Dr. Bradley-Farrell: Wie Ungarn seine Identität und nationale Eigenständigkeit bewahrt

Die Rhetorik aus den USA erinnere die Menschen in Ungarn an ihre Sowjetzeit, bekam Dr. Shea Bradley-Farrell bei ihren Nachforschungen vor Ort für ihr Buch zu hören. Das sei ein Schlag ins Gesicht für das Land der Freien, bemerkt sie im Interview. Sie vergleicht ihren Besuch an der US-Südgrenze mit der Situation Ungarns und fragt sich, was die USA von Ungarn lernen können.
Shea Bradley-Farrell bei American Thought Leaders
Shea Bradley-Farrell bei American Thought Leaders mit Moderator Jan Jekielek.Foto: Epoch Times
Von 17. Juli 2024

Dr. Shea Bradley-Farrell ist Präsidentin des CounterPoint Institute/USA und Expertin für Außenpolitik und Entwicklungshilfe, nationale Sicherheit, internationale Entwicklung und Frauenthemen. Sie war tätig in Kuwait, dem Nahen Osten, in Afrika und Lateinamerika, um internationalen Partnern beim Aufbau von Sachkompetenz und bei der Ausbildung zu helfen.

Nach mehreren Aufenthalten und Recherchen in Ungarn schrieb sie das Buch „Last Warning to the West“ (Letzte Warnung an den Westen), welches im Dezember 2023 erschienen ist. Dazu sagt sie: „Ich wollte herausfinden, warum und wie Ungarn seine einzigartige Identität und nationale Eigenständigkeit bewahrt hat.“

Lesen Sie hier Ausschnitte aus ihrem Interview mit Gastgeber Jan Jekielek von American Thought Leaders zu Ungarns untypischer Politik in Bezug auf Einwanderung, Familie und soziale Fragen.

 

Ihr Buch über Ungarn „Letzte Warnung an den Westen“ ist bereits vor einiger Zeit erschienen. Sie waren kürzlich an der südlichen Grenze der USA und im Rahmen der Vision 2025 am CounterPoint Institute geht es um Grenzpolitik. Warum heißt das Buch „Letzte Warnung an den Westen“?

Hoffentlich ist das nicht die letzte Warnung. Ich glaube, wir sind kurz davor, unsere Freiheit zu verlieren. Reagan sagte, dass wir nur eine Generation davon entfernt sind. Damals habe ich das nicht so genau verstanden wie heute. Ich habe das Buch „Letzte Warnung an den Westen“ für die US-Amerikaner geschrieben.

Denn während meiner Zeit in Ungarn, um für das Buch zu recherchieren, sammelte ich nicht nur statistische und historische Daten, sondern führte auch Interviews mit vielen Menschen. Personen aus der Regierung, aber auch ganz normale Leute auf dem Lande wie Klempner und Maler.

Eine Person nach der anderen sagte mir, dass die Rhetorik aus den USA sie an ihre Sowjetzeit erinnert. Sie waren 46 Jahre lang bis 1991 besetzt, sodass die Erinnerung an das Leben im Kommunismus, an die marxistische Unterdrückung und an das Leben ohne Freiheit noch sehr frisch ist. Das ist ein Schlag ins Gesicht für uns. Unser Land, das Land der Freien, erinnert sie angeblich an ihre Sowjetära.

Wie genau lautet die Warnung an den Westen?

Es geht um den Marxismus, der sich in unsere westliche Zivilisation eingeschlichen hat. Man kann sich die bolschewistische Revolution ansehen und welche Themen damit aufkamen. Abtreibung galt als Gesundheitsfürsorge. Elterliche Rechte wurden gezielt beschnitten. Das waren auch bei uns in letzter Zeit wirklich Themen, vor allem der Transgender-Aktivismus.

Wenn man schaut, was damals vom Marxismus ausging, sind das heute sehr ähnliche Dinge. Im Buch nenne ich die elf Punkte der kommunistischen, psychologischen Kriegsführung. Sie wurden von einem nationalen Sicherheitsexperten verfasst und vom Verteidigungsministerium 1959 veröffentlicht, damit die Menschen den Kommunismus und Marxismus bekämpfen konnten.

Jeder einzelne dieser Punkte passt zu den USA und dem, was wir heute tun. Zwei Beispiele: Die Regierung schafft ein Propagandagremium zur Verkündung ihrer Botschaften. Im aktuellen Rechtsfall Murthy gegen Missouri wird die Regierung von Biden dessen beschuldigt.

