Guter Abiturdurchschnitt bedeute nicht automatisch gute Schule

Ein in Hamburg erschienenes Schulranking anhand der Abiturnoten sorgt für Kritik. Solch eine Liste sei „pädagogisch wenig hilfreich“, so ein regionaler Landesverband.
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Foto: Daniel de la Hoz/iStock
Von 20. Juli 2024

Anlässlich eines Rankings der „besten Schulen“ Hamburgs warnt der regionale Landesverband Gesellschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) davor, von der Abiturdurchschnittsnote einer Schule auf deren Schulqualität zu schließen. Angesichts der vorliegenden Bedingungen würden auch die Stadtteilschulen ein „super gutes Ergebnis“ vorweisen, auch wenn sie etwas schlechter abschneiden.

Wie Schulsenatorin Ksenija Bekeris aufgrund der diesjährigen Abiturnoten-Erhebung bekannt gab, wurden die besten Abiturzeugnisse in Hamburg an staatlichen Gymnasien erzielt. Bestleistungen erbrachten demnach die Abiturienten des Gymnasiums Oberalster mit einem Durchschnitt von 1,94, gefolgt vom Gymnasium Eppendorf (2,00).

„Die meisten Stadtteilschulen schneiden im Nachkommabereich schlechter ab als die Gymnasien, mit Ausnahme einiger Leuchtturmschulen“, erklärte der Hamburger GEW-Landesverband in einer Pressemitteilung. Dies liege vor allem daran, dass an den Stadtteilschulen weniger Schüler eine Gymnasialempfehlung haben.

Gute Schulen, schlechte Schulen?

„Die durch ein Abiturnoten-Ranking pauschalisierte Aussage ‚Gymnasien oben, Stadtteilschulen unten‘ ist zudem pädagogisch wenig hilfreich. Denn eine solche Betrachtung suggeriert, dass die Schulen ‚oben‘ die guten und die Schulen ‚unten‘ die schlechten Schulen sind“, kritisiert der Landesvorsitzende Sven Quiring. Allerdings seien die Bedingungen, unter denen Schulen in einer Großstadt wie Hamburg arbeiten, kaum vergleichbar.

Wer von einem guten Abiturdurchschnitt auf eine gute Schule schließt, vergleicht Äpfel mit Birnen“, betont Quiring.

Aus seiner Sicht sind derartige Rankings wenig hilfreich, weil sie das Anmeldeverhalten der Eltern beeinflussen und den Run auf die Gymnasien noch verstärken können. Vielmehr müsste deutlich gemacht werden, dass Stadtteilschulen unter schwierigen Bedingungen hervorragende Arbeit leisten.

Laut Quiring schultern Stadtteilschulen fast ausschließlich die Aufgabe der Inklusion, der Beschulung von Geflüchteten und bekommen zusätzlich die „abgeschulten“ Gymnasialkinder.

Gleichzeitig gibt er zu bedenken, dass das Ranking der Abiturdurchschnittsnoten bei Gymnasien und Stadtteilschulen vor allem die regionalen sozialen Verhältnisse der Stadt widerspiegeln.

Dass diese Stadtteilschulen im Kommabereich „kleinere schlechtere Ergebnisse“ als die Gymnasien abliefern – der schlechteste Durchschnitt liegt bei 2,93 –, sei „völlig in Ordnung“. Sein Fazit zu den Abiturnoten der Stadtteilschulen: „Es ist ein super gutes Ergebnis und unsere Stadtteilschulen hier in Hamburg leisten Enormes!“

Leichter Leistungsrückgang bundesweit

Die vom Hamburger Ministerium herausgegebenen Zahlen zeigen, dass die Leistungen der Abiturienten im Vergleich zum Vorjahr leicht zurückgegangen sind. Dabei ist zu erwähnen, dass für das Abitur 2024 auch die coronabedingten Erleichterungen wegfielen, die für die Jahre 2021 bis 2023 galten. In jenen Jahren lag der Abi-Durchschnitt zwischen 2,27 und 2,31, während er 2024 auf 2,36 fiel. Damit liegt er jedoch noch – wenn auch minimal – über dem Durchschnitt von 2,42 vor Corona im Jahr 2019.

Wie aus den Zahlen des Deutschen Schulportals der Robert Bosch Stiftung hervorgeht, schnitten auch in anderen Bundesländern die Abiturienten leicht schlechter ab als im Vorjahr. So fiel in Niedersachsen der Abi-Durchschnitt von 2,43 auf 2,45; in Sachsen von 2,16 auf 2,18, in Thüringen von 2,09 auf 2,13 und in Bayern von 2,24 auf 2,25. In Nordrhein-Westfalen blieb die Leistung konstant und lag bei einem Durchschnitt von 2,4; gleiches gilt für Brandenburg, wobei hier 2,2 erreicht wurde.



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