Lebensgefährliche Mutproben auf TikTok – das sollten Eltern über die aktuellen Trends wissen

Im April starb ein 13-jähriges Mädchen aus dem Landkreis Kassel bei einer TikTok-Challenge, einem virtuellen Wettbewerb, mit dem man eine Bewusstlosigkeit hervorruft. Die Beratungsstelle Jugend und Medien Hessen warnt vor derartigen Trends und gibt Eltern Ratschläge an die Hand.
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Ein Like hier, ein Klick dort. Die virtuelle Welt von TikTok ist groß, aber teilweise auch sehr gefährlich.Foto: gpointstudio/iStock
Von 17. Juni 2024

Die Social-Media-Plattform TikTok steht bei Kindern und Jugendlichen hoch im Kurs. Auf dieser kostenlosen App des chinesischen Technologiekonzerns ByteDance können Nutzer Videos hochladen und sich über aktuelle Trends informieren und austauschen. Die Beratungsstelle Jugend und Medien Hessen, angesiedelt beim Hessischen Kultusministerium, warnt aktuell vor einem gefährlichen Trend, der sich in den sozialen Medien verbreitet. Sie gibt praktische Tipps für Eltern.

Zimt schlucken, Schultoiletten anzünden oder sogenannte Pilotentests – die Einfälle der TikTok-Nutzer, andere zu einem Wettkampf oder einer Mutprobe herauszufordern, sind vielfältig. Manche seien durchaus originell und lustig, andere jedoch „sehr risikoreich und gesundheitsgefährdend oder sogar lebensbedrohlich“, so die Beratungsstelle Jugend und Medien in Hessen.

TikTok-Nutzer stellen sich Mutproben, bei denen sie sich filmen oder filmen lassen. In der Hoffnung auf Klicks und Likes stellen sie die Filme ins Netz und fordern indirekt oder gezielt andere zum Nachahmen heraus.

Gefährliche Mutproben

Zu den virtuellen Wettkämpfen, über die die hessische Medienberatungsstelle informiert, zählt unter anderem die Schultoiletten-Challenge. Schultoiletten werden angezündet, während die Aktion zeitgleich gefilmt und verbreitet wird. Das sei nicht nur gefährlich, sondern erfülle gleichzeitig den Straftatbestand der Brandstiftung.

Eine weitere Herausforderung besteht darin, einen Löffel Zimtpulver zu schlucken. Dabei kann es zu akuter Atemnot kommen.

Die Salt-and-Ice-Challenge (Salz-und-Eis-Wettkampf) zielt darauf ab, Kälteverbrennungen bewusst hervorzurufen und auszuprobieren, wer dem Schmerz am längsten standhält.

Auch Streiche, die zur Belustigung anderer Angst, Ekel oder Verwirrung auslösen können, seien keinesfalls harmlos, auch wenn sie eine hohe Reichweite erzielen.

Bei einer weiteren Mutprobe handelt es sich um die sogenannte Würgespiel-Challenge, auch Pilotentest genannt. Durch schnelle Atmung, Druck auf die Brust und Würgen von Hand oder mit Hilfsmitteln wird ein Sauerstoffmangel im Gehirn verursacht, der zu einem rauschartigen Zustand und Ohnmacht führen kann. Wie gefährlich das sein kann, zeigt ein trauriger Fall aus Hessen.

Würgen bis zum Tod

In der Nacht vom 26. auf den 27. April starb ein 13-jähriges Mädchen aus dem Landkreis Kassel bei einer sogenannten Blackout-Challenge auf TikTok. Bei dieser Art Mutprobe geht es darum, sich bis zur Bewusstlosigkeit die Luft abzudrücken, um sich einerseits einen besonderen „Kick“ zu verschaffen und andererseits viele Zuschauer anzuziehen.

Der 13-Jährigen wurde diese Herausforderung zum Verhängnis. Anhand ihrer Videoaufnahmen wurde später festgestellt, dass sie anscheinend mit der ersten Aufnahme ihres Blackout-Versuchs nicht zufrieden war und daher einen neuen Anlauf unternahm. Die Familie fand sie gegen Mitternacht bewusstlos in ihrem Zimmer. Der Arzt konnte nur noch ihren Tod feststellen. Das Mädchen hatte sich stranguliert.

Auch in den USA gab es bereits Todesfälle. Am 15. Juli 2021 starb die achtjährige Lalani Erika Walton aus Texas, die nach Aussage ihrer Eltern davon überzeugt war, berühmt zu werden, wenn sie sich dieser Mutprobe stellt und sie filmt. Kurz vor ihrem Tod hatte die Familie Blutergüsse am Hals ihrer Tochter bemerkt. Das Mädchen erklärte diese mit einem „Unfall“. Später wurde sie mit einem Seil um den Hals am Bett hängend gefunden.

Ein weiteres Opfer ist die neunjährige Arriani Jaileen Arroyo aus Milwaukee, die ebenfalls im Jahr 2021 während derselben viralen Mutprobe starb.

Was Eltern tun können

Wie die hessische Beratungsstelle informiert, ist es wichtig, dass Eltern wissen, welche Onlinetrends gerade kursieren und warum sich das eigene Kind unter Umständen dafür interessiert. Im Gespräch sollten die Eltern sodann ihr Kind auf mögliche Konsequenzen hinweisen und es darin bestärken, dass es einem möglichen Druck standhält und sich getraut, „Nein“ zu sagen.

Kinder sollten wissen, dass es nicht „cool“ ist, sich und/oder andere in Gefahr zu bringen und dass es Grenzen gibt, die eingehalten werden müssen. Vor allem sollen Kinder dazu angehalten werden, virtuelle Wettkämpfe kritisch zu hinterfragen und nicht andere herauszufordern.

Ein weiteres wichtiges Kriterium sei, dem Kind zu signalisieren, dass die Eltern immer als Gesprächspartner zur Verfügung stehen, wenn das Kind einem Druck ausgesetzt ist.

Als Alternativen können sich Kinder und Eltern gemeinsam originelle und kreative Herausforderungen ausdenken und ausprobieren, die Spaß machen und bei denen keiner zu Schaden kommen kann.



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