Ein gutes Leben: Wissenschaftliche Anleitung zum Glücklichsein
Die sogenannte Generation Z ist jene demografische Gruppe, die in etwa von Mitte der 1990er- bis in die frühen 2010er-Jahre geboren wurde. Das „Z“ wie „Zukunft“ weist darauf hin, dass diese Generation als die nächste große gesellschaftliche Gruppe betrachtet wird, welche die Zukunft gestalten wird. Aber was bewegt die vergleichsweise jungen Menschen, die oft selbstverständlich mit Technologie, dem Internet und sozialen Medien aufgewachsen sind?
Der Deloitte Global Millennial Survey hat die wichtigsten Ziele dieser Generation von Dezember 2018 bis Januar 2019 ermittelt.
Demnach gaben 57 Prozent an, ein Lebensziel sei es, viel zu reisen. Fast ebenso viele, 56 Prozent, streben an, wohlhabend zu sein. 52 Prozent wollen ein eigenes Haus besitzen, 47 Prozent einen positiven Beitrag für die Gesellschaft leisten. Das Ziel, Kinder zu haben und eine Familie zu gründen, ist nicht erste Priorität der Gen Z. Hier setzten 45 Prozent der Befragten eine Priorität.
Langzeitstudie als Anleitung zum Glück
Doch ist die Erfüllung dessen, was man für sich wünscht, wenn man wie die Generation Z ins Erwachsenenleben startet, automatisch der Schlüssel zum Glücklichsein? Reicht zum Lebensglück, Besitz zu haben, zu reisen, sich gesellschaftlich zu engagieren, und eventuell Kinder und Familie zu haben? Kurz, wenn sich das, was man sich am Anfang des Erwachsenenlebens wünscht, verwirklichen lässt? Gibt es ein Patentrezept, eine Art „Formel fürs Glück“?
Auch Harvard-Forscher sind auf der Suche nach Antworten auf diese Fragen – und das seit Generationen. Sie untersuchen seit 1938, was wirklich glücklich und zufrieden macht. Die mittlerweile seit 85 Jahren laufende Studie zeigt, was im Leben am Ende wirklich wichtig ist. Über all die Jahre sammelten die Forscher Daten zu der zentralen Frage „Was macht uns glücklich?“.
Laut dieser längsten wissenschaftlichen Studie zum Thema Glück, die jemals durchgeführt wurde, sind nicht Ruhm oder viele Reisen, Geld oder gute Gene die Glücksbringer – was zählt, sind funktionierende Beziehungen. Beziehungen in all ihren Formen: Ob gute Freundschaften, romantische Partnerschaften, verbundene Familien, Arbeitskollegen, Tennispartner, Tanz- oder Studiengruppen, sie tragen alle zu einem glücklicheren und gesünderen Leben bei.
Wohin Energie investieren?
„Gesund und glücklich durch das Leben gehen. Wenn Sie jetzt in Ihr zukünftiges Bestes selbst investieren würden, wohin würden Sie Ihre Zeit und Ihre Energie investieren?“ Diese Frage stellt Prof. Robert Waldinger, aktueller Leiter der Harvard-Langzeitstudie, zu Beginn seines Ted-Talk „What Makes a Good Life“.
Der Vortrag wurde mittlerweile mehr als 45 Millionen Mal angesehen und befindet sich unter den Top Ten der meistgesehenen TED-Talks aller Zeiten.
Zum Beginn im Jahr 1938 haben 724 Männer an der Studie teilgenommen. Inzwischen sind die mehr als 2.000 Kinder dieser Männer nachgerückt, auch Frauen wurden in die Studie inkludiert. Sie lassen sich von den Studienmachern alle zwei Jahre zu ihrem Leben befragen, ihre Krankenakten einsehen, sich Blut abnehmen und inzwischen sogar das Gehirn scannen.
„Seit 1938 haben wir das Leben von zwei Gruppen von Männern verfolgt – die einen waren am Harvard College, die anderen waren Jungen aus benachteiligten Familien aus den ärmsten Vierteln von Boston“, so Studienmacher Waldinger. Zu den ursprünglichen Rekruten gehörten der spätere Präsident John F. Kennedy und der langjährige Herausgeber der „Washington Post“, Ben Bradlee. Frauen waren in der ursprünglichen Studie nicht vertreten, da das College zum Studienstart noch ausschließlich Männern vorbehalten war.
