KI-generierte Influencerin aus Italien will ins EU-Parlament
Seit Januar 2020 ist die Influencerin mit dem Namen „Francesca Giubelli“ auf Instagram. Seither folgen ihr tausende Nutzer, Tendenz: Weiter deutlich steigend. Nun möchte die junge Dame an der Spitze der „Alleanza Italiana“ ins EU-Parlament. Das Kuriose daran: Francesca Giubelli ist eine KI, ebenso wie die politische Formation, die sie in Italien gegründet hat.
KI mit Vorliebe für Dolce Vita und den Papst
Wie das Portal „Il Faro“ mitteilt, stehen drei Personen hinter der KI. Geschaffen haben „Francesca Giubelli“ die Journalistin Valeria Fossatelli und ihre Kollegen Emiliano Belmonte und Francesco Giuliani. Ziel sei es dabei gewesen, mithilfe der Influencerin das Potenzial von künstlicher Intelligenz in Italien aufzuzeigen.
Entstanden ist dabei eine Food- und Reisebloggerin, die italienische Lebensart verkörpert und auf diese Weise für ihr Land wirbt. Mit Fortdauer der Zeit hat sie individuelle Charakterzüge wie eine Vorliebe für den Fußballclub AS Roma entwickelt.
Die KI-Influencerin postet hauptsächlich Inhalte, die mit Mode, Essen, dem guten Leben oder Kunst und Kultur zu tun haben. Daneben gibt es Beiträge, in denen in positiver Weise Bezug auf Aussagen von Papst Franziskus genommen wird. In einigen Bereichen, etwa wenn es um die Leihmutterschaft geht, wird jedoch auch schon einmal deutlich Position bezogen.
„Francesca Giubelli“ unterstützt die Bauernproteste
Eine eindeutige Meinung hat „Francesca Giubelli“ beispielsweise zur Leihmutterschaft. Zu den Hashtags #NoSurrogacy und #LiveLife schreibt sie:
„Ich bin ein einfaches Mädchen. Ich liebe das Leben. Ich träume davon, eines Tages Mutter zu werden, und ich könnte nie daran denken, dieses unglaubliche Geschenk mit jemand anderem zu teilen.“
Jüngst äußerte die KI-Influencerin Unterstützung für die Bauernproteste. Die Landwirte, so die ungewohnt kämpferische KI, „kämpfen für uns und für die Produkte, die Italien weltweit einzigartig machen“. Sie stünden auf gegen hohe Treibstoffkosten, Flächenstilllegungsvorschriften, Übervorteilung durch Einzelhandelsketten und starre, unrealistische Umweltziele.
„Alleanza Italiana“ erscheint als stark an „Alleanza Nazionale“ angelehnt
Ihre Erklärung, der italienischen Regierung zu vertrauen, dass sie auf die Bedürfnisse der Bevölkerung eingehe, ließ Spekulationen aufkommen, dass diese hinter dem Projekt stecke. Dies bestreiten ihre Erfinder.
Allerdings sind Logo und vor allem auch Aussagen doch in vielen Fällen an jene der früheren „Alleanza Nazionale“ angelehnt. Aus dieser sind die „Fratelli d’Italia“ der heutigen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hervorgegangen.
Die „Alleanza Italiana“ will jedoch nur „künstliche Intelligenz im Dienste der Bürger“ entwickeln. Die Influencerin soll „zeigen, wie KI ein positives Instrument zur Förderung unseres kulturellen, kulinarischen und modischen Erbes sein kann“.
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Das Phänomen „Francesca Giubelli“ löste in Italien vielseitige Diskussion aus. Leser Matteo kommentiert den italienischen Bericht darüber: „Virtuelle Anführer gab es in der realen Welt bereits, sollten wir nun auch für diejenigen stimmen, die aus dem Nichts erfunden wurden? Mittlerweile machen wir uns alle etwas vor.“
Dänemark hatte erste „Synthetische Partei“
Aus einer Kandidatur wird allerdings voraussichtlich nichts werden. Auch wenn man ausklammert, dass das Wahlrecht zur EU-Wahl eine natürliche Person voraussetzt, liegt das passive Wahlalter bei 18 Jahren. Dieses hätte die 2020 kreierte „Francesca Giubelli“ nicht erreicht.
Dennoch hofft man, auf diese Weise politikferne und junge Menschen zu erreichen, die Instagram einer Nachrichtensendung vorziehen. Einer Studie zufolge kommunizieren im Schnitt deutlich mehr Social-Media-Nutzer mit „prominenten“ KI-Charakteren als mit echten Promis.
In Dänemark hatte es 2022 mit „Det Syntetiske Parti“ (DSP) 2022 schon einen ähnlichen Anlauf gegeben. Dort sollte ein KI-basierter „Führer Lars“ die 20 Prozent Nichtwähler vor allem mit populistischen Inhalten ansprechen. Parteigründer Asker Staunæs erklärte, alle künstlichen Intelligenzen seien populistisch angelegt, weil sie mit einer Masse aus Daten und Bildern aus dem Internet gefüttert würden. Von 20.000 erforderlichen Unterschriften zum Wahlantritt erreichte die Partei aber nur 12.
Deutschsprachige KI von ChatGPT 3.5 positioniert sich zentristisch
Die Epoch Times hat der 3.5-Version von ChatGPT die Frage gestellt, welche Schwerpunkte sie als Kandidatin zur EU-Wahl setzen würden. Es kam eine Antwort, die sich vor allem auf Themen beschränkte, die direkt oder indirekt mit KI zu tun hätten.
So wolle die KI „ethische Grundsätze in Bezug auf den Einsatz von KI-Technologie“ fördern. Außerdem träte sie für „Transparenz und Rechenschaftspflicht in Bezug auf KI-Algorithmen und -Entscheidungen“ ein. Auch wolle der Bot die STEM-Fächer fördern und sich „dafür einsetzen, sicherzustellen, dass KI-Systeme gerecht und inklusiv sind“.
Eine Nachfrage zu nicht technologiespezifischen Schwerpunkten ließ erkennen, dass die KI vor allem solche Antworten gab, die als sozial erwünscht und breiter Konsens gelten. Dabei unterließ es der Bot, in die Tiefe zu gehen, sondern beließ es weitgehend bei allgemeinen Aussagen.
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