Geburtenrate steigern: Milliardär in Südkorea zahlt Mitarbeitern 70.000 Euro pro Baby
Seit Mitte der 1980er-Jahre gehen weltweit die Geburtenraten zurück – in einigen Ländern noch schneller als in anderen. Besonders prekär ist die Situation in Südkorea. Dort ist die Fertilitätsrate, also die Zahl der Lebendgeburten pro Jahr und 1.000 Frauen in gebärfähigem Alter, im Jahr 2023 auf etwa 0,82 Kinder pro Frau gesunken.
Bleibt dieser Trend aufrecht, wird sich die Bevölkerung des Landes bis zum Jahr 2100 mehr als halbieren. Die dann noch vorhandene wird zudem noch stark überaltert sein. Südkorea steht damit selbst unter den westlichen Industrienationen besonders schlecht da – selbst in Deutschland ist die Fertilitätsrate mit 1,46 deutlich höher.
Kinderwunsch in Südkorea soll nicht am fehlenden Geld scheitern
Der Milliardär und Unternehmer Lee Joong Keun, CEO der Booyoung Group, will dieser Entwicklung zumindest im eigenen Wirkungsbereich den Kampf ansagen. An Kostengründen soll der Kinderwunsch in Südkorea – einem Land mit hohen Lebenshaltungskosten – nicht scheitern.
Wie die „Wirtschaftswoche“ berichtet, sollen bestehende Mitarbeiter davon profitieren, aber auch neue geworben werden. Der Konzern, der Gebäudekomplexe für Hotels, Büros und Golfclubs errichtet, will jedem eigenen Arbeitnehmer, der Vater oder Mutter wird, 100 Millionen Won bezahlen. Umgerechnet sind das etwa 70.000 Euro.
Ab dem dritten Kind sollen die Begünstigten die Wahl zwischen dem Geld oder einer Wohnung haben. Auch für die Väter und Mütter aus dem Jahr 2021 im eigenen Betrieb hat Lee rückwirkend die Prämie bezahlt. Umgerechnet 4,8 Millionen Euro hat man bislang eingeplant. Für das Unternehmen arbeiten derzeit 2.500 Menschen.
„Kinderoptimierung“ als zusätzlicher Kostenfaktor
In Südkorea spielen Beobachtern zufolge mehrere Faktoren für die Kinderarmut eine Rolle. Aktuell sind es hohe Lebenshaltungskosten und Immobilienpreise, die dazu führen, dass viele Menschen lange bei ihren Eltern leben.
Dazu kommen hohe Erwartungen von unterschiedlichsten Seiten – von Familien ebenso wie von Arbeitgebern. In Südkorea ist die Wochenarbeitszeit weltweit eine der höchsten. Im Schnitt kommen Arbeitnehmer auf 52 Stunden. Ein weiterer Faktor ist ein hohes Maß an Perfektionismus. Es wird Wert auf „Kinderoptimierung“ gelegt. Der Nachwuchs soll ein Musikinstrument beherrschen, Sport treiben und auf die besten Unis gehen. Diese sind im Allgemeinen privat und teuer.
Ein Elefant im Raum sind auch staatliche Geburtenkontrollprogramme der 1960er- und 1970er-Jahre. Begleitet von Propaganda hatte man die Ein-Kind-Familie zum Ideal erhoben. Zwar griff man dabei nicht immer zu den gleichen barbarischen Methoden wie die kommunistische Regierung Chinas, jedoch hat sich das Narrativ, dass Kinderreichtum nicht erwünscht sei, in den Köpfen der Menschen festgesetzt.
Welche Probleme Südkorea und Deutschland verbinden
In Deutschland, wo die Geburtenrate ebenfalls besorgniserregend ist, wäre eine Maßnahme wie jene von Lee Joong Keun jederzeit möglich. Allerdings stellt sich die Frage, welche Unternehmen in Zeiten hoher Energiekosten und unattraktiver Wettbewerbsbedingungen dazu bereit sind; infrage kämen eher Großkonzerne als Mittelständler.
Dem Statistischen Bundesamt zufolge summieren sich die Kosten für ein Kind bis zum 18. Lebensjahr auf etwa 150.000 Euro. Bis zum 6. Lebensjahr seien es im Schnitt 587 Euro pro Monat, bis zum 12. dann 686 und bis zur Volljährigkeit 784 Euro. Anschließend können noch Kosten für Studium, Führerschein oder eine eigene Wohnung dazukommen. Immerhin: Je mehr Kinder im Haushalt leben, desto geringer sind die durchschnittlichen Kosten pro Kind.
Entlastungen bringen das Kindergeld und Familiensteuertarife. Dennoch bleiben Erwartungen und Herausforderungen, die sich nicht immer einfach lösen lassen. Wo keine Eltern oder Großeltern mehr greifbar sind, um bei der Kinderbetreuung zur Hand zu gehen, müssen sich Familien auf öffentliche Angebote verlassen. Viele Familienpolitiker äußern, dass deren Fehlen einer der wesentlichen Gründe ist, warum viele Deutsche kinderlos bleiben.
In Deutschland konstruiert Ideologie „moralische“ Rechtfertigungen für Kinderlosigkeit
In Deutschland hat sich ein breites Spektrum an ideologischen Rechtfertigungen für freiwillige Kinderlosigkeit herauskristallisiert, das teilweise einen starken medialen Rückhalt erfährt.
Dieses reicht von Bekenntnissen wie „Regretting Motherhood“ über den „moralischen“ Appell, doch bitte auf Nachwuchs zu verzichten, weil dieser einen so hohen CO₂-Abdruck aufweise.
Die Vorstellung vom „Freiheitskiller Kind“ ist hierzulande derweil auch im nominell konservativen Spektrum verbreitet. In einigen Social-Media-Kommentaren wird schon die Zahl der Einwanderer als Begründung für gewollte „Kinderfreiheit“ herangezogen.
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