Esel, Engel, Tannenbaum: ein Weihnachts-ABC
Weihnachten kann für vieles stehen. Nimmt man nur die Anfangsbuchstaben, kann das Gedankenkarussell kreisen. Ein paar Ideen:
W wie Weihnachtslieder
Fast jedes Lied hat seine eigene Geschichte. Eine der bekanntesten ist die steile Karriere von „Stille Nacht“, das ein Hilfspriester und ein Volksschullehrer um 1818 in einem kleinen Dorf nahe Salzburg erdachten.
Das Lied gelangte durch Sängergruppen Mitte des 19. Jahrhunderts bis nach Nordamerika – und über Missionare in die ganze Welt. Das Lied begleitete auch Feuerpausen mitten im Krieg, zum Beispiel zu Weihnachten 1914 an der Westfront in Flandern. Bekannt sind heute Übersetzungen in rund 300 Sprachen und Dialekte.
E wie Esel
Wenn in Deutschland Krippen aufgebaut werden, stehen darin oft Tiere, die in der biblischen Weihnachtsgeschichte nicht vorkommen. Im Evangelium nach Lukas ist lediglich von Hirten die Rede, die ihre Herden hüten – also wahrscheinlich Schafe oder Ziegen. E
rklärungsversuche für die Vorstellung einer Art Mini-Zoo im Stall nahe der Futterkrippe gibt es viele. Ochs und Esel könnten auf das Alte Testament zurückgehen, in dem es heißt: „Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn.“
Schafe sind ein Symbol für die Gläubigen. Das Lamm war zu biblischen Zeiten ein klassisches Opfertier. Jesus wird deshalb durch den Tod am Kreuz auch als „Lamm Gottes“ symbolisiert. Hütehunde gehören zu den Symboltieren der Wachsamkeit. Kamel, Pferd und Elefant sind mit der Vorstellung der Weisen aus dem Morgenland verbunden.
I wie Idylle
Die heutige Vorstellung von Weihnachten stammt zumeist aus dem 19. Jahrhundert, als sich das Fest ins Wohnzimmer des Bürgertums verlagerte. Eine gute Beschreibung bietet Thomas Mann in seinem Roman „Buddenbrooks“.
Mit viel Humor schildert Loriot 1978 in seinem Sketch „Weihnachten bei Hoppenstedts“, wie schwer es ist, allen Erwartungen an das Fest Rechnung zu tragen. Und das gilt bis heute: 30 Prozent der Familien berichteten von Streitigkeiten, sagt Buchautor Wolfgang Krüger.
Ein Drittel aller Trennungen finde nach Weihnachten statt. Was hilft? Vor dem Fest viel über die Wünsche der Gestaltung reden, rät der Psychotherapeut – und dazu kritische Themen vermeiden oder das Wohnzimmer verlassen, ehe es knallt.
H wie Heilige Drei Könige
Pech für Sternsinger! Caspar, Melchior und Balthasar gibt es in der Bibel nicht. Das Matthäus-Evangelium spricht lediglich von Weisen aus dem Morgenland, nennt aber weder ihre Namen noch ihre Anzahl oder einen Rang. Die Legendenbildung soll etwa im dritten Jahrhundert nach Christus begonnen haben. Die Namen stehen auch für die drei Kontinente, die damals bekannt waren: Europa, Afrika und Asien.
N wie Nussknacker
Werkzeug in Form von Figuren, um Nussschalen aufzubrechen, gibt es seit Jahrhunderten. Doch die traditionelle Gestalt im meist farbenfrohen Habit eines Soldaten, Königs oder Bergmanns hat ihre Wiege im späten 19. Jahrhundert im Erzgebirge.
Als Vater des gedrechselten Nussknackers gilt Friedrich Wilhelm Füchtner aus dem Spielzeugmacherort Seiffen. Er soll inspiriert gewesen sein von E.T.A. Hoffmanns Märchen „Nussknacker und Mausekönig“ von 1816, in dem das Mädchen Marie zu Weihnachten einen Nussknacker geschenkt bekommt.
Später wird die Gestalt durch Peter Tschaikowskys Ballet weltberühmt. Heute ist sie neben Schwibbögen und Pyramiden von Weihnachtsmärkten zwischen Tokio und Texas nicht mehr wegzudenken.
A wie Alle Jahre wieder
Schon wieder Weihnachten, war das nicht gerade erst? Wissenschaftler haben untersucht, warum ältere Menschen oft ein anderes Zeitempfinden haben – als verginge die Zeit schneller als in ihrer Jugend. Eine Erklärung dafür sind Verarbeitungsmuster im Gehirn.
