Von der Krise zur Chance: Wie man aus der Schuldenfalle herauskommt

Die hohe Inflation treibt viele Menschen in Deutschland in die Schuldenfalle. Was tun, wenn das Geld vorne und hinten nicht mehr reicht? Im Gespräch mit Rotraud Kießling von der Diakonie Sachsen.
Titelbild
Familien stehen durch die steigenden Preise unter Druck. Symbolbild.Foto: iStock
Von 23. März 2023

Ein kleiner Blumenkohl für 3,49 Euro, eine Salatgurke für 2,49 Euro, 500 g Magerquark für 1,49 Euro. Angesichts der derzeitigen hohen Preise ziehen Familien in Deutschland eine zunehmend negative Bilanz ihrer wirtschaftlichen Lage. 70 Prozent der Eltern mit Kindern unter 18 Jahren gaben im Dezember 2022 an, dass sie die Inflation persönlich stark belaste.

Das geht aus dem Familienbarometer hervor, das Familienministerin Lisa Paus (Grüne) am Montag, 20. März, in Berlin vorstellte. Insbesondere Alleinerziehende sehen ihre finanzielle Lage demnach kritisch. Fast allen Eltern – der Umfrage zufolge 93 Prozent – macht die Inflation große Sorgen.

Was Menschen, die in finanzielle Not geraten sind, tun können und wovon sie Abstand nehmen sollten, erklärt Rotraud Kießling, Referentin Schuldnerberatung, Straffälligenhilfe, Wohnungsnotfallhilfe von der Diakonie Sachsen.

Corona-Pandemie, Energiekrise, steigende Inflation – Frau Kießling, kommen in den letzten drei Jahren mehr Menschen zu Ihnen in die Schuldnerberatung?

Laut einer intern geführten Statistik aus dem Jahr 2021 sind die Zahlen hierfür etwa gleich geblieben. Das Entscheidende ist aber, dass mehr Menschen einen Schuldnerberater aufsuchen, die noch in Arbeit sind. Davon waren viele Soloselbstständige oder Kleinselbstständige, die sich hoch verschuldet hatten.

Das war nicht immer so gewesen. Üblich ist, dass eher Menschen in die Beratung kommen, die Transferleistung erhalten wie Sozialhilfe oder Grundsicherung.

Ohne auf die individuellen Situationen einzugehen – Was raten Sie den Familien, die jetzt merken, das Geld reicht vorne und hinten nicht mehr?

Das Beste ist, sich gleich an eine Schuldnerberatungsstelle zu wenden. Auf keinen Fall sollte man private Kreditanbieter aufsuchen, weil diese sehr hohe Zinsen haben. Das wird dann problematisch.

Wie sieht die konkrete Unterstützung bei einem Schuldnerberater aus?

Es wird zunächst geschaut, wie der Haushaltsplan aussieht. Gibt es Ressourcen? Sind noch Antragstellungen nötig? – wie etwa für Wohngeld, Grundsicherung oder Kindergeld. Hier gibt es einige Möglichkeiten, finanzielle Unterstützung zu erhalten.

Außerdem können wir noch prüfen, ob die betroffene Person in die Verbraucherinsolvenz gehen kann. Unsere Schuldnerberatungsstellen können einen außergerichtlichen Einigungsversuch durchführen. Wenn dieser erfolgreich verläuft, wird ein Plan zur Entschuldung entwickelt.

Erreicht man keine Einigung, folgt ein Antrag beim Gericht zur Eröffnung des Insolvenzverfahrens. Und nach drei Jahren ist man gegebenenfalls dann restschuldbefreit.

Es ist für manche Familie kein einfacher Schritt, sich Hilfe zu holen. Nutzen viele das Beratungsangebot?

Über 50 Prozent unserer Klienten waren alleinstehend. Paare mit Kindern und Alleinerziehende machten etwa 40 Prozent aus.

Was kostet eine Schuldnerberatung?

Eine seriöse Schuldnerberatung kostet gar nichts. Dies ist in den Sozialgesetzbüchern SGB II und Sozialgesetzbuch 12 verankert. Darin steht, dass jedem Bürger, der überschuldet ist, eine kostenfreie Schuldnerberatung zusteht. Wir agieren im Auftrag des Staates. In Sachsen gibt es etwa 70 solche Schuldnerberatungsstellen.

Natürlich gibt es auch gewerbliche Schuldnerberatungsstellen. Diese sind nicht kostenfrei.

Haben Sie zum Schluss noch ein paar Tipps für Familien, wie diese ihr Haushaltsbudget planen und halten können?

Auf unserer Website gibt es unterschiedliche Vorlagen, zum Beispiel wie man einen Haushaltsplan erstellt. Es gibt auch einen Taschengeldplaner für die Kinder. Bei individuellen Fragen sucht man am besten unsere Schuldnerberatungsstelle auf.

Vielen Dank für das Gespräch!



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion