Führt soziale Ansteckung zum Transgender-Sein?
Eine Woche vor ihrem 18. Geburtstag verkündete Emma (Name von der Redaktion geändert) ihrer Familie, sie sei ein Junge.
Gegen den Widerstand ihrer Familie suchte Emma eine Spezialklinik im australischen Bundesstaat New South Wales auf und erklärte dort ihren Wunsch, sich körperlich zu einem Mann umwandeln zu lassen. Die Ärzte akzeptierten Emmas Behauptung rasch und nachdem sie mit ihrer Unterschrift unter ein Formular bestätigt hatte, ausführlich aufgeklärt worden zu sein, sowie nach einem einstündigen Termin wurde Emma Testosteron verschrieben.
Als Judith Hunter ins Krankenhaus eilte, um ihre Tochter zu sehen, erklärten ihr die Ärzte, sie habe jetzt einen Sohn.
Eine neue Geschlechtsidentität
Nur wenige Monate später erkannte Judith ihre Tochter kaum wieder. Emma rasierte sich die Haare ab, zog Männerkleidung an und ließ sich als „er“ ansprechen. Sie entfremdete sich von ihrer Familie.
„Jeden Tag beschimpfte sie uns, erklärte uns, was für widerwärtige Menschen wir seien, dass wir transphob seien, engstirnig und voller Hass“, erinnert sich die Mutter frustriert. Ihr 14-jähriger Sohn rollte sich auf dem Boden zu einem Ball zusammen und bat seine Schwester, sich wieder in den Griff zu bekommen.
„Im Grunde haben wir in einem Kriegsgebiet gelebt.“
Am Ende stand die Familie kurz vor dem Zusammenbruch und sah keinen anderen Ausweg mehr: Emma musste ausziehen. Sie ging in der 11. Klasse von der Schule ab und lebte drei Jahre für sich, arbeitslos und völlig auf staatliche Unterstützung angewiesen.
Nachdem sich Judith Emmas Browserverlauf angesehen hatte, wurde ihr klar, was ihre Tochter dazu bewogen hatte, den unumkehrbaren Pfad der Medikalisierung zu betreten, und was zum Zerfall der Familie geführt hatte.
„Der Verlauf war voller Transgender-Websites, Videos von Mädchen, die Testosteron nehmen, von Körperteilen, die abgeschnitten werden, während man sich gegenseitig anfeuert: ‚Du kannst das, du wirst dich besser fühlen, das ist die Lösung für deine Teenager-Probleme‘“, schildert die verzweifelte Mutter den Inhalt der Websites.
„Es ist wie ein Online-Lehrgang: Was soll ich tun, was soll ich sagen, wie gehe ich mit meinen Eltern um. Sollten die Eltern dagegen sein, sage ich den Ärzten, dass ich an Selbstmord denke. Dann komme ich in ein Krankenhaus, wo ich Rückendeckung vom Personal bekomme. Das Personal ist auf meiner Seite und stellt sich gegen meine Eltern“, so Judith weiter.
Und genau das sei mit ihrer Tochter geschehen.
Soziale Ansteckung
Emma ist Teil einer wachsenden Gruppe junger Menschen mit schnell einsetzender Geschlechtsdysphorie (Rapid onset gender dysphoria, ROGD). Personen, die in der Vorgeschichte keine Probleme mit ihrer Geschlechtsidentität hatten, entwickeln während der Pubertät die Ansicht, zu einem anderen Geschlecht zu gehören. Grund sind gesellschaftliche Einflüsse und schlechte Bewältigungsmechanismen.
„Wir sprechen hier von einer psychischen Epidemie. Die Covid-Pandemie ist eine exakte Analogie, nur dass sie im körperlichen Bereich stattfindet“, sagt Dianna Kenny, eine ehemalige Psychologie-Professorin der Universität Sydney, die inzwischen als Fachärztin für Psychologie und als Psychotherapeutin arbeitet.
„Menschen sind soziale Wesen. Sie neigen dazu, einander nachzuahmen und sich zu versammeln“, erklärt Kenny der australischen Epoch Times. „Die Menschen hängen sich einfach an Influencer und glauben die Botschaft, die diese verbreiten, selbst wenn diese Botschaft falsch ist.“
2018 prägte die Professorin Lisa Littman von der amerikanischen Universität Brown den Begriff „soziale Ansteckung“ („social contagion“). In Littmans bahnbrechender Untersuchung zu ROGD erklärten mehr als 86 Prozent der 256 befragten Eltern von Transgender-Kindern, bei ihrem Kind habe die Nutzung sozialer Medien und/oder des Internets zugenommen, es habe im Freundeskreis eine oder mehrere Personen gegeben, die sich im selben Zeitraum als transgender identifizierten oder beides. Innerhalb dieser Gruppe stellten heranwachsende junge Frauen und Personen mit psychischen Problemen die Mehrheit.