Die wahrgenommene Dauer vergangener Ereignisse hängt danach stark mit der Menge neuer Erfahrungen zusammen. Je mehr neue Emotionen oder ungewöhnliche Empfindungen im Spiel sind, desto mehr „Speicherplatz“ benötigt das Gehirn, um Erinnerungen aufzuzeichnen. Sie nehmen also viel Raum ein und das dazugehörige Ereignis wirkt länger.
Im Alter gibt es meist weniger Ereignisse, die einen solch starken Eindruck im Gehirn hinterlassen. Deshalb scheint die Zeit wie im Flug zu vergehen.
C wie Christkind
Blondgelockt, mädchenhaft und engelsgleich, weißes Kleid, Flügel und Heiligenschein: Angeblich war es Reformator Martin Luther, der als Gegner der katholischen Heiligenverehrung den Nikolaus durch den protestantischen Gegenentwurf des Christkindes ersetzte. Zu Luthers Zeiten Anfang des 16. Jahrhunderts war allein Sankt Nikolaus am 6. Dezember für die Gaben zuständig.
Doch seit der Reformation übernimmt das Christkind diese Aufgabe und bringt heimlich in der Heiligen Nacht die Geschenke. Heute schreiben die Kinder in katholischen Regionen eher Wunschzettel ans ursprünglich evangelische Christkind, während in evangelischen Gegenden der vom Nikolaus abgeleitete Weihnachtsmann meist dessen Aufgabe übernimmt.
H wie Heiligabend
Nach dem jüdischen und antiken christlichen Kalender endet ein Tag mit dem Sonnenuntergang. Der Abend des 24. Dezember (Heiligabend) gehört also nach kirchlichem Verständnis bereits zum Weihnachtstag. Durch die Geburt Jesu wird die Nacht zu einer heiligen, geweihten Nacht – der „Weihnacht“.
Ursprünglich ein Tag fürs Fasten und Beten, ist mittlerweile der Heilige Abend mit der Bescherung für viele bedeutender als das eigentliche Christfest am 25. Dezember. Das christliche Fest liegt nahe an der Wintersonnenwende, die unterschiedliche Kulturen als Neubeginn feierten: Ab dem 23. Dezember werden die Nächte auf der Nordhalbkugel der Erde wieder kürzer, die Tage entsprechend länger.
T wie Tannenbaum
Wer kennt ihn nicht, den Ohrwurm „O Tannenbaum“? Weniger bekannt ist die Geschichte dieses Liedes. In seiner ersten Fassung war es der Klagegesang eines enttäuschten Liebhabers, der um 1820 den Text „O Mägdelein, o Mägdelein, wie falsch ist dein Gemüte“ über eine bekannte Melodie legte.
Der Tannenbaum, der seine Nadeln auch im Winter behielt, erschien ihm im Vegleich zum Mägdelein als Symbol der Treue. Doch die unglückliche Liebe verschwand aus dem Text. Spätestens seit dem Ersten Weltkrieg ist nur noch die Fassung des fröhlichen Weihnachtslieds für Kinder bekannt.
E wie Engel
Der Begriff leitet sich vom griechischen Wort „angelos“ ab, was übersetzt Bote oder Gesandter bedeutet. Bereits im Alten Testament werden sie als Boten Gottes erwähnt. Im Neuen Testament verkündet ein Engel Maria die Geburt Jesu.
Engel sind Juden, Christen und Muslimen vertraut – oft als unsterbliche Wesen mit Flügeln. Bereits die Völker des alten Orients kannten überirdische Wesen, die Geschicke leiten. Immer wieder inspirieren sie Maler, Dichter, Schriftsteller, Musiker und Filmemacher. In Wim Wenders modernem Meisterwerk „Der Himmel über Berlin“ etwa gibt ein Engel aus Liebe zu einer Frau seine Unsterblichkeit auf.
N wie Nazareth
Die Weihnachtsgeschichte nach dem Lukas-Evangelium erzählt, wie Josef mit seiner schwangeren Frau Maria aus der Stadt Nazareth aufbricht. Auf Befehl des Kaisers Augustus will er sich im Ort Bethlehem in eine Steuerliste eintragen. Ihr Sohn Jesus wächst später nach der biblischen Erzählung in Nazareth auf.
Heute hat der Ort im Norden Israels mit den malerischen Gassen und einem orientalischen Markt in der Altstadt fast 80 000 Einwohner. Nazareth zählt zu den größten arabischen Städten des Landes. Die meisten Einwohner sind Muslime, dann folgen Christen. (dpa/red)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion