Friedenskette zwischen ukrainischer und russischer Botschaft – Willy Brandts Sohn unterstützt

Mit einer Menschenkette zwischen der ukrainischen und russischen Botschaft haben Menschen heute am 20.07.2024 ihren Appell zu Friedensverhandlungen und einem Ende des Krieges in der Ukraine Ausdruck verliehen. Die Aktion fand prominente Unterstützung. Epoch Times sprach mit den Veranstaltern und Teilnehmern.
Titelbild
Menschen bildeten eine Kette zwischen der russischen und der ukrainischen Botschaft in Berlin, am 20. Juli 2024.Foto: Matthias Kehrein/Epoch Times
Von 20. Juli 2024

Hände haltend verbanden heute Menschen unter dem Motto „Frieden für Europa – jetzt!“ die russische und ukrainische Botschaft in Berlin. Dazu wurde von beiden Botschaften ausgehend eine Menschenkette über die rund einen Kilometer lange Strecke im Herzen von Berlin nahe dem Brandenburger Tor gebildet.

Entlang einer weißen Kreidelinie in Form von Tauben auf dem Bürgersteig fanden sich Menschen unterschiedlichen Alters und Herkunft ein. Zudem wurden Reden entlang der Strecke per mobilen Lautsprecher gehalten.

Menschen setzen sich in Berlin für den Frieden ein. Foto: Matthias Kehrein/Epoch Times

„Wir wollen Frieden, wir wollen, dass der Krieg in der Ukraine endet“, so Sandrine Knothe, eine der zwei privaten Veranstalter.

Und ergänzt: Mit der Menschenkette wolle man ein Signal in die Welt setzen, dass Krieg keine Lösung sei, und dass die Waffen schweigen müssten. „Das Töten muss beendet werden und alle sollte für Verhandlung zusammenkommen“, so die Französin, die seit 1988 in Berlin lebt. Sie sei unpolitisch und gehöre keiner Partei an, so die zweifache Mutter weiter.

Seit einiger Zeit beobachte sie, wie im Ukrainekrieg sich die Fronten verhärten würden, und immer mehr Eskalation betrieben würde.

„Unsere Regierenden schicken weiter Waffen und bald kommen Soldaten. Ich sage Nein, wir, wir wollen keinen Krieg, wir wollen Frieden. Deswegen habe ich diese Aktion mitorganisiert.“

Nicht „kriegstüchtig“, sondern „friedenstüchtig“. Foto: Matthias Kehrein/Epoch Times

Veranstalter sieht Verantwortung gegenüber Kindern und Enkel

Bernd Gutte (73), ist der weitere Veranstalter der Menschenkette. Der Rentner aus Schildow (Brandenburg) nördlich von Berlin kennt Knothe von den coronamaßnahmenkritischen Veranstaltungen der „Glienicker Klardenker“. Sie stellten sich während der Corona-Krise mit Protestschildern an den Straßenrand der Bundesstraße 96 auf, um gegen die Corona-Politik zu demonstrieren.

Mit Beginn des Krieges in der Ukraine, mit dem Einmarsch der russischen Kräfte 2022 in der Ostukraine hat man das Thema weg von Corona hin zu einem Friedensappell und einem Einsatz für ein Ende des Krieges dort, ersetzt.

Berlin, Menschenkette zwischen der russischen und der ukrainischen Botschaft, am 20. Juli 2024. Hier der Mitorganisator Bernd Gutte vor der ukrainischen Botschaft. Foto: Matthias Kehrein/Epoch Times

Mitorganisator Bernd Gutte vor der ukrainischen Botschaft. Foto: Matthias Kehrein/Epoch Times

Gutte begründet die heutige Aktion zur Menschenkette damit, dass das mühsam erarbeitete Geld der deutschen Steuerzahler in der Ukraine „verbrannt“ würde.

„Was können wir tun, um wenigstens ein bisschen Druck zu erzeugen und die Menschen aufmerksam zu machen, dass hier was geschehen muss?“  Man sei den Kindern und Enkeln gegenüber verantwortlich, eine Welt zu hinterlassen, in der Frieden und Sicherheit herrsche.

