Handgranate auf Trauergemeinde – Festnahmen nach Anschlag

Der Angriff auf eine Trauergemeinde in Altbach zieht weitere Kreise. Auf die Trauernden soll kein Böller geflogen sein, sondern wohl eine Handgranate. Der Anschlag hätte viel schlimmer enden können.
Die Polizei am Tatort auf einem Friedhof.
Die Polizei am Tatort auf einem Friedhof.Foto: Christoph Schmidt/dpa
Epoch Times14. Juni 2023

Nach dem Wurf eines Sprengkörpers – vermutlich einer Handgranate – auf eine Trauergemeinde in Altbach in Baden-Württemberg sind bei einer Razzia in Ludwigsburg drei junge Männer festgenommen worden. Das teilte das Landeskriminalamt am Mittwoch mit. Sie sollen den mutmaßlichen Werfer des Sprengkörpers krankenhausreif geschlagen haben.

Polizei und LKA hatten bei einer Razzia in den frühen Morgenstunden die Wohnungen der drei Verdächtigen im Alter von 19, 20 und 21 Jahren durchsucht. Die wegen Gewaltdelikten einschlägig bekannten Männer sollen nun dem Haftrichter vorgeführt werden. Zunächst hatten die „Stuttgarter Zeitung“ und die „Stuttgarter Nachrichten“ darüber berichtet.

Ein Mann hatte am Freitag einen Sprengkörper auf eine Trauergemeinde auf dem Friedhof in Altbach geworfen. Die Ermittler gehen nun davon aus, dass es sich um eine Handgranate handelte. Polizisten hätten auf dem Friedhof Teile des Sprengkörpers gefunden, hieß es. „Die noch nicht vollständig abgeschlossenen aufwendigen und umfangreichen Untersuchungen des Kriminaltechnischen Instituts des LKA BW deuten darauf hin, dass es sich bei dem verwendeten Sprengkörper um eine Handgranate handeln könnte“, teilten sie mit.

Bei dem Sprengkörper handelte es sich nach Recherchen der „Stuttgarter Nachrichten“ mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine jugoslawische Handgranate des Typs M75. Die Granate sei auf dem Friedhof an den Ast eines Baumes geprallt und dadurch abgefedert worden, schreibt die Zeitung unter Berufung auf Ermittler. So hätte Schlimmeres verhindert werden können.

Die in Ludwigsburg am Mittwoch festgenommenen Männer waren dem LKA-Sprecher zufolge Gäste der Beerdigung. Sie sollen den Mann, der den explosiven Gegenstand in die Menge geworfen hatte, verfolgt und so schwer verprügelt haben, dass er ins Krankenhaus musste. Ihnen wird deshalb gemeinschaftlicher versuchter Totschlag und gemeinschaftliche gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Sie sollen dem Haftrichter vorgeführt werden, teilte das LKA mit.

Der mutmaßliche Werfer des Sprengkörpers, ein 23 Jahre alter Mann, sitzt bereits in Untersuchungshaft. Gegen ihn sei Haftbefehl wegen des dringenden Verdachts des versuchten Totschlags, des Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion und der gefährlichen Körperverletzung erlassen worden, hatte das LKA am Montag mitgeteilt. Der Iraner sei zwar mittlerweile vernehmungsfähig, habe sich aber weiterhin nicht zur Sache geäußert, hieß es am Mittwoch.

Motiv unklar

Bei der Explosion waren zehn Menschen verletzt worden, einer davon schwer. Sicherheitskreisen zufolge erlitten die Trauergäste „Brand- und Splitterverletzungen“. Bis zu 500 Menschen hatten sich nach Angaben der Ermittler zur Beerdigung eines 20 Jahre alten Mannes versammelt. Er war eine Woche vorher in Altbach bei einem Bahnunfall ums Leben gekommen. Die Polizei schließt dabei Fremdverschulden aus.

Unklar bleibt das Motiv für die Tat. Die Ermittler gehen laut Landeskriminalamt weiter von einem Einzeltäter aus. Dennoch werden Zusammenhänge mit einer Serie von Schüssen in Baden-Württemberg nicht ausgeschlossen. Bei dem 19 Jahre alten Verdächtigen fanden die Polizisten am Mittwoch eine scharfe Schusswaffe mit dazugehöriger Munition. Nun werde untersucht, ob die Waffe bei der Schuss-Serie im Großraum Stuttgart verwendet wurde. Das LKA berichtet von Anhaltspunkten, dass „sowohl die Schussabgaben im öffentlichen Raum als auch die Tat in Altbach im Zusammenhang mit Auseinandersetzungen zweier rivalisierender gewaltbereiter Gruppierungen steht“.

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt zudem gegen weitere noch unbekannte Tätern, die bei der Trauerfeier den 23-Jährigen angegriffen und teilweise auch Rettungskräfte bedroht haben sollen. Sie sollen die Helfer teils daran gehindert haben, den 23-Jährigen medizinisch zu versorgen. (dpa)



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