Elite-Unis: Wer zahlt hat Vorrang

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Die Bücherei von Harvard.Foto: William B. Plowman/Getty Images
Epoch Times14. März 2019

Der Skandal um wohlhabende Eltern, die ihren Kindern mit Hilfe hoher Bestechungsgelder Zutritt zu Eliteunis wie Yale, Georgetown oder Stanford verschafft haben, empört derzeit die USA. Die Verärgerung über die illegale Methode ist verständlich. Doch auch legal haben Reiche einen riesigen Vorteil im harten Konkurrenzkampf um einen Platz an den renommiertesten Unis des Landes.

Die Zahlen sprechen für sich: Nur 4,6 Prozent von rund 40.000 Bewerbern erhalten einen Studienplatz in Harvard; in Stanford sind es 4,3 Prozent und bei der New Yorker Columbia-Universität nur 5,5 Prozent. Zu den abgelehnten Bewerbern zählen auch viele mit sehr guten Noten – umso größer ist der Druck, sich durch herausragende Leistungen bei den Zugangstests zusätzlich zu qualifizieren.

Dieses System bevorzugt wohlhabende Familien: Sie können sich mehrere Bewerbungen leisten und viel Geld in die Vorbereitung der Tests investieren. Besonders Reiche können aber auch mit Hilfe von Spenden nachhelfen. All das ist völlig legal. „Ich weiß, dass es hier eine große Ungleichheit gibt“, sagt Hafeez Lakhani, dessen Coaching-Unternehmen Schüler und Studenten auf die schwierigen Aufnahmetests vorbereitet. „Nicht jeder kann sich die bestmögliche Hilfe leisten – oder überhaupt Hilfe“.

Im Kindergarten wird schon über Zukunft entschieden

Viele Eltern planen das Studium ihrer Kinder schon, wenn diese kaum laufen können. „Familien in den USA sind vom Eintritt in die richtige Universität regelrecht besessen“, sagt die New Yorkerin Sylvie Bigar, deren Tochter es gerade in das renommierte Smith College in Massachusetts geschafft hat. „Fast scheint es so, als entscheide sich alles schon im Kindergarten; dass die Zulassung zu einer angesehenen Hochschule eine glanzvolle Karriere und Glück mit sich bringt“.

„Der ganze Prozess ist extrem stressig, besonders für Kinder mit Eltern, die nicht gerade im Geld schwimmen“, berichtet Angela Perez. Die Studentin an Washingtons Georgetown University stammt aus der Arbeiterklasse, ihre Eltern waren aus den Philippinen eingewandert.

„Meine Noten ließen nichts zu wünschen übrig, doch zugelassen zu werden und dafür zu zahlen war etwas ganz anderes“, sagt sie. Beworben hatte sie sich an 18 Universitäten – ein kostspieliges Vergnügen, sagt sie, wenn sie nur die Gebühren für die Anmeldungen, die Tests und die Vorbereitungen zu den Tests zusammenrechnet.

Der Prozess beginnt rund drei Jahre vor Ende der Oberschule. Schon jetzt bereiten sich die Schüler mit unzähligen Essays und Übungstests vor, üben Vorstellungsgespräche, besuchen Tutorien – Familien mit Einfluss beginnen, ihre Beziehungen spielen zu lassen. Und „in jedem Stadium dieses Prozesses gibt es für Eltern, die es sich leisten können, Unternehmen, die sie dabei unterstützen“, sagte Bigar.

Nach Angaben des Verbands Independent Educational Consultants Associations kostet eine Beratungsstunde bei Experten des Bewerbungsverfahrens 200 Dollar – da kommen rasch tausende Dollar im Jahr zusammen. Bei Lakhani zahlen Eltern durchschnittlich 40.000 Dollar, in der Hoffnung, dass ihre Kinder „höher aufsteigen werden, als sie es aus eigener Kraft geschafft hätten“, wie er sagt.

Für Kritiker illustriert dieses System die tiefe wirtschaftliche und soziale Ungleichheit in den USA. Natürlich sei es ein Skandal, wenn reiche Leute das Gesetz brächen, um ihre Kinder in Top-Schulen zu bringen, kommentierte der Journalist Rainesford Stauffer in der „New York Times“. Viel empörender sei es jedoch, dass es jedesmal zu den Zulassungszeiten an Colleges und Unis „eine legale Version, sich Vorteile zu kaufen“, gebe – sowie „eine ganze Industrie, die dies unterstützt“. (afp)



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