„Friending Bias“: Soziale Kontakte zu Wohlhabenderen erleichtern Aufstieg
Soziale Kontakte zu Menschen mit höherem Einkommen sind ein wesentlicher Faktor, wenn es darum geht, Betroffenen Wege aus der Armut zu eröffnen. Dies ist das Ergebnis einer Studie, die ein Forscherteam um Raj Chetty von der Harvard-Universität zusammen mit Facebook-Mutterkonzern Meta durchgeführt hatte. Über die Untersuchung und die Schlussfolgerungen der Wissenschaftler berichtete unter anderem „Bild der Wissenschaft“.
Daten zu sozialem Status aus Facebook-Profilen abgeleitet
Für die Untersuchung (in zwei Teilen) werteten die Analysten in Zusammenarbeit mit Meta-Informationen und Muster aus den Daten von 72 Millionen US-Facebook-Nutzern zwischen 25 und 44 Jahren aus. Anhand der Profile analysierten sie Zusammenhänge zwischen den Wohngebieten der Nutzer, ihren Highschool- und College-Besuchen und ihrem Freundeskreis innerhalb des sozialen Netzwerks.
Auch zogen sie Rückschlüsse auf den sozioökonomischen Status der Nutzer, ihrer Eltern, ihrer Wohngebiete und den entsprechenden Daten ihrer Freunde.
Index zur wirtschaftlichen Verbundenheit errechnet
Am Ende bildeten sie einen Index der „wirtschaftlichen Verbundenheit“. Dieser stellt dar, wie groß der Anteil der Freunde mit überdurchschnittlichem sozioökonomischen Status ist. Die Indexzahl wurde anschließend in Relation gesetzt zur Wahrscheinlichkeit, dass die betreffende Person im Erwachsenenalter sozial aufstieg.
Das Ergebnis der Datenanalysen war eindeutig: Je mehr und je intensiver der Kontakt von Menschen aus ärmeren Verhältnissen zu sozial Bessergestellten ist, umso höher ist auch die Wahrscheinlichkeit eines sozialen Aufstiegs. Verbindungen zwischen Menschen mit niedrigem und hohem Sozialstatus „können sich auf ihre Ambitionen, ihren Zugang zu Informationen und ihre Beschäftigungsmöglichkeiten auswirken“. Das schreiben die Peer-Reviewer Noam Angrist (Universität Oxford) und Bruce Sacerdote (Dartmouth College).
Autoren der Studie weisen auf Friending Bias hin
In vielen Regionen sei es jedoch, so die Forscher, wenig wahrscheinlich, dass Kontakte und Verbindungen dieser Art zustande kämen. Die Freundeskreise seien dort homogen, spielten sich innerhalb des eigenen Wohnviertels oder Milieus ab und die soziale Mobilität sei gering.
Dies liege auch vielfach an der Entfernung zu Bildungs- und Sozialeinrichtungen, die vorwiegend von wohlhabenderen Kindern und Heranwachsenden frequentiert würden. Je größer die Klassen, umso höher wäre zudem die Wahrscheinlichkeit, dass der sogenannte Friending Bias Platz greife – also das Knüpfen von Freundschaften innerhalb der eigenen sozialen Schicht.
Der Friending Bias, so Chetty, sei in größeren und vielfältigeren Gruppen größer. In religiösen Organisationen hingegen sei er geringer als in Schulen und am Arbeitsplatz. An die Politik richten die Forscher mit Blick auf das Ergebnis ihrer Studie die Forderung, über mögliche flankierende Maßnahmen zur Verbesserung der sozialen Durchmischung nachzudenken.
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