Die Gedanken der US-Bürger sollten in den sozialen Medien unterdrückt werden. Das ist ein Punkt der kommunistischen psychologischen Kriegsführung. Ein weiteres Beispiel ist es, wenn eine Krise genutzt wird, um die Kontrolle zu erlangen. Wir haben gesehen, wie Regierungen weltweit Covid als Vorwand benutzt haben, um Menschen in Lager zu stecken, wie zum Beispiel in Australien, und um den Menschen Impfpflichten aufzuzwingen.

Mit meiner Warnung will ich den Menschen sagen, dass sie aufwachen sollen. In Ungarn sagte man mir, dass US-Amerikaner nicht mehr wissen, wie es ist, nicht frei zu sein. Die Ungarn schon, sie haben ihre Freiheit erst 1991 wiedererlangt. Viele erinnern sich noch daran, wie es war, unter sowjetischer Unterdrückung zu leben. Ich habe einige ältere Herren über 80 oder 90 interviewt, die mir sehr genau davon berichteten, wie es ist, ein Leben in Angst und ohne Freiheit zu führen.

Sie sind die Präsidentin des CounterPoint Institute mit einem Schwerpunkt auf Außenpolitik.

Am CounterPoint Institute geht es um Außenpolitik und nationale Sicherheit. Aber wir sitzen nicht nur herum und verfassen tolle politische Papiere. Wir gehen auch dorthin, wo sich die Probleme abspielen. Vor einer Woche bin ich von der US-Südgrenze zurückgekehrt, wo ich mit Anwohnern, örtlichen Strafverfolgungsbehörden, Beamten und Geschäftsinhabern gesprochen habe, um herauszufinden, was an der Grenze wirklich passiert.

In den Medien habe ich dann darüber berichtet. Aber die Öffentlichkeit weiß wirklich nicht, was dort unten passiert, und die Grenzbewohner sind deswegen sehr entmutigt. Die Politiker kommen dorthin und die Bewohner vor Ort erzählen ihnen immer wieder ihre Geschichten.

Dann kehren die Politiker nach Washington zurück und nichts ändert sich. Vergangenes Jahr war ich drei oder vier Monate in Mitteleuropa, um von dort aus zu berichten. Ich war im ukrainischen Flüchtlingszentrum in Ungarn. Wir wollen dorthin gehen, wo sich die Probleme abspielen.

Wir wollen die US-Amerikaner über das aufklären, was dort vor sich geht, so wie wir es hier gerade tun. Dann gehen wir zum Capitol Hill und sprechen mit Abgeordneten und der Regierung, um die Politik und die Gesetzgebung mitzugestalten.

Vor einem Monat hat Ungarn mit China eine „Umfassende strategische Partnerschaft für die neue Ära“ geschlossen. Das ist für viele überraschend. Haben Sie ein paar Gedanken dazu?

Ich habe eine Menge Gedanken dazu. In meinem Buch gibt es sogar ein ganzes Kapitel darüber. Ich war sehr offen und ehrlich gegenüber den Regierungsvertretern und Freunden, mit denen ich in Ungarn gesprochen habe. Sie wissen, wie ich darüber denke, und wir sind unterschiedlicher Meinung.

Aber lassen Sie mich zunächst versuchen, die Denkweise zu erklären, egal ob ich dem zustimme oder nicht. Seit Tausenden Jahren leben sie in diesem von der Außenwelt abgeschnittenen Gebiet, das von allen möglichen Völkern erobert wurde. Wenn man mit ihnen spricht, versteht man, dass in ihrer Politik und Denkweise das Überleben an erster Stelle steht.

Das Kapitel in meinem Buch heißt „Balancieren zwischen Ost und West“. Das tun sie schon seit langer Zeit. Vor über tausend Jahren wurden sie zu einem christlichen westlichen Königreich. Aber sie sind ein Volk, das aus dem Osten kam, irgendwo im Uralgebirge. Die tatsächliche Herkunft der Ungarn ist sehr unklar.

Aber sie kamen aus dieser Gegend und zogen nach Westen, bis sie schließlich zu einem Königreich wurden. Für sie ist das Überleben das Wichtigste. Sie haben wirtschaftliche Investitionen von den Chinesen erhalten, was ihrer Wirtschaft hilft. Ich gebe hier wieder, was mir von einigen Regierungsbeamten dort erzählt wurde.