Für Gutte und Knothe ist es die erste Aktion, die sie in dieser Form veranstalten. Man sei weder eine feste Organisation noch eine Partei, so Knothe.

Prominente Unterstützung

Für ihre Aktion haben sie prominente Unterstützer gefunden. So sendete ihnen der Historiker und Publizist Professor Dr. Peter Brandt, Sohn von Willy Brandt, einen Grußtext zur Unterstützung zu.

Darin heißt es:

Frieden ist die Ultima Ratio. Dieser Satz von Willy Brandt in seiner Nobelpreisträgerrede von 1971 ist heute aktueller denn je. Dramatisch hat sich die politische Situation zugespitzt. Ein großer Krieg ist nicht mehr ausgeschlossen. Hemmungslose Aufrüstung bestimmt die politische Agenda. Entspannungspolitik, Kooperation? Eine Politik der gemeinsamen Sicherheit, die so segensreich für unser Land war, wird völlig entsorgt. Um so notwendiger sind friedenspolitische Basisinitiativen, sind Aktivitäten von Menschen für den Frieden.“

Auch Sahra Wagenknecht, Vorsitzende der Partei „Bündnis Sahra Wagenknecht“ sendete ein Grußwort. Dort heißt es:

Es muss endlich Friedensgespräche geben und ein ehrliches Bemühen von beiden Seiten um einen Kompromiss zur Beendigung des Krieges. (…) Um eine große europäische Tragödie zu verhindern, brauchen wir endlich eine eigenständige europäische Politik. Man muss Victor Orbáns Innenpolitik nicht mögen, um anzuerkennen: außenpolitisch ist er zur Zeit einer der wenigen europäischen Politiker, die das tun, was dringend notwendig ist: Gespräche einleiten, um Wege zum Frieden zu suchen und der Diplomatie wieder eine Chance zu geben. Wir brauchen eine Bundesregierung, die das unterstützt, statt einer, die fanatisch auf die militärische Karte setzt.“

Die ehemalige Bundestagsabgeordnete Angelika Barbe (r.) und ihr Ehemann unterstützten die Aktion. Foto: Matthias Kehrein/Epoch Times

Angst vor Ausweitung des Konfliktes

Das sieht auch Gutte so: „Die deutsche Politik sollte anstelle von verstärkten Waffenlieferungen wieder wirklich zur Diplomatie übergehen und ihre alten Kanäle, die sie ja mal zu Russland hatte, nutzen, um der Diplomatie wieder den Vorzug zu geben vor Waffenlieferungen.“

Das ukrainische Volk verdiene Frieden. Es müsse Opfer bringen, ohne Ende, so der Brandenburger. „Wir haben die Befürchtung, dass der Krieg sich ausweitet auf ganz Europa oder vielleicht sogar zum Weltkrieg, was natürlich eine Katastrophe für alle bedeuten würde.“

Der Rentner Helmuth Pötelt aus Sachsen ist einer der Teilnehmer der Menschenkette. Dazu ist er extra angereist. Er hat vor 40 Jahren das letzte Mal demonstriert. Damals noch auf dem Berliner Alexanderplatz. Er kenne schon alles, was jetzt gerade passiere, weil er es in der DDR erlebt habe.

Menschenkette in der Straße Unter den Linden, nahe der russischen Botschaft. Foto: Matthias Kehrein/Epoch Times

„Es geht nicht um die Ukraine, es geht auch nicht um Demokratie und Freiheit dort.“ Die sei schon seit 2014 dort geschasst worden. Es gehe darum, eine monopolare Welt zu schaffen. Und diese Tendenz verstärke sich.

Er ist sich sicher, dass Donald Trump, wenn er wieder US-Präsident werden sollte, neue Akzente setzen wird. „Die werden aber nicht weniger amerikanisch sein als bisher. Sie werden anders sein, und darauf müssen wir uns auch einstellen.“

Er wünscht sich, dass in Europa mehr Menschen für den Frieden aufstehen. „Ich bin für Frieden in Europa. Ich bin auch gegen neue Langstreckenraketen nach Osten. Das hatten wir mit den SS-20-Raketen und den Pershing II-Raketen während des kalten Krieges alles schon. Das möchte ich nicht wieder haben. Deswegen bin ich hier.“



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