„Kein Land kann die nächste Pandemie allein bewältigen“ – WHO simuliert globalen Virusausbruch

Mit „Übung Polaris“ hat die Weltgesundheitsorganisation ein großangelegtes Pandemieszenario mit 15 Staaten und über 20 Partnerorganisationen simuliert. Ziel war es, einen neuen globalen Koordinierungsmechanismus für gesundheitliche Notlagen erstmals unter realitätsnahen Bedingungen zu erproben.
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Deutschland beteiligt sich an WHO-Notfallübung „Polaris“. (Symbolbild)Foto: YurolaitsAlbert/iStock
Von 5. April 2025

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat eine zweitägige Notfallübung abgeschlossen. Die „Übung Polaris“ simulierte den Ausbruch eines fiktiven Virus, das sich über die gesamte Welt ausbreitet, hieß es in einer Mitteilung der WHO. Daran beteiligten sich 15 Länder. Einige weitere fungierten als Beobachter, dazu kamen mehr als 20 regionale Gesundheitsorganisationen, Netzwerke für gesundheitliche Notlagen und weitere Partner.

Ziel der Übung war es, erstmalig einen „neuen globalen Koordinierungsmechanismus für gesundheitliche Notlagen“ zu erproben. Die Federführung hatte das sogenannte Global Health Emergency Corps (GHEC) inne.

GHEC übernimmt zentrale Rolle in Pandemiesimulation

Dieses definiert sich als ein „Rahmenwerk zur Stärkung der Kapazitäten des Personals für gesundheitliche Notlagen“. Seine Aufgaben sieht es im Bereich der grenzüberschreitenden Netzwerkarbeit für Prävention, Vorsorge, Reaktion und Resilienz im Fall von Gesundheitsnotlagen.

Auch im Rahmen der „Übung Polaris“ ging es darum, die Zusammenarbeit zwischen den Ländern, ihrem Notfallpersonal, ihren Einsatzteams und Experten auf den Prüfstand zu stellen. Deutschland war ebenfalls bei der Übung vertreten. Der kommissarische Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte erst am Mittwoch in Berlin eine zusätzliche deutsche Finanzspritze für die WHO in Höhe von 2 Millionen Euro bekannt gegeben.

Aus der EU hat noch Dänemark an der Übung teilgenommen. Bei den weiteren Teilnehmerländern handelte es sich um Kanada, Kolumbien, Costa Rica, Äthiopien, Irak, Saudi-Arabien, Mosambik, Nepal, Pakistan, Katar, Somalia, Uganda und die Ukraine.

WHO-Chef Ghebreyesus: „Kein Land kann Pandemie allein bewältigen“

Die Teilnehmerländer nutzten ihre nationale Koordinierungsstruktur für gesundheitliche Notlagen. Unter realistischen Bedingungen sollten sie Informationen austauschen, Strategien abstimmen und ihre Reaktionen aktivieren. Auf globaler und regionaler Ebene beteiligten sich Organisationen wie das europäische und das afrikanische Seuchenschutzzentrum (CDC),UNICEF, IOM oder IFRC an „Übung Polaris“.

Dazu kamen Notfallnetzwerke wie das Global Outbreak Alert and Response Network, die Emergency Medical Teams Initiative oder die International Association of National Public Health Institutes. Insgesamt 350 Experten aus aller Welt hatten sich zum Zwecke der Durchführung der Übung vernetzt.

WHO-Generalsekretär Tedros Adhanom Ghebreyesus würdigte die Übung als Signal für die Unerlässlichkeit globaler Zusammenarbeit. Er äußerte:

„Diese Übung beweist, dass die Welt besser vorbereitet ist, wenn Länder vorangehen und Partner sich vernetzen. Kein Land kann die nächste Pandemie allein bewältigen.“

Auch aus Teilnehmerländern wie Costa Rica oder Katar kamen positive Rückmeldungen zu der Übung. Details über das Szenario oder die Art der Reaktionen gab die WHO jedoch bis dato nicht bekannt.

Positive Rückmeldungen aus „Polaris“-Teilnehmerstaaten

Die im Gesundheitsministerium von Katar für Impfungen zuständige Dr. Soha Albayat zeigte sich zufrieden mit dem Verlauf der „Übung Polaris“. Diese habe gezeigt, „wie wichtig es ist, Vertrauen zu pflegen, bevor es zu einer Krise kommt“. Das Fundament für die Zusammenarbeit sei deutlich stärker als in den Jahren zuvor. Albayat äußerte:

„Wir sind über reaktive Maßnahmen hinausgegangen und antizipieren, stimmen ab und koordinieren jetzt proaktiv unsere grenzüberschreitenden Notfallpläne.“

Auch der Leiter des WHO-Notfallprogramms meint, das Global Health Emergency Corps habe sich „zu einer leistungsstarken Plattform entwickelt, die auf Praxis, Vertrauen und Verbindungen aufbaut“.

In der Erklärung zur „Übung Polaris“ heißt es, diese habe unterstrichen, dass Gesundheit ein „globales Thema“ sei. Dies umso mehr in einer Zeit, in der „der Multilateralismus unter Druck steht und die Vorsorge oft durch eine nationale Brille betrachtet wird“.

Weltgesundheitsorganisation unter Druck: Kritik, Finanzierungslücke und Austritte

Die WHO muss sich eigenen Angaben zufolge darauf vorbereiten, in den kommenden Jahren mit deutlich geringeren Mitteln das Auslangen zu finden. Infolge des Austritts der USA unmittelbar nach Amtsübernahme durch Präsident Donald Trump sieht sich die Organisation gezwungen, ihr Budget um ein Fünftel zu kürzen. Die Rede ist von einer Finanzierungslücke im Umfang von knapp 600 Millionen US-Dollar.

Neben den USA hat auch Argentinien seinen Austritt aus der WHO angekündigt. In Italien ist eine Debatte über einen ähnlichen Schritt im Gange, allerdings gibt es dafür keinen Konsens innerhalb der Regierungsparteien.

Sowohl die USA als auch Argentinien werfen der WHO ein schlechtes Krisenmanagement und Fehleinschätzungen zu Beginn der Corona-Pandemie vor. Die Organisation habe sich insbesondere unkritisch verhalten angesichts der Vertuschungspolitik durch das kommunistische Regime in China. Dies habe wichtige Zeit gekostet, um frühzeitig erforderliche Maßnahmen im Kampf gegen COVID-19 ergreifen zu können.

Sorge um Souveränität: Der geplante WHO-Pandemievertrag

Außerdem gibt es Bedenken bezüglich der Souveränität. Im von der WHO geplanten Pandemievertrag sollen sich Teilnehmerländer unter anderem dazu verpflichten, gegen sogenannte Falschinformationen vorzugehen. Dies wird als Infragestellung der Redefreiheit wahrgenommen. Außerdem enthält der Entwurf Bestimmungen wie jene, dass die Mitgliedstaaten die Verfügbarkeit umstrittener Praktiken wie die des Schwangerschaftsabbruchs gewährleisten müssten.

Die WHO besitzt keine exekutiven Befugnisse und würde auch im Fall eines Inkrafttretens des Pandemievertrages keine solchen erhalten. Allerdings könnten beispielsweise Gerichte auf nationaler Ebene unter Berufung auf den Vertrag entgegenlaufende politische Maßnahmen der Regierungen unterlaufen.



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