Dortmund: Er wollte nur „gute Fotos“ – 21-Jähriger Vermummter auf Stadiondach löst Polizeieinsatz aus

Mit Hubschrauber und Festnahme: Während des Achtelfinalspiels hat die Polizei einen Mann festgenommen, der auf das Dach des Stadions in Dortmund geklettert war. Gefahr für die Zuschauer habe nicht bestanden, so die Polizei.
In Dortmund folgten Gewitter, Starkregen und Hagel dicht aufeinander.
In Dortmund folgten Gewitter, Starkregen und Hagel dicht aufeinander im Achtelfinalspiel.Foto: Federico Gambarini/dpa
Epoch Times30. Juni 2024

Der Mann, der während des Achtelfinalspiels der deutschen Fußballnationalmannschaft bei der Europameisterschaft auf das Dach des Stadions in Dortmund kletterte, hat dort offenbar Fotos machen wollen. Der 21-Jährige habe in seinem Rucksack eine Kameraausrüstung dabei gehabt, teilte die Polizei mit. Es habe zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für andere Menschen im Stadion bestanden.

Eine politische Motivation schloss die Polizei derzeit aus. Seit die Situation am späten Samstagabend bekannt geworden sei, habe die Polizei den aus Osnabrück stammenden 21-Jährigen „lückenlos“ beobachtet und die Lage jederzeit einschätzen können. Dazu seien auch Drohnen und ein Hubschrauber eingesetzt worden.

Die Szenen sorgten auch international für große Aufmerksamkeit. Er war den Angaben zufolge um 22:27 Uhr auf das Dach gelangt, also zu Beginn der zweiten Halbzeit.

Fotos aus großen Höhen

Der Mann folgte den Angaben zufolge schließlich den Anweisungen der Beamten und kehrte auf einen Steg unter dem Dach zurück. Dort sei er von Kräften einer Spezialeinheit festgenommen, gefesselt und durchsucht worden. Er habe keine gefährlichen Gegenstände bei sich gehabt.

Ersten Ermittlungen zufolge wollte der Mann schon im April 2022 in Herne und im Mai 2024 in Ulm an markanten Gebäuden in großen Höhen Fotos aufnehmen, wie die Polizei weiter mitteilte. Der Mann sei ein sogenannter „Roofer“, der auf hohe Gebäude klettert und sich dabei fotografiert oder filmt, so die „Bild“.

Ebenso wie in Dortmund liefen dazu Strafverfahren. Der Mann habe in der Vernehmung angegeben, dass er nur gute Fotos habe machen wollen. Er sei inzwischen aus dem Polizeigewahrsam entlassen worden.

Die Ermittlungen wegen Hausfriedensbruchs sind aber noch nicht abgeschlossen. Die Polizei erklärte, dass sie die Situation zusammen mit der Europäischen Fußball-Union (UEFA) nachbereiten wolle.

Es solle untersucht werden, wie der Mann das Stadion ungehindert betreten und auf das Dach gelangen konnte. Die Polizei betonte, dass die UEFA für die Sicherheit im und am Stadion eigenes Personal einsetze.

Spieler waren informiert

Auf einem Video, das von der englischen Zeitung „Daily Mail“ veröffentlicht wurde, ist zu sehen, dass der Mann zunächst vermummt war und einen größeren Rucksack auf dem Rücken hatte. Er kletterte von den begehbaren Plattformen unter dem Stadiondach auch auf die Streben der Dachkonstruktion. Auch der Moment, in dem der Mann abgeführt wird, ist dokumentiert.

Die deutschen und dänischen Spieler waren über den Zwischenfall informiert. Konkrete Auswirkungen auf den Spielablauf oder die Abreise nach der Partie hatten die Ereignisse aber nicht.

Wie der Deutsche Fußball-Bund bestätigte, berichtete Schiedsrichter Michael Oliver vor dem Anpfiff der zweiten Halbzeit die Kapitäne beider Mannschaften, Ilkay Gündogan und Kasper Schmeichel, von dem Geschehen.

Auf Bildern ist zu sehen, wie alle drei nach oben Richtung Stadiondach blicken. Die Partie lief anschließend ohne Beeinträchtigung weiter. Der Unparteiische war auch mit einem Delegierten der Europäischen Fußball-Union UEFA an der Seitenlinie in Kontakt.

Offene Fragen

Unklar ist, wie der Mann überhaupt in den Bereich unter dem Dach gelangen konnte. Der Zugang ist im Regelfall gesperrt. Die begehbaren Plattformen unter dem Dach dienen etwa der Wartung der technischen Ausstattung des Stadions.

Offen ist auch, wie der Mann mit einem großen Rucksack in den Innenraum gelangte, normalerweise ist der Eintritt damit nicht erlaubt.

Der Vorfall wirft Fragen zum Sicherheitskonzept der EM auf. Immer wieder war es in der Gruppenphase zu Zwischenfällen gekommen, als Zuschauer auf den Rasen gelangt waren, um mit den Spielern ein Foto zu machen. Beim Eröffnungsspiel hatte sich zudem ein Webvideoproduzent in einem Kostüm des Maskottchens „Albärt“ und mit gefälschter Akkreditierung Zugang zum Innenraum des Münchner Stadions verschafft.

Die UEFA verwies auf die Mitteilung der Polizei. „Wir haben keinen weiteren Kommentar“, teilte der Dachverband auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit.

Regen und Gewitter, Fanzonen teilweise geschlossen

Das Spiel musste wegen eines Gewitters in Dortmund vorübergehend unterbrochen worden. In der 35. Minute stoppte der englische Schiedsrichter Michael Oliver die Begegnung zwischen Deutschland und Dänemark, wie ein AFP-Reporter am Samstag vor Ort berichtete. Rund 25 Minuten später konnte die Partie wieder aufgenommen werden. Später gewann Deutschland zwei zu null.

Auch mehrere Fanzonen wurden am Samstag wegen des Gewittertiefs mit starkem Regen und Hagel geschlossen. Wie die Polizei Dortmund im Onlinedienst X erklärte, wurden die Fanzonen am Friedensplatz und im Westfalenpark aufgelöst. „Verlassen Sie diese Orte“, hieß es bei X.

Schon vor eineinhalb Wochen kam es wegen ähnlicher Unwetter zur Schließung zentraler Fanzonen etwa in Düsseldorf, Berlin, Köln, Dortmund und Leipzig.

Deutschland wurde in den vergangenen Wochen immer wieder von teils schweren Unwettern getroffen. In der Nacht zum Freitag zog ein Gewittertief vom Südwesten über den Westen und die Mitte in Richtung Nordosten Deutschlands. Dabei waren schwere Gewitter, Hagel und Sturmböen möglich. (afp/dpa/red)



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