Fastenmonat Ramadan beginnt für 1,9 Milliarden Muslime – in Frankfurt und Köln mit Straßenschmuck
Der Beginn des Fastenmonats Ramadan wird von 1,9 Milliarden Muslimen weltweit erwartet. Mit der Sichtung der Neumondsichel am 10. März im Westen, dem Zeichen für den Start, fällt der erste Fastentag auf den kommenden Montag.
Für Muslime stellt der Ramadan eine der fünf Säulen des Islam dar. Die Teilnahme ist verpflichtend, sofern keine Ausnahmegründe vorliegen. Nicht fasten müssen Kranke, Gebrechliche sowie schwangere, stillende und menstruierende Frauen. Auch Reisende sind nicht zur Teilnahme verpflichtet – jedoch dazu aufgerufen, versäumte Tage nachzuholen.
Worum geht es im Ramadan?
Während des Fastenmonats geht es für Muslime um Abstinenz bezüglich jedweder Form körperlichen Verlangens von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Im Vordergrund steht dabei der Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit. Untersagt sind aber auch der Geschlechtsverkehr oder der Gebrauch von Genussmitteln. Stattdessen sind die Gläubigen aufgefordert, sich für karitative oder gemeinschaftliche Zwecke einzusetzen.
Die Länge des täglichen Fastens variiert je nach geografischer Lage. In Nordeuropa müssen sich Muslime auf das längste Fasten einstellen, während der Tag in Teilen Südamerikas, Subsahara-Afrikas oder im Pazifik am kürzesten ist. Sollte der Ramadan in Ländern stattfinden, in denen es zu bestimmten Zeiten keinen Sonnenuntergang gibt, dürfen sich Muslime nach den Fastenzeiten in Mekka richten.
Der Fastenmonat endet mit Eid al-Fitr, dem „Fest des Fastenbrechens“, oder meist in türkischen Gemeinden mit dem „Zuckerfest“. Dieses wird vom 10. bis zum 11. April stattfinden.
Interreligiöses Fastenbrechen
Für die Gläubigen geht es im Ramadan nicht nur um den Verzicht, sondern um eine Vertiefung des spirituellen Lebens. Der Vorsitzende der Stiftung Dialog und Bildung, Ercan Karakoyun, beschreibt den Ramadan im „Deutsch-Türkischen Journal“ (DTJ) als eine Zeit der Anstrengung, Entbehrung, Reinigung, Inspiration und Erneuerung.
Der Fastenmonat sei eine Reise nach innen, zurück zu sich selbst und zur Verbindung mit Gott. Gleichzeitig sei er auch ein Aufruf, das Glück und die tiefe Dankbarkeit nach außen zu tragen und mit der gesamten Menschheit zu teilen.
In Deutschland leben etwa 5,5 Millionen Muslime, die meisten davon in den alten Bundesländern. Viele islamische Gemeinden nutzen den Ramadan als Gelegenheit, um mit Nichtmuslimen in den interreligiösen Dialog zu treten.
Dialogzentren der Gülen-Bewegung wie das Forum Dialog in Berlin oder der Verband engagierte Zivilgesellschaft in NRW e. V. in Düsseldorf erlauben Interessierten, sich für ein gemeinsames Fastenbrechen (Iftar) anzumelden. Auch die Islamischen Hochschulgemeinden planen interreligiöse Iftar-Abende. Im Jahr 2024 fallen der Ramadan, die christliche Fastenzeit und das jüdische Esther-Fasten vor Purim zeitlich teilweise zusammen.
Städtische Dekoration zum Ramadan mit ungebräuchlichem Schriftzug
Im Alltag stellt der Ramadan für einige Einrichtungen eine organisatorische Herausforderung dar. So gilt es für Schulen mit angeschlossener Verpflegungsmöglichkeit, die Menge der vorbereiteten Mittagsmahlzeiten für die Dauer des Fastenmonats anzupassen. Auch in Krankenhäusern, Pflegeheimen oder Justizvollzugsanstalten werden für Teilnehmer am Ramadan die Essenszeiten angepasst.
Bereits in den vergangenen Jahren war es üblich, dass einige Moscheen eine augenfällige Dekoration zum Ramadan anbrachten. 2024 gibt es auch erstmals geschmückte Straßenzüge. In Frankfurt am Main, wo bis zu 150.000 Muslime leben, hat die Stadt eine Beleuchtung in der Großen Bockenheimer Straße organisiert.
Dort wird der Schriftzug „Happy Ramadan“ in der Dunkelheit leuchten. Der Gruß ist in dieser Form eher unüblich. Die gebräuchlichen Segenswünsche für den Fastenmonat lauten „Ramadan Mubarak“ („Gesegneter Ramadan“) oder „Ramadan Kareem“ („Großzügiger Ramadan“).
Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg erhofft sich von der Einrichtung dennoch ein „Zeichen für Frieden und Mitmenschlichkeit und gegen Ausgrenzung und Hass“.
Beleuchtung in Köln ist privat über Spenden finanziert
In Köln hat demgegenüber der private Verein The Ramadan Project eine Beleuchtung im Stadtteil Ehrenfeld organisiert, wo sich auch die DITIB-Zentralmoschee befindet.
Anders als in Frankfurt am Main, wo bis zu 100.000 Euro aus der Stadtkasse für die Beleuchtung vorgesehen sind, ist diese Installation durch Spenden finanziert. Auch Köln verfügt über eine repräsentative muslimische Gemeinde. Hier werden auch die authentischen Grußformeln gebraucht.
Nach Frankfurt wird auch in Köln eine Straße zum #Ramadan📷 beleuchtet. 30 Tage lang wird die Venloer Str. in Köln-Ehrenfeld mit Ramadan-Lichtern strahlen. Initiiert wurde das Ganze vom Verein ‚The Ramadan Project‘.https://t.co/w4SuxDh7tn
— IslamiQ (@IslamiQde) March 8, 2024
Zeichen der Anerkennung oder „kulturelle Anbiederung“?
In Frankfurt am Main hat sich unter anderem die CDU gegen die von den Ampelparteien und Volt beschlossene Beleuchtung des – ausgerechnet als „Fressgass“ bekannten – Straßenzuges ausgesprochen. Die Generalsekretärin der Union in Hessen, Anna-Maria Bischof, spricht von „kultureller Anbiederung“.
Gleichzeitig habe man, so äußert sie gegenüber der „Welt“, den „Weihnachtsmarkt zum Sternenmarkt degradiert“. Auch in sozialen Medien laufen vor allem Personen aus dem AfD-Umfeld gegen den vermeintlichen Akt der „Unterwerfung“ Sturm.
Dort wird unter anderem bemängelt, dass es in mehrheitlich islamischen Ländern schließlich auch keine Weihnachtsdekorationen gebe. Diese Behauptung lässt sich zumindest mit Blick auf Länder wie die Türkei, Albanien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bosnien und Herzegowina oder Indonesien so nicht bestätigen.
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