Brüsseler Biermuseum soll neuer Touristenmagnet werden

Belgiens Bier zählt zum Unesco-Weltkulturerbe. Nun gibt es für das Bier ein „spielerisches Museum“, eine angemessene Ausstellung im Herzen von Brüssel. Sogar Verkostungen sind möglich.
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Ein Gärtank in der Belgian Beer World, dem weltgrößten interaktiven Erlebniszentrum rund um das Thema Bier. Es wurde am 7. September 2023 im renovierten Börsengebäude „La Bourse/De Beurs“ in Brüssel neu eröffnet.Foto: JOHN THYS/AFP via Getty Images
Epoch Times10. September 2023

Ein Biermuseum der besonderen Art ist seit Samstag in Brüssel zu sehen. Die „Belgian Beer World“ ist in die prächtig renovierte alte Börse eingezogen und hat aus Sicht der Stadtoberen das Zeug zum Touristenmagneten. Die interaktive Ausstellung gibt Einblick in die Geschichte und Herstellung des belgischen Bieres. Höhepunkt ist die Bierverkostung auf der Dachterrasse, mit Blick auf den Großen Markt im Zentrum der belgischen Hauptstadt.

Belgiens Bier sei einzigartig, sagt der Brüsseler Bürgermeister Phlippe Close. Es zähle nicht nur zum Unesco-Weltkulturerbe, sondern sei auch das bekannteste Exportprodukt des Landes. Rund 1.600 Biersorten aus 400 Brauereien zählt Belgien, 70 Prozent der Produktion gehen ins Ausland.

Ein „spielerisches Museum“

Für all das gebe es nun erstmals eine angemessene Ausstellung, sagt Bürgermeister Close. Er sieht in der neuen Bierwelt eine „Top-Attraktion“ neben Atomium, Manneken Pis und dem Großen Markt mit den Häusern der mittelalterlichen Zünfte, zu denen natürlich die Brauer gehörten.

„Wir haben ein spielerisches Museum geschaffen“, sagt Charles Leclef, der in der Stadtverwaltung für das neue Museum zuständig und selbst Brauer ist. Besucher können sich im Obergeschoss des Börsengebäudes mit Sensorbildschirmen über die Brautradition belgischer Klöster und Schanktraditionen informieren und in einem videoanimierten „Gärtheater“ in den Fermentierungsprozess eintauchen.

Die Ausstellung zeigt auch Zutaten, die nach dem deutschen Reinheitsgebot als Todsünden gelten: Zucker, Gewürze oder andere Geschmacksstoffe, etwa für das in Belgien beliebte Kirsch- oder Himbeerbier. Sie sind neben Hopfen, Malz, Hefe und Wasser in vielen belgischen Bieren üblich.

Kriek, Kwak, Delirium Tremens oder Mort Subite (sofortiger Tod) heißen belgische Biersorten. Hunderte von ihnen haben in einer raumfüllenden Glasvitrine Platz gefunden. Virtuelle Kellner „empfehlen“ den Gästen das zu ihnen passende Getränk, nachdem diese durch Ziehen eines Zapfhahns ihre Vorlieben verraten haben.

Mit Hilfe eines bedruckten Bierdeckels können sich die Besucher das erwählte Bier dann von echten Kellnern in der Skybar servieren lassen. Während der Blick über die Brüsseler Innenstadt schweift, erklingt „Gezondheit“ oder „Santé“ – „Prost“ in den Landessprachen Niederländisch und Französisch. Allein das Panorama lohnt den Besuch.

Kleinere Brauereien schäumen

Bis zu 350.000 Besucher könnten den neuen Biertempel im ersten Jahr besuchen, hoffen die Organisatoren. „Unser Ziel ist es nicht, den Konsum anzukurbeln“, beteuert der Vorsitzende des belgischen Brauereiverbandes, Krishan Maudgal. Der ist seit 20 Jahren rückläufig, ähnlich wie in Deutschland.

Wer das Biermuseum besuchen will, muss tiefer in die Tasche greifen: 17 Euro für Erwachsene und bis zu zwölf Euro für Kinder kostet der Eintritt. Die Organisatoren empfehlen, Tickets vorab über die Internetseite zu reservieren.

Wer sich das Geld sparen will, kann einfach durch die Haupthalle der alten Börse flanieren, die nach mehr als vierjährigem Umbau für die Allgemeinheit offen steht. Das zwischen 1868 und 1873 errichtete „Börsenpalais“ im Neorenaissance-Stil beeindruckt mit seinen mächtigen Säulen, Skulpturen und Stuckverzierungen. Rund 83 Millionen Euro hat sich Brüssel den Umbau kosten lassen. Die Europäische Union hat 18 Millionen Euro zugeschossen.

Ganz ohne Streit geht dieses neue Projekt nicht an den Start, wie in Belgien durchaus üblich. Kleinere Brüsseler Brauereien schäumen, weil sie in dem neuen Museum eine Werbefläche für Gerstensaftgiganten sehen, allen voran Anheuser-Busch InBeV als weltgrößte Brauerei. Ihre Marken wie Leffe oder Stella Artois hätten zu viel Platz, heißt es. Der Verantwortliche Leclef beschwichtigt: Dutzende Kleinbrauereien sollten in das Projekt noch eingebunden werden.

Mit deutschen Brauern sei das Verhältnis dagegen freundschaftlich, betont Brauer-Chef Maudgal. „Wer weiß, vielleicht gibt es hier demnächst auch eine Sonderausstellung zu deutschem Bier.“ (afp)



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