Generation Z: Der stille Abschied von einer der ältesten menschlichen Fähigkeiten

Seit über 5.000 Jahren kommuniziert der Mensch mithilfe von Handschrift. Die Fähigkeit zum handschriftlichen Schreiben scheint jedoch mit der Generation Z erstmals verloren zu gehen: Emojis und kurze Textbausteine machen ganzen Sätzen und Absätzen Platz. Auch an den Universitäten. Aber selbst die Fähigkeiten zum Tippen auf Tastaturen scheint langsam auszusterben.
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Werden zukünftige Generationen das handschriftliche Schreiben verlernen?Foto: badahos/iStock
Von 5. Januar 2025

Die Generation Z, geboren zwischen 1995 und 2010, ist die erste Generation, die vollständig im digitalen Zeitalter aufgewachsen ist. Smartphones, Tablets und soziale Medien sind für sie alltägliche Begleiter. Sie sind mittlerweile zwischen 14 und 30 Jahre alt und sind gewissermaßen immer online, verbringen drei bis vier Stunden pro Tag allein am Handy. Hinzu kommt noch Zeit am Computer oder Tablet, beim Onlinespielen oder Streaming. Anzufinden sind sie in den sozialen Medien, aber auch hier eher flüchtig, denn es wird ihnen eine Aufmerksamkeitsspanne von 8 Sekunden nachgesagt.

Die Gen Z ist zu Hause in der digitalen Welt, neue Technologien werden intuitiv genutzt, und die auch Digital Natives genannte finden immer einen Weg, sich diese zunutze zu machen. Diese digitale Vertrautheit hat aber auch ihre Schattenseiten. Andere Fähigkeiten geraten ins Hintertreffen. So auch die Fähigkeit zum handschriftlichen Schreiben – und sogar zum Tippen auf herkömmlichen Tastaturen nimmt bei vielen jungen Menschen dieser Generation ab.

5.000 Jahre in einer Generation weggewischt?

Seit etwa 5.000 Jahren nutzt die Menschheit die Handschrift als zentrales Kommunikationsmittel. Doch in der Generation Z scheinen diese Fähigkeiten zum Auslaufmodell zu werden. Immer mehr junge Menschen haben Schwierigkeiten, längere Texte handschriftlich zu verfassen und beschränken sich oft auf kurze Notizen oder einzelne Sätze. Diese Entwicklung wird durch die Dominanz digitaler Geräte im Alltag begünstigt, die das Schreiben mit der Hand zunehmend ersetzen.

Eine „schlechte Handschrift“ sei allerdings nicht das Schlimmste, ebenso nicht wie das schnelle Ermüden beim Schreiben auf Papier, was als Folge der Digitalisierung passieren könne. Neben einem zunehmend verkümmerten Schriftbild fehle Universitätsstudenten sogar die Kenntnis grundlegender Schreibregeln, so zitiert „Türkiye Today“ die Professorin Nedret Kiliceri.

Schreiben als aussterbende Fähigkeit

„Die Handschrift der Schüler verläuft entweder nach unten oder nach oben, und ihre Handschrift ist oft unleserlich. Früher waren die Schüler eher daran gewöhnt, mit Papier und Stift zu arbeiten, doch heute haben sie schon früh mit Bildschirmen und Tastaturen zu tun. Darunter leidet ihre Handschrift, insbesondere in der Sekundarstufe und an der Universität“, sagte sie. Zudem sei die Fähigkeit verloren gegangen, lange, strukturierte Sätze zu schreiben.

Die Studenten vermeiden lange Sätze und „schaffen es oft nicht, richtige Absätze zu schreiben. Sie denken, dass das Aneinanderreihen von unabhängigen Sätzen einen Absatz ausmacht“, erklärt Kiliceri. Die Verwendung von testbasierten Bewertungen und die ständige Interaktion mit sozialen Medien hätten dazu beigetragen. Social Media hätte so etwas wie eine eigene Sprache, alles sei verkürzt und werde mit Emojis ausgedrückt. Ideen werden heutzutage in Textbausteinen mit weniger als zehn Wörtern zusammengefasst.

Sogar das Tippen eine verlorene Fertigkeit?

Damit aber nicht genug. Nicht nur das handschriftliche Verfassen von Texten verkümmert in der Gen Z, auch beim Tippen auf herkömmlichen Tastaturen zeigt sich ein zunehmender Kompetenzverlust. Nicht umsonst nennt man Gen Z auch Gen Swipe – das bezieht sich auf die intuitive Nutzung von Touchscreens, insbesondere das Wischen (Swiping) auf Smartphones und Tablets.

Das Zehn-Finger-System, was sich ursprünglich auf Schreibmaschinen etablierte, ist längst ins Hintertreffen geraten: In den USA sank der Anteil der Highschool-Absolventen, die einen Tastaturkurs absolvierten, von 44 Prozent im Jahr 2000 auf 2,5 Prozent im Jahr 2019, beruft sich das „Wall Street Journal“ auf Zahlen des US-Bildungsministeriums und stellt fest:

Die technikbegeisterte Generation Z könne alles am Computer machen – außer tippen, ohne auf die Tasten zu schauen. Inzwischen seien einige Schüler im Tippen auf ihren iPads oder auf Smartphones geübter als auf herkömmlichen Tastaturen.

Aber wird das Tippen überhaupt noch gebraucht, in Zeiten von Autokorrektur und KI-generierten Texten durch ChatGPT und Co? Während zuerst die Geschwindigkeit und dann die Tippfähigkeit als solche verloren gehen, beeinträchtigt wahrscheinlich die Abhängigkeit von sogenannten intelligenten Geräten die Schreibfähigkeit junger Menschen insgesamt. Und mit schwindender Schreibfähigkeit geht die der Kommunikationsfähigkeit einher.

Wie wird es bei den nächsten Generationen aussehen?

Die ab diesem Jahr, 2025, geborenen Generation wird Beta genannt. Sie folgen auf die sogenannten Alphas. Generation Alpha, waren die Ersten, die vollständig im digitalen Zeitalter geboren worden sind. Die jetzt kommende Generation Beta wird vermutlich eine Generation sein, die Technologie vollständig integriert hat, und deshalb mehr als die vorausgegangenen Generationen mit den Herausforderungen der menschlichen und sozialen Balance kämpfen muss.

Es ist zwar noch Zukunftsmusik, aber wahrscheinlich werden sich die Aufmerksamkeitsspannen weiter verkürzen. Auch die Tatsache, dass Wissen im virtuellen Raum jederzeit abrufbar ist und ein noch schnelleres Verfallsdatum hat, wird ihre Lernfähigkeit beeinflussen. Nicht nur Fertigkeiten wie handwerkliche Arbeit, sondern auch das Schreiben, erst recht handschriftlich, könnten bei den nachfolgenden Generationen damit bald ausgestorbene Relikte längst vergangener Zeiten sein.

Wahrscheinlich steht dann auf einem virtuellen Grabstein irgendwo im digitalen Raum „R.I.P. Rechtschreibung“ oder „R.I.P. Füllfederhalter“ gleich neben dem Neuzugang „R.I.P. Computer-Tastatur“.



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