„Geschenk für uns alle“: Potsdamer Synagoge eingeweiht

Die neue Synagoge in Potsdam wurde feierlich eröffnet. Politiker und Vertreter jüdischer Gemeinden unterstrichen die Wichtigkeit des Neubaus als Zeichen gegen Antisemitismus.
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Die einstige Potsdamer Synagoge war unter den Nationalsozialisten 1938 zweckentfremdet, 1945 bei einem Luftangriff schwer beschädigt und später abgerissen worden.Foto: Ralf Hirschberger/afp via Getty Images
Epoch Times4. Juli 2024

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die neue Synagoge in Potsdam als „Geschenk für uns alle“ bezeichnet. Das sagte er bei der Einweihung des Gotteshaus in der brandenburgischen Landeshauptstadt.

Das jüdische Leben ist ein Teil von uns

Zu ihrer Eröffnung hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die neue Synagoge in Potsdam als „Geschenk für uns alle“ bezeichnet. Er freue sich, dass es nun wieder ein Haus im Herzen der Stadt gebe, an dem sich Juden, aber auch Menschen anderer Glaubensgemeinschaften und der Potsdamer Stadtgesellschaft begegnen könnten, sagte Steinmeier bei der Einweihung des neuen Hauses am Donnerstag.

„Jüdisches Leben ist ein Teil von uns“, betonte Steinmeier. Ihn schmerze, wie sehr antisemitischer Hass, antisemitische Angriffe und Gewalt in Deutschland zugenommen hätten. „Antisemitismus ist immer auch ein Seismograf dafür, wie es um unsere Demokratie steht – wie sehr dieser Seismograf ausschlägt seit dem 7. Oktober, muss uns alle beunruhigen“, sagte der Bundespräsident.

Das Versprechen, der kategorische Imperativ der Grundgesetzes laute „nie wieder“. „Dieses Versprechen sei eine Verpflichtung für alle, die hier leben und leben wollen.“

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sagte, das Land habe den Synagogenbau auch in Anerkennung der geschichtlichen Verantwortung unterstützt. Diese verpflichte die Politik auch, „für gute Bedingungen zur Wiederentstehung und Aufrechterhaltung eines vielfältigen jüdischen Lebens beizutragen“. Zudem setze der Neubau ein wichtiges Zeichen gegen wieder aufkeimenden Hass und Hetze, denen Juden ausgesetzt seien.

Synagoge an ihrem Platz – im Herzens Potsdams

Die Schoa habe das jahrhundertealte Miteinander von Juden und Nichtjuden in Brandenburg zerstört, sagte Woidke. Erst in den 90er Jahren seien dankenswerterweise wieder Juden aus Osteuropa gekommen. „Sie kamen in dem Bewusstsein, dass sich Deutschland gewandelt hat“, sagte Woidke. „Es liegt nun an uns, sich dieses Vertrauens würdig zu erweisen.“ Das neue Gebäude biete den Raum, in dem dieses Vertrauen wachsen könne.

Es sei ein herausragender Tag, an dem eine Synagogeneinweihung auf deutschem Boden, von wo das größte Menschheitsverbrechen ausging, stattfinde, sagte Abraham Lehrer, Präsident der  Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland. Potsdam sei die letzte Landeshauptstadt, die wieder eine Synagoge bekomme. Dass dies jetzt erst der Fall sei, zeige, wie sehr das jüdische Leben zurückgeworfen worden sei.

Aus Sicht von Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) fand die Synagoge nun ihren Platz dort, wo sie hingehöre – in der Mitte Potsdams. „Die neue Synagoge spricht unserer Stadt das historische Vertrauen aus, dass in unserer Stadt Religion frei ausgeübt werden kann“, sagte Schubert. Dieses Vertrauen erwiderten die Potsdamer, egal welchen Glaubens. „Es gibt kein Ihr, nur ein Wir, und ohne Jüdinnen und Juden, die ihrem Glauben offen und frei nachgehen können, ist Potsdam nicht Potsdam.“

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), dessen Kommen ebenfalls angekündigt war, hatte seine Teilnahme kurzfristig aus Termingründen abgesagt. Anwesend war hingegen die in Potsdam wohnende Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne).

Abriss und Wiederaufbau

Die einstige Potsdamer Synagoge war unter den Nationalsozialisten 1938 zweckentfremdet, 1945 bei einem Luftangriff schwer beschädigt und später abgerissen worden. Seitdem standen den Gemeinden lediglich provisorische Räume zur Verfügung.

Über die Gestaltung und Nutzung der neuen Synagoge, für die bereits 2010 die Baugenehmigung erteilt wurde, gab es jahrelangen Streit in Potsdam – auch innerhalb der jüdischen Gemeinden. Der nun fertiggestellte Bau wurde im August 2021 begonnen. Statt der ursprünglich veranschlagten fünf Millionen Euro betrugen die Baukosten letztendlich 16,5 Millionen Euro. (afp/red)



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