine neue Studie. Besonders Singles profitieren von der Entscheidung, Deutschland hinter sich zu lassen. Doch hält der Glückszustand im Ausland an?
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Eine neue Studie zeigt: Auswandern macht nicht nur glücklich, sondern sogar glücklicher als Kinder zu bekommen.Foto: iStock Shansche
Von 20. Dezember 2024

Macht Auswandern glücklich? Ja, sagt eine neue Studie. Zumindest stark vereinfacht. Auswandern macht glücklicher, als eigene Kinder zu haben. Auch das will die Studie herausgefunden haben, bei der von 2017 bis 2022 erhobene Daten der German Emigration and Remigration Panel Study (Gerps) miteinander verglichen und ausgewertet worden sind. Über den Zeitraum wurden die ausgewanderten Menschen mehrfach befragt, sodass ihre Lebenszufriedenheit und deren Entwicklung über mehrere Jahre hinweg analysiert werden konnten.

„Bisherige Studien untersuchen vor allem das Erwerbseinkommen bei einer Auswanderung. Dies greift aber zu kurz, da Wanderungsmotive vielfältig sein können“, betont Mitautor der Studie Dr. Nico Stawarz in der „Welt“. Stawarz ist Wissenschaftler am Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BIB) in Wiesbaden. Diese Studie sei eine der ersten, die Veränderungen des subjektiven Wohlbefindens (SWB) „im Zuge der internationalen Migration“ untersucht.

Auswirkungen auf die Lebensqualität 

Die Studie bescheinigt deutschen Auswanderern eine erhöhte Zufriedenheit direkt nach dem Auswandern und auch in den ersten Jahren danach. Besonders zufrieden sind Singles und diejenigen, die die Entscheidung zum Auswandern getroffen haben – im Falle einer Auswanderung gemeinsam mit dem Partner. Singles, die das Land dauerhaft verließen, konnten mit einem Anstieg von 0,6 Punkten den höchsten Zugewinn an „gefühlter Lebensqualität“ für sich verbuchen.

Der Anstieg sei bemerkenswert, so Nico Stawarz vom BIB, er sei „im Vergleich etwa doppelt so hoch wie der Zugewinn durch einen Umzug innerhalb Deutschlands oder die Geburt eines Kindes“.

Hier zum Vergleich in Zahlen: Der Zuwachs an Lebenszufriedenheit bei einem Umzug innerhalb Deutschlands wurde mit etwa 0,2 Punkten gemessen und ist damit weniger als halb so groß wie beim Abwandern ins Ausland.

Auslands-Glück hält mehrere Jahre vor

Aber wie dauerhaft ist das neue Lebensgefühl beim Auswanderungsglück? Die Steigerung des subjektiven Wohlbefindens bleibt bis zu zwei Jahre nach der Auswanderung deutlich erhöht, sagen die Studienmacher; danach schwäche der Effekt langsam ab.

Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass Aus- und Rückwanderungsentscheidungen meist nicht nur einen einzigen Grund haben, sondern in der Regel viele Gründe dazu führen. Bei lediglich 17 Prozent derjenigen, so die Bundeszentrale für politische Bildung (BpB), die Deutschland den Rücken kehren, sei die Unzufriedenheit mit ihrem Leben in Deutschland ein zentrales Auswanderungsmotiv.

Ein „Brain Drain“, kurz Talentabwanderung, wird zunehmend befürchtet angesichts dessen, dass immer mehr hoch qualifizierte und gut ausgebildete Fachkräfte Deutschland verlassen, um im Ausland zu arbeiten. Dieser „Abfluss von Talenten“ tritt häufig auf, wenn Fachkräfte in ihren Herkunftsländern weniger Karrierechancen, geringere Gehälter oder schlechtere Lebensbedingungen vorfinden als im Ausland.

Überwiegend Akademiker: Wer schlau ist, geht weg

Mehr als eine viertel Million Deutsche, laut „Statista“ 265.000, haben im Jahr 2023 ihr Heimatland verlassen, um woanders ihr Glück zu suchen. Vor zehn Jahren, im Jahr 2014, waren es noch 148.000 – seit 2015 ist die Anzahl sprunghaft angestiegen. Das Entscheidende aber am Beispiel von 2023 ist: Bei circa 265.000 Abwanderern sind rund 73.700 Deutsche mehr ins Ausland gezogen als nach Deutschland zurückgekommen, was einer Anzahl von circa 191.000 Rückkehrern entspricht.

Wer als Deutscher das Land verlässt, ist einer Studie vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung zufolge überdurchschnittlich gut gebildet und im Schnitt 37 Jahre alt. Stand 2019 haben mit 76 Prozent über Dreiviertel davon ein Hochschulstudium inklusive Abschluss absolviert. Das ist überdurchschnittlich viel, macht in der Gesamtbevölkerung jedoch lediglich einen Anteil von 18,5 Prozent aus.



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