Künstliche Intelligenz im Supermarkt: Aldi testet Eintrittsgebühr

KI-Kameras statt Kassierer, automatische Abrechnung und eine Vorab-Zahlung beim Betreten des Geschäfts – was nach Zukunft klingt, sorgt in London für Ärger und Unverständnis bei Kunden. Dort will Aldi in seiner automatisierten Filiale in Greenwich zehn Pfund Kaution. Auch wenn es Unstimmigkeiten bei solchen Testläufen gibt – von Aldi bis Amazon setzen immer mehr Unternehmen auf kassenlose Konzepte.
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Der Trend zu kassenlosen und personalfreien Supermärkten gewinnt auch in Deutschland an Fahrt. Aldi testet noch in den Niederlanden und Großbritannien.Foto: Ana Iacob/iStock
Von 12. Februar 2025

Der Discounter Aldi testet „kassenloses Einkaufen“, wobei KI-Technologie schon jetzt Verkäufer und sonstiges Personal ersetzt. Aber nicht diese Entwicklung generell, sondern ein Eintritt in die „Shop & Go“-Filiale im Testbetrieb in Greenwich/Großbritannien hat jetzt für empörte Kunden und vermehrte Medienberichte gesorgt:

Beim Betreten der Filiale werden zehn britische Pfund, umgerechnet zwölf Euro, fällig. Eine Art Vorab-Gebühr, die entrichtet werden muss, noch bevor die ersten Lebensmittel im Einkaufswagen sind. Die Belastung erfolgt, wenn Kunden ihre Karte am Eingang zeigen oder einen QR-Code über die App generieren, bevor sie den Laden betreten. Wer beim Einkaufswert unter dem vorab abgebuchten Betrag bleibt oder ganz ohne Einkäufe die Filiale wieder verlässt, bekommt den Betrag zurückerstattet.

Kritikpunkt schleppende Rückzahlungen

Aber das kann Tage dauern, wie jetzt britische Medien in Berichten aufgegriffen haben. Einige Kunden hätten auch berichtet, so das Portal „The Grocer“, dass sie mehrfach belastet werden, wenn sie versehentlich die App-Taste mehr als einmal drücken, bevor sie die Kasse betreten. Vor allem die schleppende Rückzahlung des Geldes habe bei den Kunden vielfach Empörung ausgelöst. Zudem sei der Gebührenhinweis nicht transparent und kam für viele Kunden überraschend.

Nach Eröffnung der Greenwich-Filiale mussten Kunden die Aldi Shop & Go App herunterladen und eine Zahlungskarte registrieren. Schon im Jahr 2023 wurde von Aldi eine kontaktlose Zahlungsoption eingeführt. KI-gestützte Kameras verfolgen, was die Kunden mitnehmen; beim Verlassen wird automatisch die Rechnung ausgestellt – ganz ohne Scannen oder gar einer Kasse.

Aldi erklärte gegenüber dem britischen Portal „The Grocer“, der Shop & Go Store werde durchgehend weiterentwickelt, um den Einkauf dort so einfach wie möglich zu gestalten, „um den Kunden das bestmögliche Einkaufserlebnis zu bieten“. Vorautorisierte Zahlungen würden in den meisten Fällen innerhalb von 48 Stunden zurückerstattet, abhängig vom Kontoanbieter des Nutzers. Dies gelte auch für Kunden, die einen QR-Code über die Shop & Go-App generiert hätten, aber nicht in die Filiale gekommen seien, so Aldi.

Aldi ist mit dieser „Kaution“ auch nicht alleine: Ein Market Express-Supermarkt im Londoner Excel Centre, so berichtete „The Sun“, der mit Amazons Just Walk Out-Technologie betrieben wird, verlange ebenfalls eine Vorauszahlung von zehn Pfund. Damit sollen gültige Zahlungskarten bestätigt und fehlgeschlagene Transaktionen vermieden werden.

1.000 Inder hinter Bildschirmen

Den ersten Aldi Shop dieser Art eröffnete der Konzern 2022 im niederländischen Utrecht, im selben Jahr folgte die Shop & Go-Filiale von Aldi in Greenwich in Großbritannien. Dabei ist es bislang geblieben. Amazons Strategie war forscher: Innerhalb von zwei Jahren sollten 260 Just Walk Out-Läden in Großbritannien entstehen.

Davon ist Amazon inzwischen wieder abgekommen und hat seine „Just Walk Out“-Technologie in Großbritannien reduziert. Laut Medienberichten wird „Just Walk Out“ nur noch in einer kleinen Anzahl von Fresh-Filialen in Großbritannien sowie in einigen Amazon-Go-Supermärkten genutzt. Der Grund: Der Mensch war nicht durch Technologie zu ersetzen.

Das Computersystem, das auswerten sollte, was aus den Regalen genommen wurde, war längst nicht vollautomatisch. Es war also kein komplexes Computersystem, das Menschen beim Einkaufen beobachtete und alles fehlerfrei registrierte. Stattdessen sollen dafür mehr als 1.000 Menschen in Indien angestellt gewesen sein, berichtete „Futurezone“.  Vor Bildschirmen werteten sie die Aufnahmen aus und registrierten die entnommenen Produkte manuell. „Futurzone“ resümiert: „Die Kassierer*innen wurden sozusagen einfach aus dem Geschäft entfernt und an einen anderen Ort auf dem Globus gesetzt, von wo aus sie die Käufer*innen beobachten.“

In Zahlen: Rund 700 von insgesamt 1.000 Einkäufen, anstatt der geplanten Zielsetzung von 50, sollen laut Medienberichten auf diese Art und Weise von Menschen nachgeprüft und analysiert worden sein, einfach, weil das System respektive die Technologie nicht dazu in der Lage war.

Jobkiller oder Arbeitsentlastung?

Laut dem EY European AI Barometer vom Juli 2024 glauben 56 Prozent in Deutschland, dass sie Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz in ihrem Arbeitsleben spüren werden. Demgegenüber sind 44 Prozent der Befragten nicht davon überzeugt, dass dies der Fall sein wird.

Europaweit glauben der EY-Untersuchung nach fast sechs von zehn Befragten, dass KI dazu führen wird, dass weniger Mitarbeiter benötigt werden. Europaweit geben 45 Prozent der Manager an, dass sie zukünftig durch KI Kosten senken oder Gewinne steigern könnten – oder auch beides.



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