KONSILIENZ – gemeinsam ins innere Gleichgewicht

Von 1. April 2013

Die Etymosophie-Kolumne von Roland R. Ropers erscheint wöchentlich exklusiv in der EPOCH TIMES Deutschland.

Der Begriff „Resilienz“ ist heutzutage in aller Munde und geht auf das lat. Verb „resilire“ = zurückspringen, zusammenschrumpfen, Widerstand leisten zurück. Resilienz ist die Fähigkeit, sich selbst wieder ins innere Gleichgewicht zu bringen und es auch zu halten. Resiliente Menschen gehen in der Regel gestärkt aus den von ihnen individuell erlebten Krisensituationen heraus. Resiliente Menschen glauben fest daran, dass alle Krisen zeitlich begrenzt sind und rückblickend betrachtend, dem Leben eher etwas Gutes als Schlechtes bringen werden.

Das Präfix „re“ bedeutet in der Regel eine Rückwärtsrichtung, die nur in seltenen Fällen angezeigt ist. Heute jedoch geht es mehr denn je um ein Zusammenspiel von allen (ausgedrückt durch das Präfix: con, cum) bzw. durch ein Überschreiten bisheriger Konventionen, durch einen bewussten Transit in eine Welt, die stets diesseitig und jenseitig zugleich ist.

Die Denkweisen von „entweder oder“ haben sich verwandelt in ein „sowohl als auch“. Jeder von uns möchte den Ursprung seines Wesens erkennen und erreichen – dafür benötigen wir die Konsilienz, die gemeinsame Ausrichtung.

Wer das Jenseits berührt hat, erkennt, dass er zuvor im Diesseits gewesen war und der Wechsel von einer Welt in eine andere eine Illusion ist. Es geht stets um die Erfahrung des Lebens in einer Welt, in einem Universum, im kosmischen All-Eins-Sein.

Die Überwindung der eine Trennung verursachenden Dualität ermöglicht den Zugang zur immerwährenden Wirklichkeit, die sich jeglicher Objektivierbarkeit entzieht und immer wieder zu diversen Realitäten degradiert wird. Die Erfahrung der Nicht-Dualität (Sanskrit: Advaita) führt zu einer Subjekt-Objekt-Verschmelzung, wo die Frage nach diesseits oder jenseits bedeutungslos wird.

In diesem Kontext muss man auch die österliche Auferstehung Jesu Christi betrachten, der die eine Welt niemals verlassen hat. Der Tod ist niemals das Ende des Lebens, sondern der Beginn des Prozesses ewiger Neuwerdung. Die Orientierung der Schöpfung ist auf das unaufhörlich Lebendige angelegt, nicht auf Vernichtung und Untergang.

Im 27. Kapitel des „Tao Te King“ von Lao Tse lesen wir:

„Ein guter Wanderer hinterlässt keine Spuren.
Ein guter Redner verspricht sich nicht.
Ein guter Rechner braucht keine Rechenstäbchen.
Eine gute Tür braucht kein Schloss,
und doch kann man sie so leicht öffnen.
Was gut geschnürt ist, braucht keinen Knoten
Und geht doch nicht auf.
Deshalb sorgt sich der Weise um alle Menschen.
Keiner ist ihm gleichgültig.
Er sorgt sich um alle Dinge.
Nichts ist ihm gleichgültig.
Das nennt man erleuchtet sein.
So ist der gute Mensch der Lehrer des nichtguten Menschen.
Und der nichtgute Mensch ist der Stoff, mit dem der gute arbeitet.
Wer seinen Lehrer nicht ehrt,
wer seinen Stoff nicht liebt,
ist, obwohl er klug wirkt, zutiefst verwirrt.
Dies nennt man das Wesentliche und das Geheimnis.“

 

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Der Religionsphilosoph Roland R. Ropers ist Autor und Herausgeber etlicher Bücher:

Was unsere Welt im Innersten zusammenhält: Hans-Peter Dürr im Gespräch mit bedeutenden Vordenkern, Philosophen und Wissenschaftlern von Roland R. Ropers und Thomas Arzt; 2012 im Scorpio Verlag

Eine Welt – Eine Menschheit – Eine Religion von Bede Griffiths und Roland R. Ropers

Gott, Mensch und Welt. Die Drei-Einheit der Wirklichkeit von Raimon Panikkar und Roland R. Ropers

Die Hochzeit von Ost und West: Hoffnung für die Menschheit von Bede Griffiths und Roland R. Ropers

Geburtsstunde des neuen Menschen. Hugo Makibi Enomiya-Lassalle zum 100. Geburtstag von Roland R. Ropers

 



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