„Online-Inhalte könnten vulnerable Personen zu dem Glauben verleiten, unspezifische Symptome und vage Gefühle sollten als aus einem Transgender-Zustand resultierende Genderdysphorie interpretiert werden“, heißt es in der Arbeit.
Beliebtheit durch Anderssein
Bemerkenswert ist, dass der Großteil (60,7 Prozent) dieser Kinder an Beliebtheit gewann, nachdem sie sich als transgender erklärt hatten und dass 60 Prozent ihres Freundeskreises über Menschen spotteten, die nicht LGBTIA sind.
Der Autorin zufolge beobachtet man dieses Phänomen auch bei Menschen, die Symptome einer Anorexie (Magersucht) entwickeln, während sie versuchen, einem Körperbild zu entsprechen, das ihnen ihr Freundeskreis diktiert. Im Rahmen dieser Gruppendynamik werden die „besten“ Anorektiker bewundert, also die Personen, die am dünnsten sind und die meisten medizinischen Komplikationen aufweisen. Wer hingegen versucht, sich von der Anorexie zu befreien, wird schlechtgemacht und verspottet.
„Viele junge Menschen glauben, [wenn sie sich als transgender erklären,] sei das eine Lösung, denn plötzlich fühlen sie sich akzeptiert und fühlen sich besonders“, ergänzte die Psychologin.
„Aber es ist egal, wie laut man es sagt oder wie sehr man Menschen verteufelt, die das Gegenteil behaupten – es ändert nichts am wissenschaftlichen Fakt, dass es biologisch zwei Geschlechter gibt. Jedes Stück Chromosom und DNA im Körper eines Menschen enthält entweder die männlichen Chromosomen oder die weiblichen Chromosomen. So sind die menschlichen Körper aufgebaut, alles andere ist Fiktion.“
Ähnlich äußerte sich der Psychiater Tanveer Ahmed, der beruflich mit Genderdysphorie-Patienten zu tun hatte. Er erklärte der australischen Epoch Times: „Viele psychologische Probleme entstehen, wenn wir Subjektivität als eine Art Wahrheit bevorzugen.“
„Die Trans-Bewegung ist dafür ein typisches Beispiel“, so Ahmed. Sie habe die Vorstellung einer Geschlechtsidentität normalisiert, ein „vergleichsweise neues Konzept“, das die subjektive Wahrnehmung der eigenen Person in den Vordergrund rückt und das Geschlecht als soziales Konstrukt untergräbt.
Der Weg zurück
Im November 2021 wendeten sich die Dinge für Familie Hunter zum Besseren. Erstmals seit einem Jahr konnte sie Kontakt zu Emma aufnehmen. Der Kontakt wurde intensiver, bis Judith Anfang Januar 2022 einen Anruf von ihrer Tochter erhielt. Emma war in einer psychiatrischen Klinik. Erneut eilte die Mutter zum Krankenhaus, aber dieses Mal verlief die Begegnung deutlich freundlicher.
Emma erklärte ihrer Mutter, sie bedauere ihre Entscheidung, eine medikamentöse Geschlechtsumwandlung begonnen zu haben, zutiefst. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie seit über einem Jahr keine Sexualhormone mehr eingenommen.
„Ich denke, sie hat erkannt, dass ihr das nicht half. Nichts wurde dadurch besser für sie. Sie hat im Grunde drei Jahre ihres Lebens verschenkt“, sagt Judith Hunter. „Es erfordert psychologisch gesehen eine große Umstellung, sich selbst einzugestehen, dass eine Entscheidung, die du als Teenager getroffen hast, sich auf den Rest deines Lebens auswirken wird.“
Die 18-monatige Testosteron-Behandlung hatte Folgen an Emmas Körper hinterlassen. Ihre Stimme war tiefer geworden, sie hatte Geheimratsecken bekommen und das Körperfett hatte sich umgelagert. Außerdem hatte sie Bartwuchs entwickelt und ihre Körperbehaarung insgesamt hatte zugenommen. Auch Emmas Körperform hatte sich deutlich verändert, wie ihrer Mutter auffiel.
