Frankfurt: Missbrauchsvorwürfe gegen mehrere Kita-Mitarbeiter

In Frankfurt am Main wird gegen mehrere Kita-Mitarbeiter wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs an Kindern ermittelt. Eltern hatten Vorfälle mit sexuellem Charakter zur Anzeige gebracht.
Kinderhände und ein Regenbogen am Fenster einer Kita.
Kinderhände und ein Regenbogen am Fenster einer Kita.Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa
Von 10. August 2023

Am späten Dienstagnachmittag informierte die Stadt Frankfurt in einem Statement über Ermittlungen zu „Verdachtsfällen institutionell bedingter Kindeswohlgefährdung“. Die Übersetzung aus dem Behördendeutsch: Verdacht auf Missbrauch von Kindern.

Die der Meldung zugrunde liegenden Ereignisse basieren auf bislang vier Meldungen von „institutionell bedingten Verdachtsfällen auf sexuelle Übergriffe“, die in den vergangenen drei Monaten bei der Stadtverwaltung Frankfurt eingegangen sind. „Die Verdachtsmeldungen richten sich gegen vier Mitarbeitende bei verschiedenen Trägern, dabei handelt es sich um zwei freie Träger und zweimal um den städtischen Träger.“

Aufgrund geschlechtsverschleiernder Formulierungen („Mitarbeitende“ und „Fachkraft“) war aus dem Text nicht ersichtlich, ob es sich um männliche oder weibliche Tatverdächtige handelt.

Stadtschulamt hat noch drei Fälle in Prüfung

Frankfurts Bildungsdezernentin Sylvia Weber versicherte in dem Statement: „Wir arbeiten mit allen zuständigen Institutionen zusammen, um die Aufklärung der Verdachtsfälle vollumfänglich zu unterstützen.“ Der Schutz der anvertrauten Kinder sei „unser höchstes Gut“, so die SPD-Politikerin. Nach Stadtangaben wurde von den vier ursprünglich gemeldeten Fällen gegenüber sieben Kindern einer bereits als „nicht bestätigt“ ad acta gelegt. Dennoch sei die betroffene „Fachkraft“ nicht mehr in der Kita tätig, hieß es. Die übrigen drei Fälle befänden sich demnach noch in Prüfung.

Die Stadt Frankfurt erklärt, dass das Stadtschulamt „der Motor für den Kinderschutz vor Ort“ sei und grundsätzlich allen Hinweisen nachgehe. Darüber hinaus sei es auch zentrale Anlaufstelle zur Beratung und Unterstützung für die Träger und Einrichtungen, das Fachpersonal und alle um das Wohl der Kinder in den Einrichtungen besorgte Personen.

Polizei und Staatsanwaltschaft

Was genau passiert sein soll, was vorgeworfen wird, darüber steht in der ausführlichen und teils langatmigen Mitteilung der Stadt allerdings nichts Konkretes. Es ergeht nur der Hinweis, dass teilweise die Staatsanwaltschaft involviert ist.

Die Polizei Frankfurt erklärte Näheres zu den Vorwürfen: „Ermittelt wird wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen, des sexuellen Missbrauchs von Kindern ohne Körperkontakt mit dem Kind und des schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern“, sagte ein Polizeisprecher nach Angaben des „Hessischen Rundfunks“. Insgesamt gehe es um fünf Strafanzeigen gegen „Kita-Mitarbeitende“ in drei Kindertagesstätten aufgrund „sexuell motivierter Übergriffe“ der Fachkräfte, hieß es.

Am Montag lagen den Angaben zufolge bei der Staatsanwaltschaft Frankfurt noch drei Anzeigen gegen zwei Erzieher vor. Der Sender wies darauf hin, dass in der Meldung der Staatsanwaltschaft zu den drei Anzeigen explizit von Erziehern die Rede gewesen sei. Zu den übrigen Fällen konnte man aufgrund der gegenderten Angaben nichts Genaues sagen.

Missbrauchsuntersuchung verlief im Sand

Wie die Bildungsdezernentin Weber gegenüber dem Sender erklärt haben soll, soll in einem angezeigten Fall ein Mitarbeiter einer Kindertagesstätte ein dreijähriges Kind im Intimbereich berührt und geküsst haben. Der Fall wurde im Juli von den Eltern des Kindes gemeldet.

Der zweite angezeigte Kita-Mitarbeiter einer anderen Einrichtung hatte bereits eine Prüfung des Stadtschulamtes erfolgreich überstanden, als zwei weitere Vorwürfe von Eltern zur Anzeige gebracht wurden.

Eltern eines Kindes hatten den Mann bei der Leitung der Kindertagesstätte gemeldet. „Nach Abschluss der kritischen Prüfung wurde festgestellt, dass es keine Hinweise auf ein sexuell übergriffiges Verhalten gab.“ Daraufhin sei der Mitarbeiter wieder in die Kita zurückgekehrt. Es dauerte nicht lange, dann wurden die jüngsten beiden Vorwürfe von Eltern zur Anzeige gebracht, der Mann wieder freigestellt.

Doktorspiele als „Sexualkunde“ verkauft

Ob es sich bei den Fällen in Frankfurt auch um sogenannte „Sexualkunde“ für Kita-Kinder gehandelt hatte, ist bisher nicht bekannt. Bekannt wurde ein solcher Fall aber kürzlich unter anderem aus einer AWO-Kita in Hannover. Unter dem Titel „Ein ‚Doktorspiele‘-Raum und ein Ex-Mitarbeiter unter Missbrauchsverdacht“ berichtete „t-online“ Anfang Juli von den Plänen der Kita-Leitung. In einem separaten Raum sollten die Kinder sich und andere Kinder „streicheln und untersuchen“. Es seien in dem Zusammenhang jedoch immer mehr Ungereimtheiten zu einzelnen Mitarbeitern der Kita aufgetaucht, hieß es.

In einem Brief an die Eltern wurde das Konzept so vorgestellt, dass die Kinder in dem separaten Raum ihre Neugier bezüglich des eigenen Körpers und dessen anderer Kinder ausleben können sollten. Nacktheit sollte ausdrücklich nicht verboten sein und jedes Kind sollte selbst entscheiden, „ob und mit wem es körperliche und sexuelle Spiele spielen will“, hieß es in einem Brief der Kita-Leitung. Ein Elternbrief alarmierte das Kultusministerium. Das Jugendamt wurde eingeschaltet und stoppte die Pläne. Auch die AWO distanzierte sich von dem laut Text „Alleingang“ der Kita-Leitung.



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