„Nun, die Studienteilnehmer wuchsen heran zu Fabrikarbeitern und Anwälten, Maurern und Ärzten. Ein Präsident der Vereinigten Staaten war dabei. Einige wurden alkoholkrank. Ein paar entwickelten Schizophrenie. Einige kletterten auf der sozialen Leiter von ganz unten nach ganz oben. Und einige machten die Reise in die entgegengesetzte Richtung.“ Waldinger, der der Studienleiter in vierter Generation ist, stellt fest: „Die klarste Botschaft, die wir aus dieser 75 Jahre dauernden Studie ziehen, ist diese: Gute Beziehungen halten uns glücklicher und gesünder. Punkt.“
Drei wichtige Lektionen über Beziehungen haben sich aus den Studienergebnissen herauskristallisiert:
1. Soziale Beziehungen als lebensverlängernde Maßnahme
Die erste ist, dass soziale Beziehungen wirklich guttun, und Einsamkeit hingegen tödlich ist. Menschen, die mehr soziale Kontakte zur Familie, zu Freunden und zur Gemeinschaft haben, sind glücklicher, körperlich gesünder und leben länger als Menschen, die weniger gute, stabile Kontakte haben. Die Erfahrung von Einsamkeit ist ein lebensverkürzender Krankmacher.
Menschen, die mehr von anderen isoliert sind, als sie es möchten, sind weniger glücklich. Ihre Gesundheit verschlechtert sich früher und ihre Gehirnfunktionen lassen früher nach. Kurz, einsame Menschen haben ein kürzeres Leben als Menschen, die nicht einsam sind.
2. Qualität vor Quantität der Beziehungen als Lebenselixier
Es kommt nicht nur auf die Anzahl der Freunde an, und auch nicht darauf, ob man in einer festen Beziehung ist oder nicht, sondern auf die Qualität der engen Beziehungen. Die Langzeitstudie belegt auch, dass sich ein Leben inmitten von Konflikten schlecht auf die Gesundheit auswirkt. Dazu zählen zum Beispiel stressvolle Ehen ohne viel Zuneigung.
3. Langzeitbeziehungen sind gut für die Gehirnfunktion
Ein dritter Aspekt wurde in der Auswertung der Langzeitstudie deutlich: Beziehungen schützen nicht nur den Körper vor schnellem Verfall, sondern auch unser Gehirn. Eine stabile, sichere Beziehung zu einer anderen Person wirkt bei Menschen in ihren 80er-Jahren wie eine Art Rundumschutz. Die Gedächtnisleistung von Menschen, die in einer Beziehung leben und das Gefühl haben, dass sie sich auf den anderen verlassen können, bleibt nicht nur schärfer, sondern auch länger als bei Menschen, die in Beziehungen sind, in denen sie das Gefühl haben, dass sie nicht auf den anderen zählen können.
Sich verlassen können: Streit ist nicht gleich Streit
Studienleiter Waldinger erklärt:
Einige unserer achtzigjährigen Paare könnten sich tagein, tagaus streiten, aber solange sie das Gefühl haben, dass sie sich auf den anderen verlassen konnten, wenn es hart auf hart kam, haben diese Streitereien keinen Schaden angerichtet.“
Aus den erhobenen Daten lassen sich Prognosen ableiten, erklärt Waldinger in seinem 122-minütigen Vortrag:
Die Menschen, die in ihren Beziehungen am zufriedensten waren, seien im Alter von 80 die gesündesten gewesen. „Und als wir alles zusammentrugen, was wir über sie [die Studienteilnehmer] im Alter von 50 Jahren wussten, waren es nicht ihre Cholesterinwerte im mittleren Alter, die vorhersagten, wie sie alt werden würden. Es war, wie zufrieden sie in ihren Beziehungen waren. Die Menschen, die in ihren Beziehungen am zufriedensten waren, waren im Alter von 80 die gesündesten.“
Die glücklichsten Studienteilnehmer berichteten in ihren 80er-Jahren, dass ihre Stimmung an den Tagen, an denen sie mehr körperliche Schmerzen hätten, genauso gut blieb. Aber die Menschen, die in unglücklichen Beziehungen waren, berichteten an den Tagen, an denen sie mehr körperliche Schmerzen hatten, dass diese durch mehr emotionale Schmerzen verstärkt würden.
Laut der Studie waren auch diejenigen im Ruhestand am glücklichsten, die aktiv daran gearbeitet hatten, bei Verlust von Beziehungen diese wieder zu ersetzen.
Schon vorher klar, wie gut alles werden kann
Da diese Studie über einen langen Lebenszeitraum hinweg durchgeführt wurde, war es damit auch erstmals möglich, bestimmte Fragen in der Rückschau zu betrachten.
Genauso wie bei Befragungen der sogenannten Gen Z, wie eingangs beschrieben, zuerst materielle Wünsche als Lebensziele genannt werden, glaubten auch in der amerikanischen Langzeitstudie die Männer, als sie als junge Erwachsene befragt wurden, dass Ruhm und Reichtum und hohe Leistungen das wären, was zu einem guten Leben führt.
Die Studie zeigte hingegen in ihren Ergebnissen etwas anderes. Nicht unbedingt die Erfüllung der Wünsche dieser jungen Erwachsenen führte zu einem glücklichen, zufriedenen Leben: Die Menschen, denen es am besten ging, waren diejenigen, die sich auf die Beziehungen zur Familie stützten, zu Freunden oder zu einer Gemeinschaft. Das war unabhängig davon, was diese Menschen zum Ziel hatten, als sie als junge Erwachsene befragt wurden.
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