Lassen Sie uns über Familienpolitik sprechen, denn die ist in Ungarn erfolgreich gewesen. Das ist interessant, denn das wird in der Form nirgendwo anders so gemacht. Was genau machen sie?

Zusammengefasst: je mehr Kinder, desto mehr Steuersenkungen. Es gibt auch Zuschüsse und Kredite für Wohnraum oder größere Autos, je mehr Kinder man hat. Das hat die Ungarn sehr unterstützt und der Bevölkerungsrückgang wurde umgekehrt.

Zu Beginn dieser Politik vor zehn Jahren lag die Geburtenrate bei 1,2 und liegt jetzt bei 1,6. Sie ist noch nicht so hoch, dass die Bevölkerungszahl stabil bleibt, aber die Richtung stimmt. Vor einem Jahr hatten sie die höchste Heiratsrate in der EU und die Abtreibungsrate hat sich halbiert. Im Laufe der Zeit werden die Vorteile dieser Politik immer deutlicher werden.

In dem Dokumentarfilm „Weapons of Mass Migration“, den wir kürzlich veröffentlicht haben, war Joshua Philipp einige Male an der Grenze. Es gibt von den UN finanzierte Organisationen, welche die Migration in der Tat erleichtern. Sind das auch Ihre Beobachtungen?

Ganz genau. Es gibt von den UN finanzierte Organisationen. Das bedeutet, dass Sie und ich diese Organisationen finanzieren. Sie geben den Menschen Anweisungen, wie sie über die Grenze können, und helfen ihnen dann, wenn sie hier sind. Sie erleichtern die ganze Sache. Ja, und wir finanzieren das.

Es gibt auch Wohltätigkeitsorganisationen, die das auf eigene Faust tun. Auch das ergibt keinen Sinn für mich, denn es passieren wirklich schlimme Dinge. Ein anderer Grenzschutzbeamter erzählte mir von diesen Unterkünften, in die Menschen verschleppt werden, wo Furchtbares passiert.

Unsere Grenzschutzbeamten sind am Ende ihrer Kräfte angelangt. Häusliche Gewalt, der Alkoholismus und Selbstmordraten sind wegen all dem sehr gestiegen. Wenn diese Organisationen glauben, dass es richtig ist, mehr Einwanderung zu ermöglichen, dann sollten sie einen legalen Weg dafür finden.

Denn wenn ihnen die Menschen, die hierherkommen, etwas bedeuten, können sie nicht gleichzeitig die illegale Einwanderung fördern. Das war mein Punkt.

Ungarn legt den Schwerpunkt auf Staatsbürgerkunde und seine nationale Identität mit seiner tausendjährigen Geschichte. Die USA haben zwar keine tausendjährige Geschichte, aber eine sehr starke, einigende Vision, die in der Verfassung verankert ist.

Interessanterweise ist einer der fünf Schritte der Sowjetisierung die Vernichtung aller bürgerlichen Vereinigungen, und das ist in Ungarn passiert. 5.000 Bürgervereine wurden aufgelöst, um die Menschen zu trennen und zu kontrollieren.

Die Ungarn sind stolz auf ihr Land und ihre nationale Identität, und Nationalismus ist kein Schimpfwort. Das Wort Nationalismus ist pervertiert worden, vor allem von den Nazis. Aber wenn man seine eigentliche Bedeutung nimmt, heißt es, auf das eigene Land stolz zu sein.

Roger Scruton hat erklärt, dass Nationalismus der eigentliche Grund für das Funktionieren der Demokratie ist, denn man kommt zusammen und einigt sich darauf, wie die Wirtschaft funktionieren soll, wie das Gesetz funktionieren soll und wie die Gesellschaft funktionieren soll.

Das ist der Sinn der Zusammenarbeit innerhalb einer Nation, den man Nationalismus nennt. Hier können wir von Ungarn lernen. Darauf basiert ein Großteil ihrer Macht. Wir müssen uns daran erinnern, dass die USA auf altbewährten Grundsätzen aufgebaut wurden. Haben wir Probleme gehabt? Ja, die hatten wir.

Sicherlich war die Sklaverei ein gewaltiges Problem. Ich glaube, dass uns die Gründungsdokumente und diese Grundsätze gegeben wurden, um diese Probleme zu bewältigen. Und genau das müssen wir auch weiterhin tun, wenn sich neue Herausforderungen zeigen.

Vielen Dank für das Gespräch!



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