Die Schattenseite günstiger Barbershops – das sagt ein Brancheninsider
In den vergangenen Wochen wurden vermehrt Hauterkrankungen gemeldet, die in Zusammenhang mit mangelnder Hygiene in einigen Barbershops stehen sollen. Doch Barbershop ist nicht gleich Barbershop, wie Micha Birkhofer, Geschäftsführer des Großhandels 1o1 Barbers aus Waiblingen, gegenüber Epoch Times erklärt. Seit zehn Jahren versorgt er Barbershops mit notwendigem Zubehör – von der Einrichtung bis zum Rasiermesser – und gilt damit als Experte in der Branche.
Schon länger laufe die Diskussion, dass vor allem Barbershops, die im unteren Preisniveau arbeiten, in gewissen Bereichen sparen, leider auch im Bereich der Hygiene.
„Wenn man hygienisch sauber arbeiten will, benötigt man entsprechende Desinfektionsmittel und natürlich auch Zeit dafür“, so Birkhofer.
Kunden von Barbershops, die im Akkord arbeiten oder weniger Geld in Ausbildung und Hygiene investieren, haben hier das Nachsehen.
Daran erkennt man gute Barbiere
Im Gegensatz dazu arbeiten viele Barbershops mit einem speziellen Desinfektionsglas, das direkt am Arbeitsplatz steht. Dort werden benutzte Scheren und Kämme zwischen einem Kunden zum nächsten desinfiziert. Zwar sei das keine Garantie, dass die entsprechenden Vorgaben der Desinfektionsmittelhersteller konsequent eingehalten werden, aber immerhin ein Hinweis, dass auf Hygiene geachtet wird.
„Richtig sehen wird man das aber erst, wenn man in einem Barbershop zuschaut, wie ein Kunde bedient wird oder man selbst in den Genuss kommt“, schildert Birkhofer weiter.
Denn es geht nicht nur um Kämme und Scheren, sondern auch um Rasiermesser und Aufsätze von Haarschneidemaschinen, die mit einem speziellen Spray nach jedem Kunden gründlich gesäubert und desinfiziert werden müssen.
Strengere Hygieneauflagen in Corona-Zeiten
Gegenüber Epoch Times macht Birkhofer auch deutlich, dass das Thema Hygiene nicht nur in Barbershops, sondern auch in Friseursalons eine große Rolle spielt – und auch in anderen Branchen.
„In den Corona-Jahren mussten wir alles streng durchdesinfizieren“, erinnert er sich. Manche Betreiber oder Mitarbeiter von Barbershops seien, wie Angestellte in anderen Bereichen auch, einfach genervt gewesen von den strengen Hygieneauflagen.
Dazu zählt Birkhofer auch die Maskenpflicht und den Umstand, dass Friseurumhänge nach jedem Tragen einmal gewaschen werden mussten oder mit Einwegumhängen gearbeitet werden musste. „Als die Maßnahmen gelockert wurden, sind manche etwas nachlässiger geworden.“
Ohne Meister zum Barbershop
Im Gegensatz zu Friseurläden müssen Barbershopbetreiber nicht zwingend eine Meisterausbildung vorweisen. Auch Ungelernte können den Beruf des Bartschneiders in Deutschland ausüben, müssen sich aber dann ausschließlich auf das Barthaar konzentrieren.
Das sei aber eher die Ausnahme, so Birkhofer: „Inzwischen werden in 60 bis 90 Prozent der Fälle auch die Haare geschnitten.“
Das geht entweder mit der Meisterausbildung, die in Deutschland absolviert wird, oder einer adäquaten Ausbildung im Ausland, die im Rahmen einer Ausnahmegenehmigung von der zuständigen Handwerkskammer anerkannt wird. Im letztgenannten Fall darf der selbstständige Barbier dann aber nur männliche Kunden bedienen. Hinzu kommt die weitere Einschränkung, dass mit chemischen Mitteln nicht gearbeitet werden darf; im Klartext: Haare färben ist tabu.
Auf dem Weg zum neuen Handwerk?
Für Birkhofer ist es ein Jammer, dass der Barbier in Deutschland nicht als Ausbildungsberuf angeboten wird.
„Seit Jahren bin ich schon dafür, dass man das Herrenfach allein erlernen sollte, denn viele junge Menschen lassen sich dafür begeistern“, sagt er. „Die würden gern in einem Barbershop arbeiten, wollen aber nicht den klassischen Friseurberuf erlernen.“
Schon jetzt freut sich der Barbierkenner auf den nächsten Barbierwettbewerb, der voraussichtlich im Oktober 2025 ansteht. Vor der Corona-Zeit fand die Veranstaltung großen Anklang, auch auf internationaler Ebene – und vielleicht trägt sie bald auch dazu bei, dass das Handwerk bald als eigenständige Ausbildung angeboten wird.
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