„Nimmt man lang genug Testosteron, wird die Gebärmutter verkümmern, was zu Schmerzen und Trockenheit in der Gebärmutter führt. Manchmal bedeutet dies, dass man sich die Gebärmutter entfernen lassen muss. Es kann auch sein, dass man unfruchtbar wird“, erfuhr Judith.
„Sie hasst, was es mit ihrem Körper angestellt hat und zu welchen Veränderungen es geführt hat“, betont die Mutter. „Aber das ist unumkehrbar.“
Judith könne nicht begreifen, wie Ärzte derart rasch und für derart junge Menschen Entscheidungen treffen könnten: „Das ist schlicht unglaublich, das ist ein medizinischer Skandal.“
Langwierige Erholung
Die Zahl der Menschen, die sich nicht länger mit einem anderen Geschlecht identifizieren und eine Umwandlung rückgängig machen möchten (Fachleute sprechen von Detransition), ist in den vergangenen Jahren rasch gestiegen. Eine Detransitionsgruppe auf dem Online-Nachrichtenboard Reddit hat über 29.000 Mitglieder.
Für eine explorative Querschnittsstudie wurden vergangenes Jahr 237 Personen befragt. Das Durchschnittsalter lag bei 23 Jahren. Als häufigste Gründe für eine Detransition nannte man die Erkenntnis, dass Genderdysphorie mit anderen Problemen zusammenhängt (70 Prozent), gesundheitliche Bedenken (62 Prozent) und der Umstand, dass die Dysphorie auch nach der Umwandlung nicht verschwand (50 Prozent). Die meisten (60 Prozent) räumten ein, dass sie nach der Umwandlung Gefühle des Bedauerns empfanden.
„Für viele Menschen wird es unzutreffend formuliert oder konzeptualisiert, so Psychiater Ahmed. Trans zu sein, gilt als die Lösung und nicht als das eigentliche Ergebnis einer umfassenderen psychologischen Störung“, erläutert er. Nach einigen Jahren würden 80 bis 85 Prozent aller Menschen, die sich als transgender identifiziert hatten, das nicht mehr tun wollen.
„Die Realität sieht so aus, dass viele dieser Menschen an ihrem Gefühl von Identitätsstörung arbeiten müssten. Dann werden auch die Probleme rund um die Integration ihrer Geschlechtsidentität gelöst, aber nicht andersherum.“
Transgender-Kindern helfe man am besten, indem man einen „Mittelweg“ finde, so der Psychiater: „Man muss nicht gender-affirmativ sein, aber man kann viel Mitgefühl zeigen, unterstützen und ihre Erfahrung anerkennen.“
Judith Hunter versteht das alles sehr gut. Nachdem Emma wieder eingezogen war, kam sie die ersten Monate praktisch kaum aus dem Bett, aber die Familie bemühte sich hartnäckig weiter darum, die Kommunikation mit ihr am Laufen zu erhalten. Sie ermutigten Emma, wieder auf die Beine zu kommen und ihr Leben fortzuführen. Es gab Aufs und Abs, aber der Mutter sind auch positive Dinge aufgefallen. Vor Kurzem etwa hat sich Emma wieder hinter das Steuer eines Autos gesetzt, um zu üben. In der Woche, in der das Interview stattfand, sollte Emma ihre Führerscheinprüfung ablegen.
„Ich bin hier und werde dir helfen“
„Die Erholungsphase wird sehr, sehr lang werden“, glaubt Judith, die sich inzwischen als Sprecherin von „Respect My Sex“ engagiert. Die überregionale und unparteiische Kampagne ermutigt die Australier dazu, Lobbyarbeit bei ihren Lokalpolitikern zu betreiben, wenn es um Themen wie die Integration von Männern in Frauensportarten, um Männer in eigentlich nur Frauen vorbehaltenen Räumen oder die medizinische Geschlechtsumwandlung junger Menschen geht.
Bei aller Mühsal, die die Familie auf dieser Reise über sich ergehen lassen musste, ist sich Judith doch einer Sache sicher geblieben: An der bedingungslosen Liebe, die Eltern für ihr Kind empfinden, wird sich nichts ändern.
„Man hört niemals auf, seine Kinder zu lieben, man hört niemals auf, für sie da sein zu wollen. Aber man muss nicht mit allem einverstanden sein, was sie tun, insbesondere dann nicht, wenn man der Meinung ist, es wird ihnen schaden“, sagt sie.
„Ich würde niemals zu ihr sagen: ‚Habe ich dir doch gleich gesagt‘. Ich werde einfach sagen: ‚Ich bin hier und werde dir helfen. Sag mir, was du benötigst.‘“
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