Krisenzeiten und Stromausfälle: Bargeld im Haus wird zur Empfehlung
Noch in der Zeit der Corona-Pandemie war die „bargeldlose Gesellschaft“ als vermeintliches Zukunftsmodell in aller Munde. Sogar im Bundestag fanden Fachgespräche unter Beteiligung namhafter Vertreter von Bankenverbänden dazu statt. Mittlerweile breitet sich in Politik, Bankwesen und auch in der staatlichen Sicherheitsinfrastruktur die Überzeugung aus, dass diese Erwartungen verfrüht waren. Im Gegenteil: Es mehren sich die Mahnungen an die Bevölkerung, neben anderen Notvorräten auch Bargeld zu Hause auf Vorrat zu halten.
Niederländischer Minister rät wegen „russischer Bedrohung“ zu mehr Bargeld
Zuletzt hat der niederländische Bankenverband NVB den Rat von Verteidigungsminister Ruben Brekelmans unterstützt, stets Bargeld im Haus verfügbar zu halten. Brekelmans hatte dazu aufgerufen, Vorsorge für mögliche Kriegsszenarien zu treffen. Der Minister steht in den Niederlanden derzeit in der Kritik. Er soll innerhalb weniger Tage mit mehreren Aussagen, die zum Teil jenen anderer Regierungsmitglieder widersprochen hätten, Verwirrung ausgelöst haben.
Vor knapp zwei Wochen hatte Brekelmans gewarnt, dass die Ukraine den Krieg gegen Russland verlieren werde. Am vergangenen Sonntag, 15.12., regte er in einem Zeitungsinterview an, Europa solle selbst mit einer Friedensinitiative vorpreschen, um dem designierten US-Präsidenten Donald Trump zuvorzukommen. Außenminister Caspar Veldkamp hingegen erklärte, die EU spreche mit Blick auf die Ukrainepolitik nicht mit einer Stimme. Der CDA-Abgeordnete Derk Boswijk warf der Regierung daraufhin uneinheitliche Signale und Brekelmans „Dilettantismus“ vor.
Eine Woche vor seinem Friedensvorschlag hatte Brekelmans unter Verweis auf die vermeintliche „russische Bedrohung“ der Bevölkerung seine Empfehlungen zur Kriegsvorbereitung unterbreitet. Sein Militärgeheimdienst-Chef Peter Reesink hatte behauptet, Russland könne „einen NATO-Staat angreifen“ mit dem Ziel, „das Bündnis auseinanderzubrechen“.
Verband will Handreichung für die Notvorsorge erarbeiten
Der Bankenverband hat in weiterer Folge seine Ratschläge für die vermehrte Haltung von Bargeld in den eigenen vier Wänden veröffentlicht. Zudem kündigte er an, nach der Weihnachtspause einen Gipfel mit dem Maatschappelijk Overleg Betalingsverkeer, dem Nationalen Forum für den Zahlungsverkehr, durchzuführen. In der Vereinigung arbeiten der niederländische Verband für den Zahlungsverkehr, aber auch Interessenverbände und soziale Organisationen zusammen.
Wie ein Sprecher des NVB erklärt, wolle man gemeinsam „ganzheitliche Ratschläge“ für Bankkunden erarbeiten. Diese sollen ihnen eine Handreichung bieten, „wie Sie Ihre finanziellen Angelegenheiten in Ordnung bringen können, wenn es Probleme mit Zahlungsstrukturen gibt“. Diese sollen sich auf Bargeld, benötigte Stückelungen, Höhe der erforderlichen Beträge, aber auch die Führung eines zusätzlichen Bankkontos oder einer Kreditkarte“ beziehen. Das Dokument soll im ersten Quartal 2025 das Licht der Öffentlichkeit erblicken.
Inwieweit Bürger schon auf den Vorstoß von Brekelmans reagiert und Bargeld abgehoben haben, ist dem Verband nicht bekannt. Man habe „keinen Einblick“, heißt es vonseiten eines Sprechers. Man sei sich jedoch sicher:
Wenn jeder ein wenig von seinem Sparkonto abhebt, wird sich das nicht sofort in großen Zahlen bemerkbar machen.“
Problem: Wo zu viel Bargeld gehortet wird, wackelt der Versicherungsschutz
Vonseiten des NVB heißt es jedoch auch, die Banken hätten gemeinsam eine Reihe wirksamer Maßnahmen getroffen, um ihre Cyber-Resilienz zu stärken. Dies habe zur Folge, dass man über mögliche Bedrohungen jederzeit im Austausch stehe und die Ersparnisse sicher seien. Der Verband der Versicherer ist unterdessen skeptisch bezüglich der Empfehlungen.
Die Aussicht auf mehr Bargeld in Häusern und Wohnungen könne die Motivation zum Einbruch steigern. Hausratsversicherungen entschädigten zumeist nur in einer Größenordnung zwischen 250 und 500 Euro für gestohlenes Bargeld. Außerdem sei der Nachweis darüber schwer zu führen, zu welchem Zeitpunkt sich wie viel Bargeld im versicherten Objekt befunden habe.
In der Schweiz sind die versicherten Beträge häufig höher, dort besteht der Trend zur Haltung häuslicher Barbestände schon länger – ohne die Beschwörung von Kriegsszenarien. In Österreich empfiehlt die Nationalbank (OeNB), wie „kosmo.at“ informiert, pro Haushaltsmitglied etwa 100 Euro in bar vorrätig zu haben. Der Zivilschutzverband empfiehlt sogar 500 Euro in kleinen Scheinen.
Eigenen Erhebungen zufolge bleibt die alltägliche Praxis jedoch hinter diesen Ratschlägen zurück. Dennoch sei der durchschnittliche Bargeldbetrag im Haus in Österreich von 95 Euro im Jahr 2021 auf mittlerweile 102 Euro gestiegen.
BBK warnt vor „länger anhaltenden Stromausfällen“
In Deutschland liegt die über die Hausratsversicherung abgedeckte Bargeldsumme laut Deutscher Schadenshilfe meist zwischen 1.500 und 2.000 Euro. Wer ungeachtet des Einbruchsrisikos höhere Beiträge zu Hause halten möchte, sollte dies entweder der Versicherung zwecks Anpassung mitteilen oder sich einen hochwertigen Tresor zulegen.
Häusliche Bargeldreserven verfügbar zu halten, empfiehlt auch das Bundesamt für Katastrophenschutz (BBK). Dort äußert man die Mahnung jüngst im Kontext von „länger anhaltenden Stromausfällen“ auf die man sich vorbereiten solle. BBK-Vizepräsident René Funk sprach von „zunehmenden Attacken auf die kritische Infrastruktur“. Zwei Jahre zuvor hatte das BK einen großflächigen Stromausfall in Deutschland noch als „äußerst unwahrscheinlich“ bezeichnet.
Im Vorjahr hatte es tatsächlich einen Hackerangriff auf deutsche Banken gegeben. Ein Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg bestand jedoch nicht. Zuletzt hat die Dunkelflaute die Sorge vor Stromausfällen im Land verstärkt. An den Strombörsen waren die Preise in der Vorwoche kurzfristig auf mehr als 900 Cent pro Kilowattstunde gestiegen. An Tagen, da Deutschland nicht in der Lage ist, seinen Bedarf aus eigenen Quellen zu decken, steigt die Abhängigkeit von ausländischen Energielieferungen. Dort wächst der Unmut über die deutsche Energiepolitik, die von Verknappung des eigenen Angebots durch Abschaltung und Stilllegung von Kohle-, Gas- und Kernkraftwerken gekennzeichnet ist.
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